Wostotschny und Falcon 9
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Raumfahrt Alte, neue Rivalen: Russland und die USA

29. April 2016, 10:47 Uhr

Russland ist zu Recht stolz auf seine Pionierleistungen im Weltall. Doch droht das Land schon auf kurze Sicht den Anschluss an die innovativen Entwicklungen der Raumfahrt zu verlieren. Länder wie China, Japan und Indien drängen ebenfalls ins All. Und der alte Rivale USA überlässt Neuentwicklungen gerne dem Privatsektor, um später günstig davon profitieren zu können.

Dem krisengeschüttelten Russland fehlt momentan nicht nur das Geld. Es stellt sich auch eine Systemfrage. Die starre und bürokratische staatliche Steuerung der Weltraumbranche macht Investitionen privater Unternehmen extrem schwer, manchmal unmöglich. Damit entgehen dem Land wichtige Innovationen. Das macht aktuell ein Vergleich zwischen dem US-Unternehmer Elon Musk mit Space X auf der einen und der staatlichen Weltraumholding Roskosmos auf der anderen Seite deutlich.

Erst jüngst ist es Space X gelungen, ihre Trägerrakete Falcon 9 nach einem erfolgreichen Start ins All auf einer Plattform im Atlantik landen zu lassen. Ein ähnliches Programm musste Roskosmos aufgrund von Budgetkürzungen erst jüngst um fünf Jahre verschieben. Nun soll eine wieder verwendbare Trägerrakete bis 2030 entstehen.

Was für Space X die Falcon-9-Familie ist, ist für Roskosmos das Trägersystem Angara. Russland hat Ende 2014 die schwere Version zum ersten Mal getestet. Der nächste Start wird wahrscheinlich nicht vor 2017 stattfinden. Die entsprechende Modifikation für eine Nutzlast von 38 Tonnen im niedrigen Erdorbit kommt gar erst 2025. Elon Musk will seine Falcon Heavy mit 40 Tonnen Nutzlastkapazität Ende 2016 testen und plant für 2017 weitere drei Starts. Auch hier sind die Trägerraketen wieder verwendbar.

In der bemannten Raumfahrt hat Russland bis heute die Nase vorn. Seit die NASA ihr Spaceshuttle-Programm wegen zu hoher Kosten eingestellt hat, sind US-Astronauten auf russische Transporthilfe angewiesen. 50 Millionen Euro kostet die NASA ein Transfer zur ISS – pro Mann und Flug. Geflogen wird mit einer modernisierten Version der alten Sojus-Kapsel für eine dreiköpfige Besatzung. Ab 2025 soll ein Schiff mit dem Namen Föderation sechs 2025 Menschen ins All bringen. Doch auch hier hat Space X eine Entsprechung parat. Das Dragon V2 soll bereits 2017 bis zu sieben Personen in den Orbit transportieren können. Es liegt auf der Hand, dass die USA dann, schon allein aus Kostengründen, auf russische Transporte verzichten werden.

Überhaupt sind die Kosten ein wichtiger Aspekt der modernen Raumfahrt. Schon heute ist Space X mit ca. 60 Millionen Euro pro Start der günstigste Anbieter auf dem Markt. Der Start einer russischen Proton-Rakete kostet dagegen etwa 100 Millionen Euro, der einer europäischen Ariane 5 sogar doppelt so viel. Experten schätzen, dass eine Wiederverwendung der Falcon 9 und eine entsprechende Auslastung der Auftragsbücher von Space X die Starts um weitere 50 Prozent günstiger machen könnten. Sollte das gelingen, wird das Raumfahrtprogramm des Privatunternehmers Elon Musk auf lange Sicht auch Gewinne abwerfen

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