Freiheit für Nelson Mandela: Haftentlassung vor 31 Jahren Solidarität aus der DDR: Freiheitskämpfer Nelson Mandela
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11. Februar 2021, 05:00 Uhr
In Erinnerung geblieben ist Nelson Mandela als Kämpfer gegen die Apartheid, als erster schwarzer Staatspräsident in Südafrika – und als Mensch, der 27 Jahre in Haft lebte. Während dieser Zeit nahmen weltweit die Menschen Anteil an seinem Schicksal. Aus der DDR erfährt er eine ganz besondere Form der Solidarität. Am 11. Februar 1990 verließ er das Gefängnis als freier Mann und Südafrika war ein anderes, ein besseres Land. Mit seiner Freiheit begann auch das langersehnte Ende der Apartheid.
"Tata Madiba" sagen Südafrikaner liebevoll, wenn sie von Nelson Mandela sprechen. Tata heißt übersetzt Vater, und als den Vater ihrer Nation sehen ihn Menschen in Südafrika bis heute.
Nomen est Omen: Der Unruhestifter
Geboren wird Nelson Mandela am 18. Juli 1918. Seine Eltern nennen ihn Rolihlahla, was übersetzt soviel heißt wie "Unruhestifter". Den Namen Nelson gibt ihm später eine Lehrerin in der Grundschule. Nach dem Abschluss studiert er unter anderem Politik und Jura. Seine Motivation: Die politischen Zustände, unter denen besonders die schwarze Bevölkerung leidet in Südafrika zu verändern. Per Gesetz gilt die Rassentrennung - Schwarze werden unterdrückt und ausgegrenzt. Sie dürfen sich nicht politisch engagieren, keine Weißen heiraten, nicht mit Weißen in die Schule gehen, nicht einmal auf der gleichen Parkbank sitzen. Viele leben in erbärmlichen Verhältnissen, ohne fließend Wasser und Strom.
Nelson Mandela: Kämpfer gegen die Rassentrennung
Nach dem Mandela vor einer arrangierten Ehe nach Johannesburg flieht, engagiert er sich in der Organisation ANC (African National Congress) und ruft dazu auf, die sogenannten Apartheid-Gesetze zu missachten. Apartheid bedeutet auf Afrikaans soviel wie "Trennung". 1955 wird Mandela mit anderen Aktivisten festgenommen. Der Prozess zieht sich über sechs Jahre und endet mit einem Freispruch. Als die ANC 1960 offiziell verboten wird, taucht Mandela ab und kämpft im Untergrund weiter. Doch bereits zwei Jahre später wird er, trotz Pseudonym und größter Vorsicht, erneut verhaftet. Diesmal bekommt er keinen Freispruch. Es folgen mehrere Prozesse. Unter anderem wegen "Aufruf zur öffentlichen Unruhe" oder "Reisen ohne Pass". Für diese Delikte bekommt er fünf Jahre, wird aber während dessen gesondert wegen "Planung des bewaffneten Kampfes" angeklagt. 1964 fällt das Urteil : Nelson Mandela wird wegen Hochverrat zu 27 Jahren Haft verurteilt.
Während der Haft: Nelson Mandela gilt als Terrorist
Während der langen Haftzeit wird er mehrmals in andere Gefängnisse verlegt. Die längste Zeit - insgesamt 18 Jahre - verbringt er auf der Gefängnisinsel Robben Island im Atlantik. Die Haftbedingungen sind hart, er muss in Einzelzellen ausharren. Zehn Jahre davon ohne Bett und nur mit kaltem Wasser. 1988 erkrankt er an Tuberkulose. Zu dieser Zeit ist er im Pollsmoore Gefängnis in Kapstadt. Im selben Jahr setzt ihn der damalige US-Präsident Ronald Reagan auf die Liste der Terroristen. Auch die "Eiserne Lady", Margaret Thatcher, nennt ihn "Terrorist". Erst 20 Jahre später rehabilitierte ihn Georg W. Bush.
Unterstützung aus der DDR
Die verbotene politische Organisation ANC muss nun aus dem Untergrund arbeiten und sucht Unterstützer im Ausland. Die Deutsche Demokratische Republik zeigt sich schon in den sechziger Jahren solidarisch mit dem angeklagten ANC-Führer Nelson Mandela. Doch die Unterstützung bleibt überschaubar. 1972 dann nimmt die SED offizielle Beziehungen zum ANC auf und bietet Bildungsmaßnahmen, medizinische Versorgung und finanzielle Unterstützung an. Doch erst nach dem blutigen Soweto-Aufstand 1976 folgen Taten. Die DDR verpflichtet sich für die Militärausbildung von ANC-Kämpfern im eigenen Land.
Postkarten aus der DDR für Nelson Mandela
Bei der Unterstützung der Anti-Apardheitsbewegung zeigt der Osten klare Kante und gehört zu den stärksten internationalen Befürwortern der Freiheitsbewegung in Südafrika. Aber nicht nur auf militärischer Ebene wird Mandela und seine Freiheitsbewegung unterstützt. 1986 ruft die Kinderzeitschrift Bummi dazu auf, Nelson Mandela ins Gefängnis Postkarten zu schreiben. Rund 80.000 DDR-Kinder schicken ihm bunte Postkarten ins Pollsmoore-Gefängnis.
Vision des Friedens
Im Februar 1990 wird Nelson Mandela durch Hilfe des afrikanischen Staatspräsidenten Frederik de Klerk aus der Haft entlassen. Auch die ANC darf durch de Klerk wieder aktiv werden. Für seine Vision , wie sie Mandela in einem Brief aus dem Gefängnis formuliert: "...das Recht des afrikanischen Volkes, sich in seinem eigenen Land selbst zu regieren", hat er auch während der Haft weiter gekämpft. 1993 bekommen de Klerk und er den Friedensnobelpreis. Ein Jahr später - 1994 - wird er erster Präsident des demokratischen Südafrikas und beendet die Apartheid.
Mandela sagte einmal, er wolle kein Heiliger sein. Er sei ein Sünder, der sich bemühe, als normaler Mensch in die Geschichte einzugehen. Am 5. Dezember 2013 starb "Tata Madiba" in einem freien Land.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR ZEITREISE | 27. April 2019 | 00:20 Uhr