Die Zarin aus Zerbst Katharina die Große - Zarin von Russland
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22. September 2010, 09:42 Uhr
Am 9. Juli 1762 wurde die Zaren-Gattin Katharina anstelle ihres abgesetzten Ehemannes zur alleinigen Kaiserin von Russland ausgerufen. Wie wurde aus der geborenen Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst eine Staatenlenkerin, die erfolgreich Weltpolitik betrieb und bis heute als eine der großen Frauen der Weltgeschichte gilt? Ein Blick in das Leben der russischen Zarin Katharina II., der Großen.
Am 2. Mai 1729 wurde Fürst Ernst von Anhalt-Zerbst und Dornburg eine Tochter geboren. Man taufte sie auf den Namen Sophie Auguste Friederike. Ihre Mutter Johanna von Holstein-Bottrop stammte aus einer hoch angesehenen, in Europa weitverzweigten Adelsfamilie. Sophie wuchs in Stettin auf. Schon in Kindesjahren begeisterte sie sich für Bildung und Sprachen, hatte sie doch die blendenden Geistesgaben der Mutter geerbt. Mit 14 Jahren war sie ein lebhaftes Mädchen mit schmaler Taille und fraulichen Kurven, in deren Benehmen sich Ernst und Entschlossenheit zeigten. Allerdings wusste sie auch mit einnehmenden Reden und Schmeicheleien zu gefallen.
Höfische Verbandelungen
Auf Reisen mit der Mutter lernte die heranwachsende Sophie Fürstentümer und den Königshof Friedrich II. kennen. Den Preußenkönig bezauberte sie durch prompte Antworten, ihre Sprachkenntnisse - sie beherrschte drei Fremdsprachen - und ihr Wissen. Friedrich der II. nutzte seinen Einfluss auf die Eltern der Prinzessin, um seine politischen Pläne mit Hilfe der jungen Prinzessin umzusetzen. Bald schon stand fest, dass Sophie an den russischen Hof gebracht werden sollte.
Vor der Hochzeit mit dem Großfürsten Peter Fjodorowitsch, dem Thronfolger der russischen Zarin Elisabeth, wechselte die anhaltische Prinzessin nicht nur den Glauben, sondern auch ihren Namen. Die 16-Jährige ging als orthodoxe Christin Katharina in die Ehe. Doch Glück war dieser Verbindung nicht beschieden. Den Intrigen am russischen Hof und den ständigen Demütigungen und Liebschaften ihres Mannes ausweichend, nutzte sie die Zeit, sich weiterzubilden und die russische Sprache zu lernen.
Entmachtung des Gatten
Nach dem Tode Elisabeths 1762 übernahm der später als unfähig dargestellte Peter III. die Regierung. Für Katharina begann ein Albtraum. Peter war ein großer Verehrer Friedrichs II., mit dem sich Russland im Krieg befand. Er führte sein Land aus dem Krieg und schloss sogar einen Allianzvertrag mit dem Preußenkönig. Der neue Zar wollte die russische Armee reformieren und sie in Uniformen in den Farben Preußens stecken. Sein politisches Ziel war ein aufgeklärter Absolutismus. Das führte ihn in Konflikt mit den alten russischen Eliten und der orthodoxen Kirche. Katharina entschloss sich, den Gatten zu entmachten. Mithilfe von Orlow, einem ihrer Günstlinge, gelang es ihr, gestützt auf die russische Armee, das Regime Peters zu stürzen. Die Ermordung Peters III. billigend in Kauf nehmend, zeigte sie sich als eine Frau mit einem eisernen und unerschütterlichen Willen zur Macht.
Katharina - die Herrscherin
Unmittelbar nach ihrer Ausrufung zur Zarin am 9. Juli 1762 unternahm sie energische Versuche, durch eine aufgeklärte Gesetzgebung für Verwaltung, Wirtschaft und Militär das riesige russische Reich zu reformieren. Allerdings änderten ihre Bemühungen nichts an der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung. Eine Abschaffung der Leibeigenschaft erwog auch Katharina nicht. Der Status der Bauern näherte sich dem der Sklaverei. Einen Aufstand der Landbevölkerung in der Ukraine gegen die Unterdrückung ließ sie blutig niederschlagen.
Die Außenpolitik der Zarin
Außenpolitisch setzte Katharina den von Peter III. angefangen preußenfreundlichen Kurs fort. Mit Preußen und Österreich verbündet, führte sie die Dreiteilung Polens durch. In zwei erfolgreichen Kriegen gegen das Osmanische Reich vergrößerte sie das russische Reich bis zum Schwarzen Meer. Katharina pflegte ihre westeuropäischen Beziehungen und förderte die Einführung der geistigen und kulturellen Leistungen, vor allem Frankreichs, am russischen Hof.
Hilfe für die alte Heimat
In der alten Heimat half die Zarin während der großen Hungersnot des Jahres 1772, indem sie eine große Menge Roggen zollfrei nach Zerbst schickte. In den Jahren der ukrainischen Bauernaufstände holte sie deutsche und westeuropäische Kolonisten an die Wolga und später auf die Krim, um das Land schneller zu kultivieren.
Die Zarin und ihre Männer
Katharina die Große, in die Geschichte eingegangen als bedeutende Herrscherin, wurde durch ihre Liebschaften zur Legende. Zahlreiche Liebhaber, von denen sie aber nach Peters Tod keinen heiratete, verkehrten am russischen Hof und gewannen mitunter recht großen Einfluss. 1774 begegnete die 45-jährige Katharina ihrer großen Liebe: Grigori Potemkin. "Was für ein erstaunliches Wunder hast du vollbracht, welche Verwirrung hast du angerichtet in diesem Kopf, der bis heute als einer der besten Europas galt! ... Welche Schande! Welche Sünde!“
Katharinas Tod und ihre Bedeutung für die Geschichte
Nach 34 Regierungsjahren starb Katharina am 17. November 1796 in St. Petersburg. Geleitet von scharfem Verstand, willensstarkem Ehrgeiz und grenzenloser Eitelkeit war es ihr gelungen, sich Glanz und Ansehen zu verschaffen. In der Erinnerung ihrer Zeitgenossen blieb sie eine vom Selbstvertrauen beseelte Staatslenkerin, die es verstand, erfolgreich Weltpolitik zu betreiben.
Zweifellos gehört Katharina die Große, die geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst, zu den großen Frauen der Weltgeschichte.