Stephan Rommelspacher
Stephan Rommelspacher freut sich über das neue Instrument, das der Leipziger Orgelmusik eine gewichtige neue Stimme verleihen wird. Bildrechte: fotografie gert mothes

MDR FIGARO trifft … Stephan Rommelspacher | 19.09.2015 | 11:05-12:00 Uhr Ein magischer Moment, wenn ersten Töne nach der Orgelweihe erklingen

23. September 2015, 16:42 Uhr

Stephan Rommelspacher ist Kantor der neu erbauten Leipziger Propsteikirche "St. Trinitatis", für die nun die feierliche Weihe der Orgel ein Höhepunkt ist. Darüber ist er mit Vladimir Balzer im Gespräch.

Nachdem am 9. Mai 2015 in Leipzig die neue katholische Propsteikirche St. Trinitatis geweiht wurde, steht nun am 27. September die Weihe der Orgel durch Altbischof Joachim Reinelt der Diözese Dresden-Meißen an. Für Kantor Stephan Rommelspacher ein großer Augenblick. Denn sobald die Weihwassertropfen auf Spieltisch und Orgelprospekt getrocknet sind, wird die neue Vleugels-Orgel erstmals das Gotteshaus mit ihrem Klang erfüllen.

Drei Manualklaviaturen, eine Pedalklaviatur, 46 Register und 2.700 Pfeifen können nun zum Einsatz kommen. Propsteikantor Stephan Rommelspacher wird im Rahmen der Heiligen Messe ein Auftragswerk des Fördervereins "Freunde der Propsteimusik Leipzig" zur Uraufführung bringen: "Leipziger Laudamus", eine Komposition von Enjott Schneider für Orgel, Bläser und Percussion.

Ein Hoch auf die neue Orgel

Am Nachmittag gibt es eine Orgelführung und am Abend ein Festkonzert. Anschließend feiert die Propsteigemeinde ihre neue Orgel in einer Festwoche bis zum 3. Oktober mit vielen Gästen und zahlreichen Konzerten.  In der großen Leipziger Orgelnacht am 2. Oktober  werden sechs Leipziger Organisten von 19:30 Uhr bis Mitternacht spielen. Dazu gibt es Lyrik und Prosa rund um das Instrument. Die Festwoche endet mit der sonnabendlichen Mottete des Thomanerchors, an diesem Tag nicht wie gewohnt in der Thomaskirche, sondern in der Propsteikirche St. Trinitatis. Die bischöfliche Weihe der Kirchenglocken wurde indes auf Frühjahr 2016 verschoben. Über die "Königin der Instrumente", das Besondere der Vleugels-Orgel und die Festwoche nach der Weihe, ist Stephan Rommelspacher bei "MDR FIGARO trifft …" im Gespräch mit Vladimir Balzer.

Die Orgelweihe ist ein liturgischer Akt, also ein Gottesdienst. Da gibt es einen festen Ritus, Gebete und Texte. Typisch für eine Orgelweihe ist: Es fängt ohne Orgel an, denn die muss ja erst geweiht werden und dann darf sie erst spielen. Das heißt, die Gewandhaus-Bläser spielen zu Beginn und begleiten das erste Lied, dann wird der Bischof den Weiheakt vornehmen - und dann erst darf die Orgel ertönen. Das ist ein magischer Moment, wenn die ersten Töne kommen.

Stephan Rommelspacher

Studiogast Stephan Rommelspacher im Porträt

In Friedrichshafen am Bodensee wurde Stephan Rommelspacher 1959 geboren. Er bekam eine musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen und studierte anschließend Kirchenmusik, Schulmusik und Musikwissenschaft in Freiburg im Breisgau und erlangte das Orgel-Konzertdiplom in Wien.  Danach war Stephan Rommelspacher zwölf Jahre Kantor am Münster "Unserer Lieben Frau" in Villingen/Schwarzwald und Bezirkskantor der Erzdiözese Freiburg für die Region Schwarzwald-Baar. In dieser Zeit gab er zahlreiche Aufführungen mit dem Villinger Oratorienchor und dem von ihm gegründeten Kammerchor "Capella Nova". Zugleich war er als konzertierender Organist sowie als Orgeldozent an den Staatlichen Musikhochschulen Freiburg und Trossingen tätig.

Die 2002 eingeweihte Rekonstruktion der Johann-Andreas-Silbermann-Orgel von 1752 in der Benediktinerkirche Villingen geht auf Initiative von Stephan Rommelspacher zurück. Im Jahr 2000 wurde er als Domkapellmeister an die Hohe Domkirche Trier berufen und hatte damit die musikalische Gesamtleitung an Deutschlands ältester Bischofskirche inne. Mit dem Ausbau der Nachwuchsarbeit und Gründung neuer Chorgruppen setzte Stephan Rommelspacher wichtige Akzente für die strukturelle Neuausrichtung der Dommusik. So konnten 2008 die Bischöfliche Grundschule am Dom mit musikalischem Schwerpunkt eröffnet  und 2012 das neue "Chorhaus am Dom" geweiht werden.

Neben dem regelmäßigen Dienst in den Gottesdiensten der Kathedrale brachte Stephan Rommelspacher mit dem Trierer Domchor eine Reihe herausragender Werke der Oratorienliteratur zur Aufführung, darunter Claudio Monteverdis "Vespro della Beata Vergine", Heinrich Ignaz Franz Bibers 36-stimmige "Missa Alleluja", Anton Bruckners Messe in f-Moll, Antonín Dvořáks "Stabat Mater", Giacomo Puccinis "Messa di Gloria", Edward Elgards letztes Oratorium "The Kingdom" und Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll.  

Er schrieb zudem zahlreiche Chorsätze und Kompositionen für die liturgische Praxis. Einige wurden im "Trierer Chorbuch zum Gotteslob" publiziert, das 2014 im Bärenreiter-Verlag erschien.  Auch das "Freiburger Chorbuch", 1994 erschienen im Carus-Verlag,  wurde von ihm mit herausgegeben. Für das Bistum Trier war Stephan Rommelspacher auch maßgeblich an der Erarbeitung des Eigenteils zum katholischen Gebet- und Gesangbuch "Gotteslob" beteiligt.

Am 1. September 2013 übernahm Stephan Rommelspacher in der Nachfolge von Kurt Grahl das Kantorat an der Propsteikirche Leipzig. Bis zum Sommersemester 2014 unterrichtete er parallel an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig Liturgisches Orgelspiel.

Die mitteldeutsche Orgellandschaft:

Angaben zur Sendung MDR FIGARO trifft … Stephan Rommelspacher
Kantor der Propsteikirche St. Trinitatis Leipzig

Sendung:
19.09.2015 | 11:05-12:00 Uhr

Wiederholung:
20.09.2015 | 16:05-17:00 Uhr

Moderation: Vladimir Balzer
Redaktion: Angelika Zapf