ESA-Ausbildungszentrum in Köln Azubis für das All
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18. Mai 2016, 16:45 Uhr
Im Europäischen Astronautenzentrum werden Raumfahrer für ihren Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS fit gemacht. Zu den prominenten Auszubildenden gehörte zuletzt der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Er war es auch, der Bundeskanzlerin Angela Merkel in das Zentrum eingeladen hatte. Die gelernte Physikerin war am Mittwoch vor Ort und ließ sich u.a. eine Reihe von Weltraumexperimenten erklären.
Im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln bildet die Weltraumorganisation ESA ihre Astronauten aus, bevor sie ihren Flug ins All unternehmen. In der mehrjährigen Ausbildung bekommen die künftigen Weltraumfahrer unter anderem alles in Sachen Raketen- und Triebwerkstechnik vermittelt. Auch internationale Partner der ESA lassen hier Grundlagen vermitteln - unter anderen werden hier russische Kosmonauten geschult.
Unterrichtet wird nicht nur Theorie: Die Praxis im Weltall wird in originalgetreuen Raumschiffmodellen der Internationalen Raumstation (ISS) simuliert. So verfügt das Kölner Zentrum unter anderem über den originalgetreuen Nachbau eines sogenannten Automatischen Transferfahrzeuges (ATV), mit dem die Internationale Raumstation versorgt wird: Mit Treibstoff, Ersatzteilen oder Proviant. In dem Versorgungsraumschiff in Köln lernen die Astronauten, wie sie ein solches Fahrzeug be- und entladen oder wie es an- oder abgedockt wird.
Von Schwerelosigkeit bis Toilettenreparatur
Prominenter deutscher Auszubildender im EAC war von 2009 an der Geophysiker Alexander Gerst: Er hatte sich mit fünf anderen Bewerbern im Auswahlverfahren der ESA gegen rund 8.400 andere Kandidaten durchgesetzt. Im Kölner Zentrum trainierten Gerst und die anderen im Anschluss in einem zehn Meter tiefen Wasserbecken die Schwerelosigkeit, auch wurden sie mit Alltagssorgen eines Raumfahrers konfrontiert: Wie produziert man Sauerstoff, wenn der auf der Station knapp wird - und wie repariert man eine Weltraumtoilette?
Internationales Team wird gelebt
Weil Astronauten wie Gerst auf der Internationalen Raumstation ISS in einem internationalen Team zusammenarbeiten, müssen sie während ihrer Ausbildung auch Fremdsprachen pauken: neben Englisch steht auch Russisch auf dem Programm. Mehrsprachigkeit ist schon in der Ausbildung wichtig, denn im seit 1990 existierenden EAC werden nicht nur europäische Astronauten für Weltraummissionen trainiert, sondern auch die Raumfahrer der internationalen Partner USA, Russland und Japan. Im Gegenzug erhalten die EAS-Astronauten ein Fortgeschrittenentraining bei den Partnern im US-amerikanischen Houston, im "Sternenstädtchen" Moskau und in Tokio.
"Mein bisher traurigstes Foto"
Nach seiner Ausbildung konnte Gerst als dritter deutscher Astronaut zur rund 400 Kilometer entfernten ISS fliegen. Fast ein halbes Jahr verbrachte er auf der Internationalen Raumstation: Der heute 40-Jährige wurde schnell zum Medien-Phänomen. In seiner Zeit im Weltraum setzte er allein hunderte von Tweets mit Bildern ab. Sie zeigten das Leben auf der ISS, er dokumentierte Naturkatastrophen auf der Erde, fing sogar politische Situationen mit seinem Weltraumblick ein. "Mein bisher traurigstes Foto“, schrieb Gerst im Juli 2014 über sein Foto vom Gaza-Streifen: Es zeigt Explosionen, sogar Flugbahnen von Raketen. Der Tweet wurde weltweit von Zehntausenden geteilt.