Generation Wende - Nicole Gentzsch
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05. Januar 2016, 09:32 Uhr
Nicole Gentzsch, Jahrgang 1973, wächst in Leipzig auf. Nach Abschluss der 10. Klasse beginnt sie im September 1989 eine Lehre zur Friseurin. Ihre Eltern betrachten die damals stattfindenden Montagsdemonstrationen mit großer Sorge und lassen ihre Tochter an diesen Tagen abends nicht mehr aus dem Haus. Sie haben Furcht vor gewalttätigen Ausschreitungen und dem, was kommen wird.
Nach der Grenzöffnung macht sich in der Familie Angst breit – vor Drogen, Waffen, Kriminalität. Hinzu kommen existenzielle Ängste: Wie wird das mit dem Geldumtausch? Sind unsere Arbeitsplätze sicher? Werden die Mieten erhöht? Nicole Gentzsch hat Probleme auf Arbeit, will ihre Eltern jedoch nicht zusätzlich damit belasten. Sie frisst den Kummer in sich hinein und weint abends in ihrem Zimmer.
Viele Teilnehmer der Sächsischen Längsschnittstudie erleben zu Hause ähnliche Situationen und ähnlich hilflos Eltern. Entsprechend besorgt sehen sie der Zukunft entgegen. Trotz aller Ungewissheiten ist Nicole Gentzsch im Grunde glücklich mit ihrem Leben. Zurzeit absolviert sie eine Ausbildung zur staatlich geprüften Erzieherin. Sie ist verheiratet, hat eine 14-jährige Tochter und lebt noch immer in der Plattenbausiedlung, in der sie groß geworden ist.