Der polnische Adler wird digital Facelift fürs Wappentier
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08. November 2018, 18:14 Uhr
Wer das polnische Staatswappen verwenden will, findet bislang nur eine einfach Zeichnung als Vorlage und muss den Adler dann händisch in der gewünschten Größe "nachmalen". Das führt oft zu komischen Ergebnissen - etwa einem Adler, der wie eine dicke Henne aussieht. Dem wird nun ein Ende gesetzt: Das polnische Staatswappen wird "digitalisiert".
Aleksander Bąk ist Grafiker. Schon jetzt kein unbekannter in Polen, nach seinem nächsten großen Auftrag, aber sicherlich ein berühmter: Der Mann aus Poznań wird die digitalen Vorlagen für das Facelifting des polnischen Staatswappens erarbeiten und so maßgeblich das neue Logo des Staates prägen. Das polnische Staatswappen ist ein weißer Adler mit goldener Krone, Krallen und Schnabel auf rotem Schild. So legt es die Verfassung fest. Und so soll es im Wesentlichen auch bleiben. Das Problem ist bislang, dass Bürger oder gar Ämter, die das Wappen verwenden, nur auf einfache Vorlagen, die weder stark vergrößert noch verkleinert werden können, zurückgreifen können. In der Praxis muss das Staatssymbol für unterschiedliche Größen und Einsatzzwecke "nachgezeichnet" werden. Das Ergebnis: Der stolze Adler wird so häufig ungewollt zu einer schlanken Taube oder einer dicken Henne.
Der Adler bekommt ein Lifting
Der Grafiker Aleksander Bąk soll diesem Chaos nun ein Ende setzen und eine elektronische Vorlage erarbeiten, mit deren Hilfe unterschiedliche Anwender immer gleich und vor allem korrekt aussehende Staatssymbole erhalten. Er übersetzt das Wappen gewissermaßen in dei Sprache von Vektorgrafiken und RGB-Farbräumen. Darüber hinaus ist geplant, die Farben auch der polnischen Flagge für die digitale Welt zu vereinheitlichen. Denn immer wieder kommt es vor, dass die polnische Fahne statt in Weiß-Rot in "stolzem" Weiß-Rotebeete daherkommt.
Das Staatswappen Polens
Das Wappen unseres Nachbarn ist ein weißer Adler mit goldener Krone, Krallen und Schnabel auf rotem Schild. Der Adler blickt immer nach rechts. Das Wappen wird in der Verfassung der Republik Polen beschrieben.
Die historischen Vorbilder des heutigen Wappens stammen aus dem Mittelalter. Einer Legende nach sah Herzog Lech, der angebliche Urahn der polnischen Piasten-Dynastie, während eines Sonnenuntergangs einen weißen Adler in seinem Horst nisten. Der Anblick erfreute ihn so sehr, dass er dieses Bild als sein Wappen nutzte.
Während der Zeit der Volksrepublik Polen von 1944 bis 1989 wurde der Adler ohne Krone verwendet. Seit 1989 trägt das Wappentier wieder eine Krone, allerdings ist das Wappen leicht abgewandelt worden.
Eine politische Frage
Die Digitalisierung der Nationalsymbole ist technisch relativ unkompliziert. Doch bei dieser Gelegenheit soll das Wappen auch ein "Facelifting" verpasst bekommen. Bereits seit Monaten wird in den Zeitungen und sozialen Medien diskutiert, wie das neue Wappen auszusehen habe. Die einen fordern ein Kreuz auf der Krone des Adlers zurück. Andere wie Andrzej Pągowski wünschen sich eine Verschlankung des Adlers. Das Nationalwappen sehe zurzeit aus "wie ein überfahrener Eierkuchen", sagt der Warschauer Grafiker. Er dürfte wohl nicht besonders neidisch auf den Auftrag seines Kollegen sein. Denn auch er weiß, wie politisiert das Thema ist - auch wenn es anlässlich der Digitalisierung nur kleine Abänderungen im Aussehen des Staatswappens geben soll. Und er warnt vor "Verschlimmbesserungen": Ein Staatswappen sei mit Würde, Ernst und Geschichte verbunden, müsse aber trotzdem verständlich, klar und unaufdringlich bleiben.
Druck nicht nur von Kollegen
Und als sei der öffentliche Druck nicht schon groß genug, mischen sich nun auch Historiker in die Debatte ein: Das derzeit gültige Staatswappen, vom Grafiker Zygmunt Kamiński im Jahr 1927 entworfen, könnte ein Plagiat sein! Der Wappenkundler Jerzy Michta stellt die These auf, dass das polnische Staatswappen eine Kopie einer Gedenkmedaille der französischen Bildhauerin Elisa Beetz-Charpentier ist. Sie fertigte das Stück bereits 1924 an. Die Adler seien sich auffallend ähnlich, etwa bei der Form von Kopf und Nacken, auch seien die Proportionen der Finger und der Klauen gleich. Historiker streiten sich noch, was Original und was Kopie ist. Fakt ist: Die neuen grafischen Versionen des polnischen Staatswappen werden auf der Version von Zygmunt Kamiński, also dem möglichen Plagiat, basieren.
Das neue Gesetz kommt erst 2019
Anders als ursprünglich geplant, kommt das neue Wappengesetz, das diese Fragen regeln soll, nicht mehr vor den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Polens. Die ersten Vorlagen werden wohl zwar noch 2018 fertig, mit einem endgültigen Ergebnis ist laut Kulturministerium allerdings erst im ersten Quartal 2019 zu rechnen.
adg
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im Fernsehen : MDR | 23.10.2018 | 17:45 Uhr