Lithium Ein Milliardenschatz unterm Erzgebirge
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02. Februar 2018, 17:07 Uhr
Das Erzgebirge ist im Lithiumrausch. Schließlich winken Milliardengewinne. In Tschechien ist die Frage nach der Förderung des kostbaren Rohstoffs für Batterien von Elektroautos und Smartphones ein Streitthema.
In Tschechien ist das Pokerspiel um die wertvolle Ressource Lithium in vollem Gange. Dabei geht es um die Frage, wer das begehrte Leichtmetall im böhmischen Erzgebirge abbauen darf. Schließlich sollen hier unter der Erde Europas größte Lithium-Vorkommen liegen - ein wichtiger Rohstoff für Batterien von Laptops, Smartphones oder Elektroautos.
Tschechien: Politischer Streit um Lithium
Tschechiens neue Regierung, mit Ministerpräsident Andrej Babiš an der Spitze, hat den Abbau nun zum Top-Thema erklärt und bereits verhandelte Verträge mit dem umstrittenen Bergbauunternehmen "European Metals Holdings" (EMH) für nichtig erklärt.
Schon im Wahlkampf im Herbst stand die Lithium-Förderung ganz weit oben auf seiner Prioritäten-Liste. Nun folgen erste Taten. Verträge, die die Vorgängerregierung kurz vor den Parlamentswahlen im Herbst 2017 mit dem australischen Bergbauunternehmen geschlossen hatte, sollen jetzt angefochten werden: Das Memorandum der Vorgängerregierung hat Babiš diese Woche auf einer Pressekonferenz für ungültig erklärt. Der Minister für Industrie und Handel Tomáš Hüneri (ANO) soll den Staatsbetrieb "Diamo" beauftragen, die Lithium-Vorkommen zu prüfen. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, die Kontrolle zu behalten, wenn es um die Förderung und die Verarbeitung von wichtigen Rohstoffen geht. Sorge vor möglichen juristischen Auseinandersetzungen mit der EMH habe er nicht, erklärte Ministerpräsident Babiš.
Das "weiße Gold"
Das australische Bergbauunternehmen "European Metals Holdings" will zunächst in den alten Stollen Lithium fördern.
Das gesamte Vorkommen ist Milliarden wert.
Allerdings, so relativiert es Olga Bubníkova von der EMH-Tochter "Geomet", "würde es zwanzig Jahre dauern und man müsste einen ganzen Berg, von oben bis unten, komplett abbauen."
Die Vorstellung allerdings, dass für Lithium große Mengen Gestein abgebaut, ja sogar Berge versetzen werden müssten, bereitet Umweltexperten wie Thomas Krimliza Sorgen: "Ich befürchte, dass es weitere negative Einflüsse auf die Landschaft, auf Wildtiere, Pflanzen und die ganze Natur geben wird." Schließlich ist das Erzgebirge in den vergangenen zwanzig Jahren aufwändig renaturiert worden. Langsam erholt sich die Natur von den Bergbaufolgeschäden.
Zwielichtige Eigentumsverhätnisse
Das Hauptargument der Gegner ist, dass Tschechien seinen Lithium-Schatz einem undurchsichtigen Bergbauunternehmen überlasse:
Ausgangspunkt ist die tschechische Erkundungsfirma "Geomet", die seit 2014 ein Tochterunternehmen von "European Metals" mit Sitz in Großbritannien ist. Eigentümer der britischen Gesellschaft wiederum ist "European Metals" auf den Britischen Jungferninseln – ein berüchtigtes Steuerparadies. Folgt man den Beteiligungen weiter, landet man letztlich vor dem Briefkasten von "European Metals" im australischen Perth.
Fragwürde Vorteile für Briefkastenfirma
Kritisch sehen Antikorruptionsexperten außerdem den von Babiš für nichtig erklärten Vertrag mit "European Metals". Der Wirtschaftsprüfer und Antikorruptionsaktivist Lukas Wagenknecht vom Vydalo Centrum in Prag erklärt die fragwürdigen Vorteile für EMH so: "Der erste Vorteil ist die Anonymität. Wir haben bei der Recherche festgestellt, dass fast 50 Prozent der Aktien, einfach private Aktien sind und keiner erfährt, wer hinter dieser Gesellschaft steht. Der zweite Vorteil ist die sogenannte Steueroptimierung. Wenn man die ganze Struktur von der tschechischen Firma über die britische Firma bis zu dem Steuerparadies betrachtet, scheint jemand Steueroptimierung zu betreiben: Das heißt, das Unternehmen kann Profit machen und zahlt am Ende null Steuern auf diesen Inseln."
Involviert in den Lithium-Fall sind sowohl das Ministerium für Industrie und Handel als auch das Umweltministerium. Beide lehnten gegenüber HEUTE IM OSTEN jedoch eine Interviewanfrage ab.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: TV | 02.02.18 | 17:45 Uhr