Slowenien und Kroatien Unabhängigkeit seit 1991
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24. Juni 2016, 19:17 Uhr
Am 25. Juni 1991 verkündeten die jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit vom jugoslawischen Bundesstaat. Bereits einen Tag später begannen heftige Kämpfe zwischen slowenischen Milizen und der jugoslawischen Volksarmee. Nur zehn Tage später aber musste sich die Volksarmee geschlagen geben, auch weil viele ihrer Soldaten den Dienst verweigert hatten. Auf Vermittlung der EU wurde ein Kompromiss gefunden: Aussetzung der Unabhängigkeitserklärung für drei Monate, im Gegenzug zieht sich die Volksarmee aus Slowenien zurück. Der Krieg war damit beendet. Ein wesentlicher Grund für das schnelle Ende der Kampfhandlungen: Sloweniens Bevölkerung ist relativ homogen, nur zwei Prozent der Bevölkerung sind Serben. Das Konfliktpotential war damit eher gering.
Blutiger Bürgerkrieg
Der kroatischen Unabhängigkeitserklärung hingegen folgte der blutigste europäische Konflikt seit Ende des Zweiten Weltkriegs. In Kroatien waren 1991 immerhin zwölf Prozent der Einwohner Serben. Nach der Lossagung vom Staatenverbund besetzten die von Serben dominierten jugoslawischen Truppen weite Teile Kroatiens. Später verlagerte sich der Krieg auch ins benachbarte Bosnien-Herzegowina. Sämtliche Kriegsparteien nahmen im Laufe der Kampfhandlungen ethnische Säuberungen vor und machten sich etlicher Kriegsverbrechen schuldig. 1995 startete Kroatien eine Großoffensive, eroberte die von den Serben besetzten Gebiete zurück und erkämpfte sich Teile Bosniens. Im Dezember 1995 beendete das "Abkommen von Dayton" den Krieg in Kroatien und Bosnien. Insgesamt waren mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen.
Beide Staaten gehen unterschiedliche Wege
In Slowenien konnte - vor allem aufgrund der recht homogenen Bevölkerungsstruktur und der durchaus überschaubaren Zerstörungen, die der "10-Tage-Krieg" angerichtet hatte - zügig eine Demokratisierung des Staates erfolgen. 1998 begannen dann auch bereits Verhandlungen über eine Mitgliedschaft Sloweniens in der EU.
In Kroatien war 1991 Franjo Tudjman Präsidenten. Seine Politik war von deutlich nationalistischen Tendenzen geprägt. Während seine Parteigänger in dem einstigen Offizier einen Kämpfer für die kroatische Nation sahen, sind Kritiker fest davon überzeugt, dass er den Übergang zur Demokratie gebremst und Kroatien von Europa entfernt habe. Erst nach Tudjmans Tod 1999 begann eine Demokratisierung des Landes.
Über dieses Thema berichtete der MDR im TV in "MDR Zeitreise" 08.12.2015 | 21:15 Uhr