Enthüllungen über Steuertricks "Paradise Papers": Bono im Visier der Steuerbehörden
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14. November 2017, 16:28 Uhr
Auch "Saubermann" Bono holen die Enthüllungungen der "Paradise Papers" ein. Über Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen soll er in ein Einkaufszentrum im litauischen Nirgendwo investiert haben. Die Litauer sind überrascht, Bono "erschüttert".
Ausgerechnet Bono! Er fehlt auf keinem Benefizkonzert, fordert mehr Entwicklungshilfe für Afrika, fairen Handel und Schuldenerlass für Dritte-Welt-Länder. Doch nun taucht auch sein Name in der Liste der Steuertrickser auf. Laut den Enthüllungen um die "Paradise Papers", investiert der Robin Hood der Popmusik über Briefkastenfirmen in den Steuerparadiesen Malta und der Ärmelkanal-Insel Guernsey in ein Einkaufszentrum in Litauen.
Ein Weltstar investiert in litauischer Kleinstadt
Bono und die litauische Kleinstadt Utena: Für viele Bewohner ist allein die Assoziation mit dem Weltstar schon eine große Nummer. Aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit zu Bonos Band "U2" witzeln einige schon, dass man die Stadt Utena doch in "U2ena" umbenennen sollte.
Doch gewusst habe man vom Engagement des Musikers vor den Enthüllungen nichts, so der Geschäftsführer des 3.700 Quadratmeter großen Einkaufszentrums "Aušra", um das sich alles dreht. Auch der Chef der Briefkastenfirmen auf Guernsey, Bryan Meehan, sagte dem britischen Guardian, dass Bono das Einkaufzentrum nie besucht habe und an keiner Entscheidung beteiligt gewesen sei. Ob der U2-Frontman also überhaupt von der Investition in Litauen wusste, bleibt offen.
"Paradise Papers": Rund anderthalb Jahre nach den "Panama Papers" wurden Anfang November 2017 weitere Steuertricks von Politikern, Konzernen und Superreichen in aller Welt offengelegt. Die neuen Enthüllungen um die "Paradise Papers" sind der "Süddeutschen Zeitung" zugespielt und ein Jahr lang von einem internationalen Team aus fast 400 Journalisten ausgewertet worden.
Keine Steuern auf satte Gewinne
Brisant: Laut "Süddeutscher Zeitung" zahlte das litauische Einkaufszentrum wegen eines Abschreibungstricks in den zehn Jahren seines bisherigen Bestehens keinen einzigen Cent Steuern auf Unternehmensgewinne. Und das, obwohl es zwischen 2013 und 2016 jährlich rund 100 000 Euro Profit gemacht haben soll. Litauische Steuerbehörden untersuchen nun den Fall.
Bono beteuert Ahnungslosigkeit
Der irische Sänger selbst zeigte sich "erschüttert" über die Erkenntnisse. Etwas, das "alles andere als vorbildlich war", sei unter seinem Namen getan worden, erklärte Bono in einer Stellungnahme, die der britischen Zeitung "Guardian" und dem Sender "BBC" vorliegt. Außerdem wolle auch er wissen, genau wie die litauische Behörde, ob es bei den Steuerfragen rund um das Einkaufszentrum in Utena mit rechten Dingen zugegangen sei. Er bezeichnete sich als "passiven" Investoren und betonte, ihm sei versichert worden, dass die Firmen sich voll und ganz an die Steuervorschriften hielten.
Über die "Paradise Papers" sagte Bono: "Ich begrüße diese Berichterstattung" und forderte, dass Unternehmensregister in Steueroasen wie Guernsey öffentlich gemacht werden sollten.
Bitterer Beigeschmack
Ob Bonos Investments überhaupt illegal sind, ist unklar. Doch es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn viele werfen dem "Saubermann" nun Heuchelei und Doppelmoral vor. Wieder einmal, denn für Finanztricks hat Bono bereits in der Vergangenheit Kritik eingesteckt. So meldete sich seine Band U2 in die Niederlande um, weil in ihrer Heimat Irland Steuerprivilegien für Künstler gestrichen werden sollten.
Quellen: DPA, AFP und Süddeutsche Zeitung
(me)
Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im: Radio | 06.11.2017 | 15:00 Uhr