Lese-Café | MDR FIGARO | 25.11.2014 | 22:00-23:30 Uhr (Wdh.) Bernhard Schlink mit seinem Roman "Die Frau auf der Treppe"

In seinem neuen Roman "Die Frau auf der Treppe" benutzt Bernhard Schlink für das Erzählen ein berühmtes Gemälde von Gerhard Richter. Schlink baut um dieses Bild einen spannenden Roman über drei Männer und eine Frau, die Frau auf der Treppe. Über vierzig Jahre reicht ihre Geschichte zurück, denn die Männer - ein Maler, ein Bankier und ein Rechtanwalt - sind in diese Frau verliebt. Ihre erotische Verwicklung beginnt damit, dass der Rechtsanwalt einen Vertrag aufsetzen muss, der zu regeln versucht, was wem gehört. Wem die Frau, wem das Bild? - 40 Jahre später begegnen sie sich wieder. Jetzt wird ihre Geschichte tragisch zu Ende gehen.

Bernhard Schlink hat mit "Die Frau auf der Treppe" einen Roman vorgelegt, der dem Leser eine bewegende, dramatische Liebesgeschichte bietet. Aber wie oft bei Schlink greift er gedanklich weiter. Wie schon in seinem Roman "Das Wochenende" spielt die Zeit der 68er in Deutschland noch einmal eine Hauptrolle. Auch in seinem neuen Werk zeigt sich Schlinks Kunst, psychologisch reich ausgestattete Figuren in ein politisch aufgeladenes zeitgeschichtliches Umfeld zu stellen. Warum ihn diese Mischung reizt und wie er beides aufeinander abstimmt, auch darum geht es im Gesprächs, das Gastgeber Michael Hametner mit Bernhard Schlink in der Leipziger Stadtbibliothek führen wird, live übertragen von MDR FIGARO.

Bernhard Schlink ist ein literarischer Quereinsteiger, hauptberuflich war und blieb er stets Jurist. Nach seiner Promotion wurde er zuerst Rechtsprofessor in Bonn und Frankfurt am Main, später dann an der Humboldt-Universität in Berlin. Von 1987 an war er außerdem als Verfassungsrichter für das Land Nordrhein-Westfalen tätig und arbeitete nach dem Mauerfall an einer Übergangsverfassung für die DDR mit. Mittlerweile blickt Schlink auf ein Vierteljahrhundert der Schriftstellerei zurück. Viele von Schlinks Helden sind Anwälte, und die Fragen, die er literarisch zu behandeln sucht, kommen oft im juristischen Gewand daher.