Lese-Café | MDR FIGARO | 09.08.2015 | 12:05-13:00 Uhr (Wdh.) Michael Köhlmeier zu Gast im MDR FIGARO-Café

Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier ist vielen Lesern durch seine großartigen Nacherzählungen von Sagen des klassischen Altertums bekannt. Seine Kunst, die griechischen Sagen frei nachzuerzählen, hat ihn bei Lesern und Hörern zum Kultautor gemacht. Gleichzeitig ist Köhlmeier aber ein außergewöhnlicher Romanautor. In den letzten beiden Romanen "Abendland" (2007) und "Die Abenteuer des Joel Spazierer" (2013) erzählt er mit seinen Figuren die Schmerzens-Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Im vergangenen Herbst legte er den Roman "Zwei Herren am Strand" vor, der sich so schnell nicht in das bisherige Schreiben Köhlmeiers einordnen läßt. Der Roman gibt sich als raffinierte Mischung aus Doppelbiografie, Essay und Erzählung, als Mixtur aus Fakten und Fiktionen. Protagonisten sind zwei historische Figuren: der britische Politiker und Staatsmann Winston Churchill und Charlie Chaplin, der große Komödiant und Filmemacher. Beide verband die Erfahrung der Schwermut, der Depression, die sie seit Ende der 20er-Jahre immer wieder zusammengeführt hat. Dass sie einander begegnet sind, ist belegt, aber ob sie am Strand von Kalifornien Gespräche über den "schwarzen Hund" geführt haben, wie sie die Depression nennen, ist ein Spiel der Phantasie von Michael Köhlmeier.

Das Zusammenfließen von historisch Verbürgtem und literarischer Phantasie macht den Roman "Zwei Herren am Strand" macht Köhlmeiers Roman außergewöhnlich. - Was ist von der Beziehung Churchill - Chaplin verbürgt, was ist Erfindung des Autors? Warum begleitet er erzählerisch diese Figuren durch mehrere Jahrzehnte der Geschichte des 20. Jahrhunderts?

Gastgeber Michael Hametner befragt Michael Köhlmeier zu seinem Romankonzept. Der Autor liest kurze Passagen aus "Zwei Herren am Strand". Musikalisch wird Gespräch und Lesung von Stephan König begleitet.