Wernher von Braun als Pop-Figur "Ich greife nach den Sternen, aber manchmal treffe ich auch London"
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15. September 2015, 14:57 Uhr
In den 1960er-Jahren war Wernher von Braun eine enorm populäre Persönlichkeit. Stanley Kubrick ersann die Figur des Dr. Seltsam nach seinem Vorbild, er tauchte in Romanen auf und Bands schrieben Songs über ihn. Trotz seiner Popularität, die ein oder andere satirische Spitze blieb dabei nicht aus.
Wernher von Braun in Funk und Fernsehen
In seiner Zeit in Amerika begann sich von Braun vor allem für die bemannte Raumfahrt auszusprechen. Sein großer Traum war eine bemannte Marsmission, allerdings war das erste Reiseziel auf Geheiß John F. Kennedys der Mond. Wernher von Braun war ein geschickter Marketing-Stratege. Er schaffte es, eine Zusammenarbeit mit Walt Disney zu Wege zu bringen. Am 9. März 1955 wurde so der Kurzfilm "Man in Space" ausgestrahlt. Darin erklärt von Braun unter anderem, wie Raketen funktionieren und was Raumfahrer alles aushalten müssen. Mit 42 Millionen Zuschauern gilt "Man in Space" als zweiterfolgreichste Sendung aller Zeiten im US-Fernsehen. Die Produktion zog noch zwei Fortsetzungen nach sich, in denen von Braun ebenfalls zu Wort kam.
Held und Schurke oder seltsam
Noch zu Lebzeiten wurde Wernher von Brauns Biographie verfilmt. Unter dem Titel "Wernher von Braun - Ich greife nach den Sternen" feierte der Film 1960 seine Weltpremiere in München. Nur wenige Monate später kam er in den USA in die Kinos. Die Hauptrolle übernahm der deutsche Schauspieler Curd Jürgens. Der Film wurde größtenteils Verrissen, vor allem, weil er die Rolle von Wernher von Braun im Nationalsozialismus verklärte. Laut dem Film war er ein unpolitischer Mitläufer und hätte Widerstand geleistet, was mittlerweile widerlegt ist. Der US-Satiriker Mort Sahl schlug vor, den Film in "Wernher von Braun - Ich greife nach den Sternen, aber manchmal treffe ich auch London" umzubenennen.
Auch in der DDR wurde Wernher von Braun zur Figur eines Films, allerdings wurde er hier eher zum Schurken. "Die gefrorenen Blitze" handelt vom Wissenschaftler Dr. Grunwald, der in Peenemünde mit an der V2 arbeitet. Sein Vorgesetzter ist der "Raketenbaron" Wernher von Braun. Nach dem Umzug ins KZ Mittelbau-Dora bekommt Grunwald skrupel, doch all seine Versuche, das Projekt zu verlassen, scheitern. Am Endes des Krieges folgt Grunwald seinem Chef von Braun in die USA. "Die gefrorenen Blitze" lässt Wernher von Braun in weniger positivem Licht erscheinen. Hier wird er als Raketenbaron dargestellt, der ein Heer von Zwangsarbeitern befehligt.
Die Figur des Dr. Seltsam im gleichnamigen Film von Stanley Kubrick von 1964 basiert unter anderem auf Wernher von Braun. Dr. Seltsam wird als ehemaliger Nazi-Wissenschaftler charakterisiert, ein eindeutiger Bezug auf Operation Paperclip. Charaktere, die nach von Braun gestaltet sind finden sich auch in Jean-Luc Godards "Alphaville", in dem James-Bond-Film "Diamantenfieber" oder in "Der Stoff aus dem Helden sind" von Philip Kaufman.