Polen US-Soldaten zu Gast: Alltag an der "Ostflanke"
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15. Februar 2017, 15:51 Uhr
Das westpolnische Żagań ist seit Kurzem Militär-Stützpunkt für Tausende Soldaten einer US-Panzerbrigade. An Militär ist die Garnisonsstadt gewöhnt, doch ist es das erste Mal, dass westliche Soldaten in Polen stationiert sind.
Das westpolnische Żagań (deutsch Sagan) hat eine lange Tradition als Garnisonsstadt und Militärstandort. Die rund 26.500 Einwohner sind an den Anblick polnischer Soldaten in ihrer Stadt gewöhnt. Jetzt ist Żagań neuer Militär-Stützpunkt an der Nato-Ostflanke für Soldaten einer US-Panzerbrigade. Die starke Präsenz der US-Amerikaner soll im Ernstfall Polens Sicherheit gegenüber Russland erhöhen: Insgesamt sind rund 4.000 Mann auf unterschiedlichen Stützpunkten verteilt. Wie kommt das US-Engagement in Polen an - und wie groß ist das Vertrauen der Polen in ihre neuen Gäste?
Viele fühlen sich an 1989 erinnert
Es ist das erste Mal, dass westliche Soldaten auf einem dauerhaften Stützpunkt in Polen stationiert sind. Vor 30 Jahren waren die Polen gezwungen, die Sowjetarmee in ihrem Land zu akzeptieren. Die sowjetische Besatzung ist bis heute vielen Polen präsent. Die Polen sind ein leidgeprüftes Volk: mehrfach geteilt, immer wieder von Fremden beherrscht und ausgebeutet. Viele sind skeptisch, was die neue Schutzmacht in ihrer Stadt betrifft.
Hochkonjunktur im Einzelhandel
Das Geschäft mit den Amerikanern ist derweil lukrativ. Einzelhändler freuen sich über mehr Umsatz. Kleine Lebensmitteläden wie Zabka (Frosch) sind in der Innenstadt schnell erreichbar und praktisch gerade für kleine Einkäufe. Die amerikanischen Soldaten kommen täglich und kaufen neben Zigaretten, Energy Drinks und Hot Dogs auch gerne deutsche Kinderschokolade.
Auch die verschiedenen Mobilfunkanbieter in Żagań freuen sich über den rapiden Kundenzuwachs. Der Bestseller: Prepaid-Karten fürs Handy. Da zu den Soldaten außerdem auch viele zivile Mitarbeiter gehören, kommen viele Anträge zusammen.
Die Anwesenheit der US-Amerikaner inspiriert viele Gastronomen in Żagań. "Hier gibt es keinen McDonald’s und keinen Dönerladen mit Hamburgerfleisch", findet der 62-jährige Yusun aus Hamburg. Der gebürtige Türke hat in Żagań, wo er auch lebt, eine Marktlücke entdeckt: In seinem Iskander Dönerladen lockt er die amerikanischen Kunden mit Kebab und Fastfood-Angeboten wie dem “Hamburger XXL“ Menü mit Pommes und Cola. Bei den Mitarbeitern der US-Brigade kommt das Angebot gut an - die polnische Küche stellt sich aber erfolgreich in Konkurrenz.
(Ama)