Frauen Nordkorea
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Nordkorea wirbt um russische Touristen

31. August 2017, 18:45 Uhr

Nordkorea kommt in letzter Zeit nicht aus den Schlagzeilen: Das letzte Land des "entwickelten Sozialismus" treibt sein Atomprogramm voran, macht einen Raketentest nach dem anderen und liefert sich großspurige Wortgefechte mit der Supermacht USA. Alles in allem nicht die beste Publicity für das Reich von Kim Jong-un. Doch in Russland soll sich das jetzt ändern.

Im Morgenmagazin des russischen Ersten Staatlichen Fernsehens erschien jüngst eine Reihe von sechs Kurzreportagen aus Nordkorea, die das Land in einem ausgesprochen positiven Licht erscheinen lassen. Keine Arbeitslager, Armut oder kritische Worte in Richtung der Kim-Familie. Stattdessen gibt es junge, sympathische Polizistinnen in Pjöngjang zu sehen, die stets mit einem Lächeln den Verkehr in der Hauptstadt regulieren, ebenso wie Hausfrauen, die an öffentlichen Plätzen mit ausgefeilten Choreografien in den Arbeitstag starten oder modebewusste Nordkoreanerinnen, deren Outfits durchaus mit den Trends aus Paris und Mailand mithalten können. Die fröhliche Reporterin Marina Kim präsentiert die nordkoreanische Hauptstadt als einen attraktiven Ort mit vielen Schönheitssalons, Restaurants und stets gut gelaunten Menschen.

Nordkoreanisches Reisebüro in Moskau

Die Charmeoffensive für Nordkorea dürfte bei manchem Zuschauer einige Fragezeichen aufgeworfen haben. Am 24. August 2017, dem Tag des letzten Beitrags der Reihe, folgte denn auch die Antwort. Durch die russischen Medien wurde die Nachricht verbreitet, dass in Moskau der erste offizielle Reiseanbieter für Nordkorea seine Arbeit aufnimmt. Das russische Unternehmen NKOREAN hat nach eigenen Angaben eine offizielle Lizenz der nordkoreanischen Regierung und bietet organisierte Reisen für Gruppen oder für Einzelpersonen an.

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Nordkoreanische Frauen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Unser Ziel ist es, das Land und seine Kultur möglichst umfassend kennen zu lernen. Darüber hinaus sehen wir unsere Mission darin, das wahre Leben in Nordkorea zu zeigen", heißt es auf der Seite des Reiseunternehmens. Ähnlich äußert sich auch der Fernostexperte der renommierten Higher School of Economics in Moskau, Aleksej Maslow, im russischen Nachrichtenportal ura.ru, das sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt hat. "Die Vorstellung, die wir heute über Nordkorea haben, wird von der Sichtweise der USA und Südkoreas bestimmt." Russland habe eine gänzlich andere Beziehung zu Nordkorea. Im Vorfeld eines geplanten Treffens zwischen Putin und Kim Jong-un sei es wichtig zu zeigen, dass sich Russland nicht auf eine bestimmte Seite stelle. "Im Gegensatz zu den USA und China haben wir niemals versucht, uns in nordkoreanische Angelegenheiten einzumischen und waren lange Zeit ein neutraler Beobachter",  sagte Maslow.

Tatsächlich ist Russland einer der letzten Verbündeten des nordkoreanischen Regimes. Da liegt es nahe, gerade in diesem Land Werbung für die eigenen Belange zu machen. Schließlich gibt es in der Nähe des fernöstlichen Wladiwostok auch eine rund 80 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Das am stärksten abgeriegelte Land der Erde wiederum hat ein großes Interesse daran, ausländische Touristen anzulocken – zum einen, um das Image einer repressiven, unterentwickelten Diktatur zu verbessern, und zum anderen um dringend benötigte Devisen zu gewinnen. Aus Sicht des Präsidenten des Verbands russischer Reiseanbieter, Sergej Golow, ist Nordkorea bei den russischen Urlaubern damit an der richtigen Adresse. Der Nachrichtenagentur Interfax sagte er, es gebe ein großes Interesse bei den russischen Touristen.

Andrang hält sich in Grenzen

Ob das tatsächlich so ist, bleibt jedoch fraglich. Von Wladiwostok aus kann man bereits seit mehreren Jahren Touren nach Nordkorea buchen, ob Badeurlaub, eine Rundreise oder ein echt kommunistisches Pionierlager für Kinder. Seit 2014 kann man in Nordkorea sogar Ski fahren. Das Skigebiet Masikryong ist das Aushängeschild der Tourismusindustrie von Kim Jong-un. Doch der Andrang auf diese Angebote halte sich bislang in Grenzen, berichtet die Managerin eines fernöstlichen russischen Reiseanbieters dem Onlineportal Meduza. Im Monat würde ihr Unternehmen lediglich drei bis fünf Touren nach Nordkorea verkaufen. Und einen Skiurlaub in Masikryong habe bisher nur eine einzige Person gebucht. Einer der Gründe könnten Sicherheitsbedenken sein, mutmaßt die Managerin.

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Frauen in Nordkorea, die ihre Männer zur Arbeit verabschieden Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Eine naheliegende Vermutung, wie der Fall des US-amerikanischen Studenten Otto Warmbier erst kürzlich wieder deutlich gezeigt hat. Dieser wollte nach einem Kurzaufenthalt in Pjöngjang im Januar 2016 ein Propagandaplakat als Andenken mit nach Hause nehmen, wurde dabei erwischt und in einem Schauprozess zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Im Juni 2017 wurde Warmbier im Wachkoma liegend an die USA übergeben, wo er kurze Zeit später verstarb. Die Gründe für seinen Tod konnten bis heute nicht abschließend geklärt werden.

Über dieses Thema berichtet MDR im TV auch in "Aktuell" : 11.08.2017 | 21:45 Uhr