Bibelarbeit Weniger ist mehr
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04. Juni 2011, 17:35 Uhr
Weniger materielle Güter, weniger Sorgen und Ängste - nicht nur Kabarettist von Hirschhausen mahnte bei einer Bibelarbeit, dem inneren Reichtum mehr Beachtung zu schenken. Erzbischof Zollitsch und Landesbischöfin Junkermann beklagten "übertriebenes Sicherheitsdenken" und eine "Sorgenkultur". Der Theologe Gauck attestierte den Deutschen eine "regelrechte Angstsucht".
Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen hat bei einer Bibelarbeit auf dem evangelischen Kirchentag dazu aufgerufen, materielle Güter weniger wichtig zu nehmen. Die Menschen sollten stattdessen dem inneren Reichtum mehr Beachtung schenken. Vor knapp 5.000 Zuhörern auf dem Dresdner Messegelände sagte Hirschhausen: "Reich ist, wer weiß, dass er genug hat." Das sei auch ohne Eigentum möglich. Was der Mensch im Herzen und im Kopf habe, sei ein Schatz, der ihm nicht genommen werden könne.
Man kauft Sachen, die man nicht braucht, für Geld, das man nicht hat, um Leuten zu imponieren, die man nicht mag.
Zollitsch beklagt übertriebenes Sicherheitsdenken
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte auf dem evangelischen Kirchentag vor einem übertriebenen Sicherheitsdenken. Bei einer Bibelarbeit sagte er, es gebe weit über 50 Versicherungen. Doch spätestens die Finanzkrise habe gezeigt, dass sich auf Irdisches nicht bauen lasse. Der Freiburger Erzbischof betonte, die Mahnung Jesu in der Bergpredigt zur Sorglosigkeit nicht misszuverstehen. Es gehe nicht darum, die kulturellen Errungenschaften hinter sich zu lassen. Es gehe um die innere Haltung, wonach jeder strebe.
Gauck sieht Anzeichen vor Angstsucht
Der ehemalige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauchk, attestierte den deutschen ein regelrechtes Angstdenken. In seiner Bibelarbeit verwies der evangelische Theologe und Pfarrer auf die Reaktionen vieler Menschen auf die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. Er sei erstaunt darüber gewesen, dass in Berlin die Geigerzähler ausverkauft waren. Ähnliche Anzeichen für Angstsucht zeigen sich für Gauck in der Massenfurcht vor bestimmten Hunderassen, während der Schweinegrippe-Epidemie oder in der gegenwärtigen Debatte um die Darmkrankheit EHEC. Der Politik warf er vor, reflexartig auf die Sorgen der Menschen zu reagieren. Sie würden nur die Sorgen der Wähler als eigentliche Gefahr sehen, und nicht nüchtern auf die Fakten schauen.
Wir sind aus dem Paradies vertrieben, aber müssen wir deshalb Getriebene sein?
Junkermann warnt vor Sorgenkultur
Die evangelische Landesbischöfin für Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, kritisierte, dass in der Gesellschaft zu viel Sorgen verbreitet würden. Häufig sei dies mit der Botschaft verknüpft, dass man sich mit Geld wieder davon frei machen könne. Für Junkermann führt diese Sorgenkultur gerade bei Jugendlichen zu einem enormen Leistungsdruck. Während die einen sich deshalb in der Arbeit aufrieben, würden die anderen resignieren und eine Anstrengung erst gar nicht versuchen.