Damen des MDR-Rundfunkchors bei einer Produktion in der Leipziger Peterskirche. 11 min
Bildrechte: MDR/Andreas Lander
11 min

Michael Langemann schrieb "Inseln" während der Corona-Zeit für den MDR-Rundfunkchor. Es setzt sich mit der Ausnahmesituation der Pandemie auseinander und überwindet gleichzeitig deren Einschränkungen im virtuellen Raum.

Do 17.09.2020 21:34Uhr 11:18 min

https://www.mdr.de/klassik/mdr-rundfunkchor/langemann-inseln-gesang-von-ferner-naehe-rundfunkchor100.html

 „Inseln“ von Michael Langemann macht trotz der strikten Abstandsregeln den MDR-Rundfunkchor in seiner Größe, seiner Vielgestaltigkeit  und seinem einzigartigen Klang erlebbar. Möglich wird dies durch die kreative Struktur der Komposition, deren einzelnen Bausteine sich zu einem mehrdimensionalen Klangpuzzle zusammenfügen.

Inhaltlich geben die sechs Teile von „Inseln“ den Gefühlen angesichts der coronabedingten Einschränkungen Ausdruck, von Schwermut über Zorn bis zu Sehnsucht. Dabei bezieht sich Michael Langemann auch auf literarische Inspirationsquellen wie Boccacios „Decamerone“, dessen Erzählungen sich vor dem Hintergrund einer anderen Pandemie, der im Jahr 1348 in Florenz wütenden Pest, entfalten: „Boccaccios Worte aus dem ‚Decamerone‘ geben die Bedeutung des freundschaftlichen Trostes in der Abgeschiedenheit wieder, Hölderlins Verse aus ‚Zornige Sehnsucht‘ kann man als Reaktion auf den Seelenzustand während des Lockdowns verstehen und Schillers ‚Ode an die Freude‘ als Metapher des wachsenden Wunsches, die Vereinzelung zu überwinden und gemeinsam Nähe und Musik live zu erleben. Abschnitte der Sprachlosigkeit wechseln sich mit den drei textierten Teilen ab: Das Summen und die Vokalisen sind als Sinnbild des Verstummens auch der Musik deutbar.“

Der Komponist hat die Struktur von „Inseln“ so angelegt, dass die einzelnen Bausteine in vollständig getrennten Sessions der einzelnen Chorgruppen stattfinden konnten. Realisiert wurden die Aufnahmen mit dem MDR-Rundfunkchor Anfang Juli in der Leipziger Peterskirche unter der künstlerischen Leitung von Philipp Ahmann.

„Die Komposition ist als Ganzes mehr als die Summe der einzelnen Bausteine. Sie steht  als Sinnbild für den wachsenden Wunsch, ‚Inseln‘ mit anderen Menschen gemeinsam live zu erleben. Das wird erst möglich sein, wenn alle unsere Sängerinnen und Sänger wieder gemeinsam proben und auftreten dürfen. Bis dahin möchte ich herzlich  einladen, den MDR-Rundfunkchor und ‚Inseln‘ virtuell zu erleben. Wir werden online in sieben Teilen die ‚Bausteine‘ dieser Komposition präsentieren, jedes Mal in anderen Konstellationen – eine musikalische Entdeckungsreise quasi in die DNA dieser Komposition!“, so der künstlerische Leiter des MDR-Rundfunkchors.

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video