Kurznachrichten zum Kirchentag vom 3. Juni
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03. Juni 2011, 22:13 Uhr
Inhalt des Artikels:
- Erstmals "Speaker's Corner" auf dem Kirchentag
- Weiße Rosen für Marwa El-Sherbini
- 26.400 Zuhörer bei den Bibelarbeiten
- Theologe: Zu wenige Intellektuelle unter den Pastoren
- Gerhard Schöne über die Vielfalt der Kirchentagsmusik
- Kirchentagsredner Zink verabschiedet sich per Videobotschaft
- Resolution: Lebensqualität statt Wirtschaftswachstum
Erstmals "Speaker's Corner" auf dem Kirchentag
Flammende Reden fast wie im Londoner Hyde Park: Auf dem Kirchentag in Dresden können die Besucher erstmals ihre Meinung auf einer eigenen Bühne kundtun. Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt lag die "Speaker's Corner" vor der Frauenkirche besonders am Herzen. Während in Berlin um den Atomausstieg gerungen wird, soll das Glaubenstreffen in Dresden ein Kirchentag der Energiewende sein und für den Ausstieg stehen. Prominent vor dem Wahrzeichen Dresdens platziert gibt es in der "Speaker's Corner" neben einem Mikrofon auch einen mannshohen Würfel, an dem die Besucher grüne Zettel mit ihren Botschaften kleben können.
Weiße Rosen für Marwa El-Sherbini
Fast zwei Jahre nach ihrer Ermordung ist auf dem Kirchentag in Dresden an die Ägypterin Marwa El-Sherbini erinnert worden. Im Landgericht versammelten sich am Freitag rund 30 Menschen zu einer Schweigeminute. Vor einer Gedenktafel im Gebäude legten sie weiße Rosen nieder. Superintendent Albrecht Nollau sagte, die Ermordung El-Sherbinis sei eine "offene Wunde" in Dresden. Ein Mann hatte die damals 31 Jahre alte Ägypterin am 1. Juli 2009 mitten in einer Verhandlung am Landgericht erstochen. Sein Motiv war Hass auf Muslime. Er erhielt später eine lebenslange Freiheitsstrafe.
26.400 Zuhörer bei den Bibelarbeiten
Die Bibelarbeiten haben auf dem Kirchentag in Dresden besondere Anziehungskraft. Laut Veranstalter wurden bis Freitag fast 26.400 Zuhörer gezählt. Vor allem bei prominenten Gästen waren die Räumlichkeiten schnell überfüllt, wie etwa beim Auftritt der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann. Rund 8.000 Menschen verfolgten ihre Rede in und vor der Eisarena.
Theologe: Zu wenige Intellektuelle unter den Pastoren
Der Münchner Theologie-Professor Friedrich Wilhelm Graf hat beim Kirchentag in Dresden den Mangel an Intellektuellen unter den Pfarrern beklagt. Graf forderte, angesichts der sich häufenden Predigten über persönliche Erlebnisse sollten sich Theologen mit der intellektuellen Tradition ihrer Kirche beschäftigen. Es sei doch "furchtbar langweilig", wenn Menschen immer nur von sich selbst erzählen könnten. Für das Berufsbild sei es ein Problem, dass zu wenige Intellektuelle den Beruf eines Pfarrers ergriffen.
Gerhard Schöne über die Vielfalt der Kirchentagsmusik
Kirchentagsredner Zink verabschiedet sich per Videobotschaft
Der langjährige Kirchentagsredner Jörg Zink hat sich am Freitag per Videobotschaft von dem Protestantentreffen verabschiedet. Zink hat seit rund 60 Jahren den Kirchentag entscheidend mitgeprägt. Der 88-Jährige sagte in Stuttgart, nach einer schweren Operation im vergangenen Jahr sei die Reise nach Dresden für ihn ein zu großes Risiko gewesen. Der Bestsellerautor schrieb rund 200 Bücher mit einer Gesamtauflage von 18 Millionen Exemplaren. Zink sagte, er wünsche dem Kirchentag, dass er weiter so blühe wie bisher. Als Aufgaben für die Zukunft nannte er den Dialog mit den Katholiken und anderen Religionen.
Resolution: Lebensqualität statt Wirtschaftswachstum
Einstimmig haben rund 1.000 Kirchentagsteilnehmer am Donnnerstag eine Resolution über Alternativen zum Wirtschaftswachstum verabschiedet. Dabei wird Entwicklungsmodellen, die auf Wirtschaftswachstum gründen, eine Zunahme an Lebensqualität entgegengestellt. Die Resolution richtet sich an den Bundestag, das Europaparlament, die bedeutendsten Wirtschaftsforschungsinstitute sowie die zehn größten deutschen Unternehmen. Mit Resolutionen können Teilnehmer und Mitwirkende des Kirchentags ihre Meinung über Fragen zu christlicher Verantwortung und Glauben bekunden. 1961 hatte eine Kirchentagsresolution die Wiederaufnahme des christlich-jüdischen Dialogs in Deutschland begründet.