Hoyerswerda 1991: die erste "ausländerfreie" Stadt Deutschlands
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13. September 2022, 05:00 Uhr
Am 21. September 1991 müssen die ersten Vertragsarbeiter aus Vietnam und Mosambik ihr Wohnheim in Hoyerswerda verlassen und werden mit Bussen aus der Stadt gebracht. Grund dafür sind die ausländerfeindliche Exzesse, die fünf Tage zuvor begonnen hatten und an denen sich zeitweilig bis zu 500 Bewohner Hoyerswerdas beteiligten. Tage später verlassen sämtliche Ausländer die Stadt. In rechten Kreisen gilt Hoyerswerda als erste "ausländerfreie" Stadt Deutschlands.
Am 17. September 1991 beginnen in Hoyerswerda brutale Gewaltexzesse gegen die in der Stadt wohnenden Ausländer. Rund zehn Skinheads attackieren auf dem Marktplatz von Hoyerswerda vietnamesische Händler, die daraufhin in ihr Wohnheim, in dem DDR-Vertragsarbeitern aus Mosambik und Vietnam leben, flüchten. Die Skinheads, die die vietnamesischen Händler verfolgt hatten, postieren sich nun vor der Unterkunft und skandieren "Ausländer raus!" und "Sieg Heil". Binnen weniger Stunden gesellen sich Rechtsradikale und Nachbarn zu den Skinheads. Mit Molotowcocktails, Brandflaschen und Eisenkugeln attackieren sie gemeinsam die Bewohner des Heims.
Die Bilder aus Hoyerswerda gehen um die Welt
Vor den Augen der Öffentlichkeit verschanzen sich die angegriffenen Ausländer in ihrem Wohnheim. Die Einsatzkräfte der Polizei sind hoffnungslos überfordert und die Bilder der applaudierenden Menge gehen um die Welt. Einer der Fotografen, die die Ereignisse in Hoyerswerda dokumentieren, ist Gerd Fügert. Ihm gelingt es, ins Wohnheim vorzudringen und von dort aus zu fotografieren.
Die Bewohner des Wohnheims werden evakuiert
Die Ausschreitungen dauern eine Woche. Zeitweilig belagern bis zu 500 Menschen das Wohnheim und beteiligen sich unter dem Applaus vieler Nachbarn an den Übergriffen. Die Bilanz: über 30 Verletzte. Die Behörden sehen schließlich keinen anderen Ausweg mehr, als sämtliche Bewohner des Heims mit Bussen aus der Stadt zu bringen.
Hoyerswerda: erste "ausländerfreie" Stadt
In rechten Kreisen wird Hoyerswerda nach den Ausschreitungen als erste "ausländerfreie" Stadt bezeichnet. Der Begriff "ausländerfrei" wird daraufhin 1991 zum erstmals eingeführten "Unwort des Jahres" gewählt.
Die Ausschreitungen von Hoyerswerda sind der Auftakt für eine Welle rechter Gewalt in Deutschland.
Dieser Artikel wurde erstmals im September 2021 veröffentlicht.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hoyerswerda '91 | 13. September 2022 | 22:10 Uhr