Coverbild der CD "Geistliche Gesänge" vom MDR-Rundfunkchor
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"Geistliche Gesänge" mit dem MDR-Rundfunkchor

15. Mai 2023, 11:01 Uhr

Die Vertonung von Bibeltexten für die menschliche Stimme reizte die Komponisten aller Zeiten. Auf der neuen CD "Geistliche Gesänge" des MDR-Rundfunkchors versammeln sich nun tiefgründige Motetten von Bach und Reger sowie eine Vokalimprovisation des norwegischen Komponisten Knut Nystedt. Die CD gewann den International Classic Music Award 2017 in der Kategorie "Chormusik".

Anlässlich seines 100. Todestages stand Komponist, Organist und Dirigent Max Reger 2016 besonders im Fokus. Drei seiner Motetten bilden deshalb den Schwerpunkt der CD "Geistliche Gesänge".

Besondere Verbindung: Regers Motetten, Bachs Chormusik und die Stadt Leipzig

Der MDR-Rundfunkchor
Der MDR-Rundfunkchor Bildrechte: MDR/Andreas Lander

Voller Vorfreude auf die traditionsreiche Musikstadt kam Reger 1907 nach Leipzig, um seine Stelle als Kompositionsprofessor am Konservatorium anzutreten. Der glühende Bach-Verehrer war von den Motetten des Thomanerchors tief berührt und beschloss, selbst zunächst "ein kleineres Chorwerk“ zu komponieren. Daraus wurde allerdings schnell die üppige, fünfstimmige Motette "Mein Odem ist schwach“, in der er vier Textstellen aus dem Buch Hiob kontrastierend in Fugen und choralähnlichen Abschnitten verarbeitet. Er widmete das Werk dem Thomanerchor, der es 1909 erstmal aufführte. An seine zwei Jahre später komponierte Motette "Ach, Herr, strafe mich nicht“ wagte sich zunächst kein Chor, denn sie wird von einer komplexen Doppelfuge gekrönt.  Erst zwei Jahre später kam die Uraufführung durch einen Chor aus Aachen zustande. Die dritte Motette "O Tod, wie bitter bist du“ beschließt den Zyklus hoffnungsvoll in hellem Dur, nachdem der Beginn noch mit Dissonanzen und Seufzermotiven erschütterte.

Regers Motetten stellt der MDR-Rundfunkchor unter Dirigent Florian Helgath eine von Johann Sebastian Bachs Motetten zur Seite. "Komm, Jesu, komm“ (BWV 229), über weite Strecken doppelchörig, entstand vermutlich für eine Trauerfeier und bezieht sich in einer barocken Bildsprache auf das Ende des irdischen Lebens, um anschließend Hoffnung auf das ewige Leben zu verbreiten. Wie Bach war auch der norwegische Komponist Knut Nystedt (1915 - 2014) sein Leben lang im Kirchendienst. Als Organist an der Osloer Torshov-Kirche erneuerte Nystedt die Sakralmusik seiner Heimat und gründete während seiner langen Schaffenszeit mehrere Chöre. Wie schon vor ihm Reger erweist auch er Bach seine musikalische Reverenz mit einem Chorwerk: "Immortal Bach" - Vokalimprovisation über den Choral "Komm, süßer Tod. Nach den ersten beiden Choralzeilen fächert Nystedt den Chor in fünf vierstimmige Chöre auf, die ebendiese Zeilen zeitgleich in verschiedenen Tempi singen. So entstehen in dem kurzen Stück berückende Cluster mit flächiger Klangwirkung.

Florian Helgath
Dirigent Florian Helgath Bildrechte: Florian Helgath

Die CD "Geistliche Gesänge“ nahm der MDR-Rundfunkchor im Frühjahr 2016 in der Leipziger Paul-Gerhardt-Kirche auf. Erschienen ist sie bei "querstand“, dem Klassiklabel der Verlagsgruppe Kamprad. Dirigent Florian Helgath arbeitete bereits öfter mit dem Chor zusammen, unter anderem 2013 bei einem Konzert im Rahmen des Bachfestes. Er begann seine musikalische Laufbahn bei den Regensburger Domspatzen und ist seit 2011 künstlerischer Leiter des ChorWerks Ruhr. Mit dem Ensemble erarbeitet er Chormusik aus allen Epochen. Auch bei Chören wie dem SWR Vokalensemble und dem Rias Kammerchor ist Helgath regelmäßig zu Gast.

Details zur CD: Geistliche Gesänge
Titel Mitwirkende
Max Reger
Drei Motetten op. 110
"Mein Odem ist schwach"
"Ach, Herr, strafe mich nicht"
"O Tod, wie bitter bist du"

Johann Sebastian Bach
"Komm, Jesu, komm"

Knut Nystedt
"Immortal Bach" Vokalimprovisation
über den Choral "Komm, süßer Tod" BWV 478
MDR-Rundfunkchor

Florian Helgath | Dirigent