Ungarn Der geplatzte Olympia-Traum

28. Februar 2017, 09:03 Uhr

Olympische Sommerspiele 2024 in Budapest? Viele Ungarn sahen das seit Langem kritisch. Nun haben die Behörden ihren Olympia-Traum ad acta gelegt - aus Angst vor einer Pleite bei einem Referendum. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Ist das das endgültige Aus für Ungarns Olympiabewerbung?

Ja! Die Budapester Gemeindeverwaltung hat vorige Woche auf Drängen der rechts-konservativen Regierung von Premier Victor Orban die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 zurückgezogen. Der Olympia-Traum für Ungarn ist damit geplatzt.

Wie kam es zu der Entscheidung?

Grund für den Rückzieher war die erfolgreiche Unterschriftensammlung der Orban-kritischen Bürgerinitiative "Momentum". Ihr war es gelungen, binnen 30 Tagen über 266.000 Unterschriften in Budapest zu sammeln, um ein Referendum zur Olympia-Bewerbung zu beantragen - zuletzt mit Hilfe mehrerer oppositioneller Parteien. Sie konnten fast doppelt so viele Unterschriften wie nötig sammeln. Jetzt bewerben sich nur noch Los Angeles und Paris um die Olympischen Sommerspiele 2024. Im September wird bekannt gegeben, wer die Spiele bekommt.

Wieso hat Viktor Orban auf einen Rückzug gedrängt?

Jüngste Umfragen besagen, dass die Olympiagegner bei einem Referendum haushoch gewonnen hätten. Das hätte Ministerpräsident Orban politisch nachhaltig beschädigt. Ein Jahr vor den Parlamentswahlen in Ungarn wäre eine Abstimmungsschlappe für Orban und seine Regierungspartei äußerst unangenehm gewesen. Gleichzeitig hätte die "Momentum"-Bewegung weiter Auftrieb in der Bevölkerung erhalten.

Was ist die "Momentum"-Bewegung?

Sie besteht überwiegend aus jungen Menschen, die kein Vertrauen mehr in die traditionellen Parteien haben. Sie bezeichnen sich als "politische Waisen". Nach Ansicht von Politexperten könnte die Bewegung eine interessante Alternative für junge Wähler werden, die sich von den traditionellen Parteien längst abgewandt haben. In  ihrer Stellungnahme nach Orbans Entscheidung erklärte die Bewegung: "Viktor Orban und die ungarische Regierung sind vor dem Willen von 266.000 oder noch mehr Menschen feige davongelaufen."

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