Hermann Haack
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(1872-1966)
23. August 2007, 10:02 Uhr
Hermann Haack kam am 29. Oktober 1872 in Friedrichswerth bei Gotha auf die Welt. Um das „Gymnasium Ernestinum" in Gotha besuchen zu können, reichte die Dorfschule nicht aus und Hermann bekam zusätzlichen Unterricht im Pfarrhaus Großvargula. Schon als Schüler begeisterte sich Haack für die Geographie: Er zeichnete als Tertianer eine große Wandkarte des Herzogtums Gotha, als Sekundaner einen Atlas von Deutschland und als Primaner Karten und Pläne zur alten Geschichte.
Um zu studieren, hatte Haack nicht genügend finanzielle Mittel und hätte wie sein Vater Postbeamter werden müssen. Doch einer seiner Lehrer machte Bernhard Perthes, den damaligen Leiter der Geographischen Anstalt in Gotha, auf den jungen Mann aufmerksam. Perthes stellte in weiser Voraussicht Hermann Haack ein Darlehen zur Verfügung, und Haack konnte sich Ostern 1893 an der Universität Halle für das Fach Geographie einschreiben. Nach einem Studienaufenthalt in Göttingen bei Hermann Wagner, bei dem Haack die stärksten Anregungen zur Kartographie gewann, ging Haack nach Berlin zu Ferdinand von Richthofen, dem er auch assistierte. Seine Ferien verbrachte Haack regelmäßig am Zeichenpult in der Geographischen Anstalt Justus Perthes in Gotha, die weit über Deutschlands Grenzen Geltung besaß.
1896 promovierte der 24jährige bei Kirchhoff mit der Arbeit „Die mittlere Höhe von Südamerika". Das kurze Studium von nur drei Jahren mit dem Abschluss der Promotion verdeutlicht, wie begeistert Haack sein Leben allein der Kartographie widmete.
Nach Beendigung seiner Militärzeit 1897 begann Hermann Haacks wechselvolle Laufbahn in der Geographischen Anstalt. Das erste große Verlagswerk, an dem er mitarbeitete, war Richard Lüddeckes' „Deutscher Schulatlas". 1898 starb Lüddeckes und Hermann Habenicht wurde Haacks neuer Mentor. Der Autodidakt hatte eine vom Standpunkt des Praktikers verständliche Skepsis gegenüber dem „akademischen Gehilfen". Große Kartographen vor Hermann Haack hatten entweder eine rein praktische Ausbildung erfahren oder kamen auf Umwegen über die Theorie zur Praxis. Bei Haack liefen zum ersten Mal beide Wege parallel auf das eine schwierige Ziel hin, einen fest auf dem Boden der Wissenschaft stehenden praktischen Kartographen auszubilden.
Der junge Haack und sein Mentor vertrugen sich nicht und Haack hätte schon fast die Anstalt verlassen, wenn Perthes ihm nicht ein eigenes Aufgabengebiet zugeteilt hätte: die Schulwandkarten. Hier bestand großer Nachholbedarf. An den deutschen Schulen schien es um die Jahrhundertwende so, als hätte die allgemeine Entwicklung vor dem Geographieunterricht halt gemacht. Fast die Hälfte aller Lehrer, die 1908 an sächsischen Schulen Geographie unterrichteten, hatten keine Lehrbefähigung, zudem veränderten sich um die Jahrhundertwende die politischen Konstellationen und geographische Entdeckungen häuften sich.
Haack erarbeitete drei Entwürfe für geographische, physikalische und historische Wandatlanten, die insgesamt 250 Einzelkarten umfassten. Besonders die neue Farbgebung der Karten beeindruckte die Fachwelt. Dabei hatte Haack mit der kräftigen Farbskala nur einen einfachen Zweck verfolgt: Auch der Betrachter in der letzten Bankreihe sollte die Karte ohne Anstrengung lesen können. Die Farbsymbole von Haack sind im Laufe der Zeit zu Lesegewohnheiten geworden: Grün steht für das Tiefland, Braun für das Gebirge, Blau für das Gewässer, Rot stellt in der Höhenstufenskala die höchste Erhebung dar.
Die Krönung der schulkartographischen Arbeiten Haaks war die Bearbeitung von „Stielers Handatlas". Dieses größte Kartenwerk der Perthesschen Anstalt war bis 1878 von August Petermann geleitet worden. Nach seinem Tode arbeitete eine ganze Schule von Kartographen an dem Werk weiter. Hermann Haack wirkte an der 9. Auflage mit und zeichnete die Blätter von Australien und den Südseeinseln. Als aber der Zeitpunkt der Jubiläumsausgabe heranrückte, musste die Geographische Anstalt die Vorbereitung dieser Ausgabe in eine Hand legen, um ein einheitliches Werk zu schaffen. Die Wahl fiel auf Hermann Haack, der damit vor seine eigentliche Lebensaufgabe gestellt wurde. 16 Jahre dauerte die Arbeit an dem neuen Stieler.
1903 gründete Hermann Haack den „Geographischen Anzeiger" mit dem Untertitel „Blätter für den geographischen Unterricht" und 1912 den „Verband deutscher Schulgeographen". Der „Geographische Anzeiger" wurde damit das Bindeglied zum Verband. 1934 überführte man diesen zwangsweise in den NS-Lehrerbund. Doch nach 1945 konnte er wieder eigenständig bestehen. 1936 trat Friedrich Knieriem in die Schriftleitung des „Geographischen Anzeigers" neben Haack. 1939 ernannte die Reichsverwaltung Knieriem zum verantwortlichen Herausgeber des Anzeigers. Haack musste mit ansehen, wie seine Zeitschrift und der Verband untergingen.
Zwar hatte sich Hermann Haack 1944 aus dem Berufsleben zurückgezogen. Doch nach dem Krieg, als die gesamte Kartenproduktion am Boden lag, rief man den Kartographen zurück. 75jährig begann für ihn noch einmal das Arbeitsleben. Im Alter legte er den Zeichenstift aus den Händen, ging aber noch täglich zu seinem Arbeitsplatz
Im 94. Lebensjahr starb Hermann Haack am 22. Februar 1966 in Gotha.
Nach der Umwandlung der Geographische Anstalt in einen volkseigenen Betrieb erhielt dieser den Namen „VEB Hermann Haack Geographisch-kartographische Anstalt Gotha".
Seit 1992 heißt der Verlag wieder Justus Perthes Verlag Gotha und gehört zur „Klett-Perthes" Verlagsgruppe.