13. Jahrhundert: Die Herrschaft der Wettiner Die Wettiner: Der Erlauchte, der Entartete, der Gebissene
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19. September 2008, 12:41 Uhr
Die Erfolge der Wettiner im Kampf um Thüringen schreibt die Nachwelt seinem Vater, Heinrich dem Erlauchten, zu. Albrecht selbst geht mit dem Beinamen "der Entartete" in die Geschichte ein. Das scheint etwas ungerecht. Ein Kurzporträt des Landgrafen sowie Steckbriefe der anderen Protagonisten lesen Sie hier.
Albrecht der Entartete (1240-1314)
Albrecht ist der Sohn Heinrichs des Erlauchten, des Markgrafen von Meißen aus dem Haus Wettin. Schon als Fünfjähriger wird Albrecht 1245 mit Margarethe, der drei Jahre älteren der Tochter des Stauferkaisers Friedrich verlobt. 1254 wird Hochzeit gefeiert. Die hochadelige Familienpolitik seines Vaters zielt auf die Vorherrschaft in Mitteldeutschland. Der Wettiner verbündet sich mit dem Staufer, besiegelt den Pakt mit der Verheiratung seines Sohnes und bekommt die Landgrafschaft Thüringen in Aussicht gestellt.
Doch so einfach wird es nicht. Nach dem Tod Heinrich Raspes, des alten Landgrafen von Thüringen, entbrennt 1247 ein 16 Jahre währender kostspieliger Erbfolgekrieg um eines der wichtigsten Fürstentümer im Reich. Und der prägt Kindheit und Jugend Albrechts. Erst 1262 erobern die Wettiner Eisenach am Fuß der Wartburg. In der Schlacht von Beesenstedt bei Wettin am 27. Oktober 1263 erringen sie unter Albrechts Führung den Sieg. Im selben Jahr wird er von seinem Vater zum Landgrafen von Thüringen ernannt. Die Erfolge im Kampf schreibt die Nachwelt seinem Vater, Heinrich dem Erlauchten, zu.
Albrecht geht mit dem Beinamen "der Entartete" in die Geschichte ein, weil er seine Familie und den Hof mit einer nicht standesgemäßen Affäre brüskiert. 1270 verlässt seine Gemahlin Margarethe die Wartburg. Noch im selben Jahr stirbt sie. Albrecht heiratet 1274 seine große Liebe, Kunigunde von Eisenberg. Albrechts Söhne aus erster Ehe müssen um ihr Erbe bangen, denn er lässt den mit Kunigunde gezeugten Sohn Apitz vom Kaiser legitimieren. Und der soll Thüringen einst erben. Eine blutige Fehde entbrennt, nach dem das Oberhaupt der Wettiner, Albrechts Vater Heinrich, 1288, stirbt. Infolge der Wirrnisse gerät auch der Frieden im verschuldeten Land in Gefahr. In Bedrängnis verkauft Albrecht Thüringen 1294 an den König. Ihm bleiben nur einige Dörfer und das Wohnrecht auf der Wartburg. Auch die Mark Meißen geht verloren. 1307 belagern königliche Truppen die Wartburg, Albrecht soll weichen. Da tritt sein Sohn Friedrich auf den Plan, möglicherweise verschaffte Albrechts dritte Frau Elisabeth ihm Zugang auf die Wartburg. Friedrich zwingt seinen Vater abzudanken und ihn als Erben einzusetzen. Albrecht widerruft den Kaufvertrag mit dem König. Die Wettiner erobern die Wartburg und das Altenburger Land zurück, später auch die Mark Meißen. Albrecht aber geht als fürstlicher Pensionär nach Erfurt, wo er 1314 verarmt stirbt.
Margarete von Hohenstaufen (1237-1270)
DIE KAISERTOCHTER. Margarete ist eine Tochter Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen. 1245 wird sie von Süditalien in die Mark Meißen zu ihrem Verlobten, dem Fürstensohn Albrecht, geschickt, den sie 1254 heiratet. Im Jahr 1270 verlässt sie ihren Gemahl und begibt sich nach Frankfurt am Main, wo sie wenige Wochen nach ihrer Ankunft im Weißfrauenkloster im Alter von nur 33 Jahren stirbt. Einer Sage zufolge wollte sie durch die Flucht einer Vergiftung durch ihren Gemahl zuvorkommen. Aus der Verbindung mit Albrecht stammen die Söhne Friedrich und Diezmann sowie eine Tochter, die später dem Sohn des Herzogs Albrecht von Braunschweig zur Frau gegegen wird.
Kunigunde von Eisenberg (um 1245-1286)
ALBRECHTS GROSSE LIEBE. Kunigunde ist die Tochter eines Gefolgsmannes der Wettiner und erhält in jungen Jahren eine Anstellung als Hofdame im Gefolge von Margarethe, der Gemahlin von Albrecht. Bald wird sie Albrechts Geliebte. Nach Margarethes Tod 1270 wird sie 1274 Albrechts neue Gemahlin und damit Landgräfin von Thüringen. Sie schenkt ihm zwei Kinder. Im Oktober 1286 stirbt sie und wird im Eisenacher Katharinenkloster begraben.
Elisabeth von Lobdeburg (um 1270-1333)
DIE DRITTE GEMAHLIN. Elisabeth ist die Tochter eines Grafen von Orlamünde und heiratet in erster Ehe einen Grafen von Lobdeburg-Arnshaugk. Nach dessen Tod heiratet sie 1290 Landgraf Albrecht. Das Erbe aus ihrer ersten Ehe geht damit in den Besitz der Wettiner über. Ihre gleichnamige Tochter verheiratet sie mit Albrechts Sohn Friedrich. Sie verschafft ihm möglicherweise auch Zutritt auf die Wartburg, wo er seinen Vater 1307 zur Abdankung zwingt.
Friedrich der Gebissene oder der Freidige (1257-1323)
DER AUFSÄSSIGE SOHN. Friedrich ist der älteste Sohn von Albrecht aus der Ehe mit Margarethe von Hohenstaufen. Als Enkel Kaiser Friedrichs II. wird er Ende der 1260er Jahre als Kandidat für den Kaiserthron gehandelt. Doch daraus wird nichts. Denn sein Vater lehnt einen Zug nach Italien ab. Albrecht bezweifelt wohl, dass sich der 12-Jährige als Kaiser durchsetzen lässt. Seit Ende der 1280er Jahre befindet sich Friedrich praktisch in Dauerfehde mit seinem Vater Albrecht. Einer Sage zufolge will er das an seiner Mutter begangene Unrecht rächen. Schließlich geht es auch ums Erbe, das Margarethes beiden Söhnen durch die Liaison des Vaters mit Kunigunde abhanden zu kommen droht. Margarethe soll sich bei ihrer Flucht von der Wartburg im Jahre 1270 von den beiden Söhnen durch einen Biss in die Wange verabschiedet haben - unter Tränen: "Ich will sie zeichnen, dass sie an dieses Scheiden gedenken, solange sie leben." Daher rührt der Beiname Friedrichs.
Er ist es, der seinen Vater 1307 zur Abdankung als Landgraf zwingt. Er wird der Nachfolger und unter seiner Führung erobern die Wettiner die Herrschaft in Thüringen zurück, später auch im Pleißenland und der Mark Meißen. Einer Sage zufolge soll Friedrich in allen Kämpfen solchen Mut bewiesen haben, dass man ihn später nicht mehr den Gebissenen, sondern den Freidigen (den Kühnen, den Tapferen) nannte.
Heinrich der Erlauchte (1218-1288)
DER VATER. Heinrich ist der Sohn von Dietrich, dem wettinischen Markgrafen von Meißen, und der Ludowingerin Jutta von Thüringen. 1221 tritt er die Nachfolge seines Vaters als Markgraf an. Nach dem Tod des letzten ludowingischen Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe, im Jahr 1247 will er auch dort an die Macht. Da auch andere Bewerber Anspruch erheben, bricht der Thüringische Erbfolgekrieg aus, den Heinrich mit Hilfe seiner Söhne Albrecht und Dietrich 1263 für die Wettiner entscheidet. 1265 teilt Heinrich sein Herrschaftsgebiet zwischen sich und seinen Söhnen auf: Er selbst behält die Herrschaft über Meißen und die Ostmark (Lausitz), Albrecht erhält die Landgrafschaft Thüringen, Dietrich die Mark Landsberg um Leipzig und Weißenfels. Wirrer Familienzwist unter den Wettinern verhindert zunächst einen weiteren Machtausbau.