Weltjugendtag Papst erstmals in Polen
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27. Juli 2016, 17:45 Uhr
Eine halbe Million jugendlicher Pilger hat ihn in Krakau erwartet: Papst Franziskus begeht nun mit den jungen Leuten gemeinsam bis Sonntag den Weltjugendtag. Auf dem Krakauer Flughafen wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche am Mittwoch zunächst vom polnischen Staatschef Andrzej Duda und dessen Frau Agata in Empfang genommen.
Es ist der erste Besuch des Papstes in Polen. Franziskus wird am Mittwoch auf dem Wawel-Schloss neben Duda auch mit Regierungschefin Beata Szydlo sowie mit polnischen Bischöfen zusammenkommen. Bei dem Treffen dürfte es unter anderem um die Flüchtlingspolitik gehen. Die polnische Regierung aber auch viele konservative polnische Geistliche, die an der Basis arbeiten, lehnen es ab, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten aufzunehmen. Damit spiegeln sie die Meinung vieler Polen wider.
Franziskus sieht "Welt im Krieg"
Auf dem Flug nach Krakau sagte der Papst vor Journalisten über die jüngsten Terrorangriffe, dass man keine Angst habe dürfe, die Wahrheit zu sagen: Die Welt sei im Krieg, weil sie den Frieden verloren habe. Er spreche aber ausdrücklich nicht von einem Krieg der Religionen. Es sei vielmehr ein Krieg um Interessen, um Geld und um Ressourcen der Natur. Die Religionen hingegen wünschten sich Frieden.
Auf dem Weltjugendtag in Krakau sind insgesamt 25.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Angesichts der Anschläge, die in den vergangenen Wochen in mehreren europäischen Staaten verübt wurden, gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.
Volles Programm für den Papst
Doch auf dem Programm des Papstes in Krakau gehören natürlich auch mehrere Begegnungen mit jungen Gläubigen. Als eine der Höhepunkte seiner Visite gilt zudem der für Freitag geplante Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Franziskus will dort keine Ansprache halten, sondern allein durch Schweigen und Gesten Zeichen setzen und mit Holocaust-Überlebenden sprechen.
Am Sonntag steht die große Abschlussmesse auf dem Programm. Der Papst will mit der Straßenbahn zum Ereignis kommen, um ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen.
Kirche die Leviten lesen?
Der Polen-Besuch könnte für den Papst nicht unbedingt zum Heimspiel werden, meint der in Polen geborene Theologe Dorian Winter. So polarisiere Franziskus mit seiner besonderen Art der Amtsführung die polnischen Katholiken, sagte Winter am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Gleichzeitig gebe es in Polen viele kirchenferne Menschen und kritische Katholiken, die sich auf den Papstbesuch freuten, "weil sie sich von ihm erhoffen, dass er quasi der polnischen Kirche die Leviten liest", so Winter.
Regierungschefin hofft auf gutes Image
Die polnische Regierungschefin Beata Szydlo hatte am Dienstag in Krakau erklärt, man wolle, "dass das junge moderne Polen die Welt während des Weltjugendtages verzaubere". Jeder Teilnehmer des Weltjugendtages solle fasziniert aus Polen zurückkehren. In der Vergangenheit war die konservative PiS-Regierung wegen umstrittener Reformen EU-weit in die Kritik geraten.
Die Idee zu einem Weltjugendtag
Die Idee eines Weltjugendtages geht auf den aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. zurück. Er hatte den Tag 1986 zunächst in Rom austragen lassen. Die Veranstaltung entfachte so viel Begeisterung, dass der Papst das Ereignis zur festen Einrichtung erklärte. Der Weltjugendtag wird alle zwei bis drei Jahre vom Vatikan, der örtlichen Bischofskonferenz und der gastgebenden Diözese veranstaltet. Es ist nach 1991 das zweite Mal, dass das Ereignis in Polen ausgetragen wird. 2013 wurde der Weltjugendtag zuletzt im brasilianischen Rio de Janeiro veranstaltet. Auch Deutschland war schon einmal Gastgeber: 2005 in Köln.