Porträt Friedrich Schiller

(1759-1805)

04. Oktober 2006, 12:37 Uhr

Schillers Stücke gehören zu den meistgespielten deutschen Dramen. Seine Balladen sind bis heute Schulstoff. Mit Goethe begründete er Weimars Ruf als Klassikerstadt. Ein Porträt.

Geboren wurde Friedrich Schiller am 10. November 1759 in Marbach am Neckar. Sein Vater war Leutnant und Wundarzt im Regiment des Herzogs Carl Eugen von Württemberg, die Mutter Elisabeth Dorothea, Tochter eines Gastwirts. Sie gebar ihrem Mann sechs Kinder - Johann Christoph Friedrich blieb der einzige Junge.

Eigentlich wollte Schiller nach dem Schulabschluss 1773 Theologie studieren, aber der Vater hatte dem Herzog ein verhängnisvolles Versprechen gegeben: Sein Sohn sollte die "Karlsschule", die herzogliche Militärakademie bei Stuttgart, besuchen. Diszipliniertes Kasernenleben, Uniformzwang, Absonderung von der Außenwelt – keine leichten Jahre für den jungen Schiller, dem darüber hinaus kaum Freizeit blieb. Trotzdem entwickelte sich in dieser Zeit sein Interesse für Literatur. So las er u. a. Klopstock und Lessing. Ab 1773 studierte Schiller an der Militärakademie zunächst Jura, ab 1775 dann Medizin.

Der Regimentsmedikus greift zur Feder

1776 hörte der 17-Jährige einen Vortrag des Philosophie-Professors Jakob Friedrich Abel. Dessen Ausführungen zum Genie faszinierten Schiller und gaben den Anstoß zur intensiven Beschäftigung mit Shakespeares Dramen. Bald griff der herzogliche Regimentsmedikus in Stuttgart selbst zur Feder und schrieb "Die Räuber" - das geniale Theaterstück, dessen Uraufführung 1782 ihn schlagartig berühmt machte.

Verärgert über die heimliche Reise Schillers zur Premiere nach Mannheim, verbot der Herzog seinem Untertanen das Schreiben. Damit trieb er Schiller in die Flucht. Die endete zunächst im thüringischen Bauerbach. Dort, bei Meiningen, im Schatten des Thüringer Waldes, versteckte die Schriftstellerin Henriette von Wolzogen den 23-Jährigen und lieh ihm Geld. Der junge Dichter des "Sturm und Drang" stürzte sich in die Arbeit an den Dramen "Fiesko zu Genua" und "Luise Millerin" (später "Kabale und Liebe").

Doch zumindest mit dem "Fiesko" hatte er zunächst wenig Glück. Als Theaterdichter in Mannheim 1784/85 brachte er schließlich fast das gesamte Ensemble gegen sich auf. Dazu kamen drückende Schulden und eine unglückliche Liebesaffäre. Außerdem ereilte ihn eine schwere Krankheit - wiederholte Fieberanfälle kurierte der halbfertige Arzt mit selbstgebrautem Brechmittel, Wassersuppe und Hungern. Ruinierte er sich dabei für immer seine Gesundheit?

Über Leipzig und Dresden nach Weimar

Schiller hatte Glück im Unglück. Der Leipziger Freundeskreis um Christian Gottfried Körner war so begeistert von Schillers Werk, dass er den Dichter 1785 erst nach Leipzig und später nach Dresden einlud. Schiller genoss diese Zeit und schuf in euphorischer Stimmung unter anderem die "Ode an die Freude" und das Drama "Don Karlos".

Schließlich zog es ihn wieder nach Thüringen. 1787 ließ er sich in Weimar nieder, um dem von ihm verehrten Goethe näher zu sein. Dort schloss er Bekanntschaft mit Herder und Wieland, doch Goethe weilte gerade in Italien, später erschien er Schiller als "stolze Prüde, der man ein Kind machen muss". Auch Schillers Einführung bei Hofe wollte zunächst nicht gelingen. Doch ein Jahr später betrieb der Hof mit Goethes Unterstützung die Berufung Schillers als - unbesoldeter - Professor für Geschichte und Philosophie an die Universität Jena.

Zur Antrittsvorlesung am 26. Mai 1789 erschienen so viele Studenten, dass man in einen größeren Saal ausweichen musste. Qualifiziert für den Posten hatte sich Schiller mit ausführlichen Studien und seiner Arbeit über die "Geschichte des Abfalls der Niederlande von der Spanischen Regierung". Nun bemühte sich Schiller um eine bürgerliche Existenz. Eine Frau musste her – aber welche? Schließlich entschied er sich für Charlotte von Lengefeld, nachdem er eine zeitlang auch ihre Schwester Caroline umworben hatte. Kennengelernt hatte er beide in Rudolstadt. Am 22. Februar 1790 läuteten in der Kirche von Wenigenjena die Hochzeitsglocken, nachdem eine Jahrespension des Herzogs die Heirat ermöglicht hatte. Es wurde eine glückliche Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen.

1791 erkrankte Schiller. Von seiner Lungen- und Rippenfellentzündung hat er sich nie vollständig erholt. Als er durch die Krankheit auch wieder in finanzielle Schwierigkeiten geriet, erwirkte der dänische Dichter Jens Baggesen für ihn eine dreijährige, später weitere um zwei Jahre verlängerte Pension, bezahlt von zwei Mitgliedern des dänischen Staatsrates. Die Französische Republik ernannte Schiller 1792 zum Ehrenbürger.

Goethe und Schiller als Dichterpaar - Die Balladen

1794 traf er mit Hölderlin, Fichte und Wilhelm von Humboldt zusammen. Vor allem aber gewann er Goethe für die Mitarbeit an seiner Zeitschrift "Die Horen", in der bedeutende Schriftsteller und Wissenschaftler der Zeit publizieren sollen. Zwischen beiden Dichtern entwickelte sich eine enge Freundschaft. Sie verkehrten persönlich miteinander, lobten und kritisierten in ausführlichen Briefen gegenseitig Schaffen und Werk. 1797/98 dichteten beide um die Wette Balladen, Schiller u. a. "Das Lied von der Glocke", "Der Handschuh", "Der Taucher", "Die Kraniche des Ibykus", "Die Bürgschaft".

Die großen Dramen

Schiller schrieb, immer wieder von Krankheitsschüben niedergeworfen, wie entfesselt Theaterstücke: 1796-99 schrieb er die "Wallenstein"-Trilogie, die übrigens auf Goethes Vorschlag in drei Teilen erzählt wird, dann "Maria Stuart", 1801 "Die Jungfrau von Orleans", 1803 "Die Braut von Messina" und schließlich 1804 den "Wilhelm Tell", ein Drama, das sich eigentlich Goethe vorgenommen hatte. 1799 war Schiller nach Weimar übergesiedelt, wo er zum Mitarbeiter des Hoftheaters ernannt wurde.

Im Sommer 1804 wurde er von einem schweren Krankheitsanfall mit Fieber und Krämpfen niedergeworfen. Gerüchte von seinem Tod verbreiteten sich. Doch Schiller erholte sich noch einmal und begann mit der Arbeit am Drama "Demetrius". Anfang 1805 warf ihn die Krankheit erneut aufs Lager. Er erholte sich soweit, dass er am 1. Mai des Jahres eine Theateraufführung in Weimar besuchen konnte. Doch dabei brach der Dichter in seiner Loge zusammen.

Einen Tag später fügte er dem "Demetrius" die letzten Zeilen hinzu. Am 9. Mai 1805 starb er infolge eines schweren Rückfalls seiner Lungenentzündung. In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai wurde er auf dem Friedhof der Jakobskirche beigesetzt. 1827 wurden seine Gebeine in die Weimarer Fürstengruft umgebettet, in der später auch Goethe seine letzte Ruhestätte fand.