Traditionen zur Einschulung Schulanfang und seine Traditionen: Deutschland, Ukraine und andere Länder
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27. August 2022, 05:00 Uhr
In Deutschland gehören Zuckertüte und Schulanfang fest zusammen. Woher kommt die Tradition? Und wie verläuft der erste Schultag in anderen Ländern? Viele ukrainische Kinder werden ihn in diesem Jahr in Deutschland erleben.
Bei einem Erstklässler oder einer Erstklässlerin darf am ersten Schultag die Zuckertüte nicht fehlen. Meist ist sie prall gefüllt mit Süßigkeiten, Buntstiften, Heften und Spielzeug. Inzwischen werden auch elektronische Geräte verschenkt oder smarte Uhren. So funktioniert das zumindest in Deutschland. Wie aber begeht man in anderen Ländern diesen Start in den neuen Lebensabschnitt?
Einschul-Tradition in der Ukraine
In der Ukraine beginnt das Schuljahr immer am 1. September. Zur Einschulung werden hier nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer beschenkt: Die Schulanfänger überreichen ihnen Blumensträuße und erhalten im Gegenzug eine kleine Aufmerksamkeit. Im Anschluss werden Reden gehalten, außerdem finden Aufführungen älterer Schülerinnen und Schülern statt. Eine Zuckertüte wie in Deutschland kennen die Kinder in der Ukraine nicht.
Erster Schultag im fremden Land
Rund 10.000 Kinder aus der Ukraine gehen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges in Sachsen zur Schule, etwa 3.300 in Sachsen-Anhalt und 2.600 in Thüringen. Zum neuen Schuljahr werden noch weitere Kinder dazukommen, für viele wird es der allererste Schultag sein - eine Einschulung in einem fremden Land mit fremden Traditionen. Vielleicht kann die Zuckertüte ihnen den Einstieg erleichtern.
Andere Länder, andere Sitten
Schultüten zum ersten Schultag sucht man auch in Brasilien, Indien, Grönland oder der Ukraine vergebens. In Brasilien stellt die neue und meist sehr teuere Schuluniform das größte Highlight bei der Einschulung dar. Nach dem Kauf wird sie der ganzen Familie vorgeführt. Gefeiert wird hier nur in den Städten. In Indien essen die Kinder einen speziellen Joghurt, der ihnen Glück bringen soll. Mädchen bekommen den traditionellen roten Punkt auf die Stirn, das hinduistische Segnungszeichen. Im eisigen Grönland ist die Einschulung ein riesiges Ereignis. Traditionelle Trachten werden angezogen, Grönland-Fähnchen verteilt und nach der Schule Freunde und Bekannte zum Kaffee eingeladen.
Woher kommt die Zuckertüte eigentlich?
Wann genau die Zuckertüte geboren wird, ist gar nicht so leicht festzustellen. Frühe schriftliche Belege finden sich für Jena (1817), Dresden (1820) und Leipzig (1836). Außerhalb von Thüringen und Sachsen sind Zuckertüten bis 1910 nahezu unbekannt. Erst danach beginnt ihr Siegeszug. Spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Schultüte in den meisten Regionen Deutschlands bekannt – zuerst in Berlin und großen Städten, später auch in ländlichen Gegenden.
Großes Fest in Ostdeutschland
Der Schulanfang wird in Ostdeutschland ausgiebiger gefeiert als in den alten Bundesländern. So können sich die Kinder im Osten über mehr Geschenke freuen: Hier sind die Zuckertüten oft sechseckig und 85 Zentimeter groß, im Westen heißen sie meist Schultüte und sind mit rund 70 Zentimeter etwas kleiner. Zudem erhalten westdeutsche Kinder nur eine einzige Tüte, wogegen Ost-Kinder gleich mehrere bekommen.
Abschnitte dieses Artikels erschienen erstmals im 2016.