Grenadiere der Waffen-SS in den Ardennen
Grenadiere der Waffen-SS während der Ardennen-Offensive im Januar 1945. Bildrechte: imago images / glasshouseimages

Himmlers Armee Die Waffen-SS

17. November 2016, 18:30 Uhr

Ihre Waffentaten erregten Respekt und Bewunderung, aber auch Furcht und Schrecken. Sie errang große militärische Erfolge, aber beging zugleich schwerste Kriegsverbrechen. Die NS-Propaganda stilisierte sie zur militärischen Elite, doch ihre Siege waren teuer erkauft. Ihr Chef sah in ihr eine germanische Krieger-Garde, doch in ihren Reihen dienten auch zehntausende Slawen, Kaukasier und sogar Moslems. Was war die Waffen-SS?

Die Ursprünge der Waffen-SS gehen auf das Jahr 1933 zurück. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten entstehen bei der allgemeinen SS - also jener Truppe, die 1925 als Hitlers persönliche Leibgarde (SS steht für Schutzstaffel) gegründet wurde - sogenannte Stabswachen. Das sind bewaffnete Kampfgruppen, die unter anderem den Schutz von NSDAP-Größen übernehmen sollen. Die bekannteste ist die "Stabswache" von Adolf Hitler, die seit September 1933 den Namen "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" führt.

Aufbau als "Verfügungstruppe"

Waffen-SS - SS-Leibstandarte "Adolf Hitler" 1935 in München
Die SS-Leibstandarte "Adolf Hitler" 1935 in München. Bildrechte: imago/sepp spiegl

Während des "Röhm-Putsches" 1934 liquidiert die Leibstandarte auf Befehl Hitlers die SA-Führung um Ernst Röhm. Die SS schafft damit auch der Reichswehr eine unliebsame Konkurrenz vom Hals, schickte sich doch das "Volksheer" der SA an, dem "einzigen Waffenträger der Nation" Konkurrenz zu machen. Hitler setzt sich danach, dem Drängen von SS-Chef Heinrich Himmler folgend, bei der Reichswehr-Führung dafür ein, dass die SS eine militärische Truppe zu seiner Verfügung - also eine "Verfügungstruppe" - bilden darf. Bis 1938 entstehen neben der "Leibstandarte" noch drei weitere Standarten (Regimenter). Trotz ihrer militärischen Ausrichtung ist die SS-Verfügungstruppe (VT) zunächst auf die "innere Sicherung" des Regimes festgelegt. Etatmäßig wird sie dem Innenministerium angegliedert. Im Kriegsfall unterliegt ihr militärischer Einsatz der Entscheidung der Wehrmachtführung.

Erfahrene Reichswehr-Offiziere

Seit 1934/35 wird der Führungsnachwuchs der SS-Verfügungstruppe an den SS-Junkerschulen in Bad Tölz und Braunschweig militärisch, aber auch ideologisch geschult. Mit der Inspektion der SS-Verfügungstruppe unter dem ehemaligen Reichswehr-General und späteren SS-Oberst-Gruppenführer (Generaloberst) Paul Hausser erhält die Truppe so etwas wie einen eigenen Generalstab. Hausser, der auf die strengen Ausbildungsstandards der Wehrmacht setzt, ist nicht der einzige militärische Profi, den Himmler in die Verfügungstruppe holt. Ein anderer Name, der später Bekanntheit erlangt, ist Felix Steiner. Der spätere SS-Obergruppenführer (General) prägt maßgeblich das Bild des in der späteren Waffen-SS zum Vorbild erhobenen militärathletischen Einzelkämpfers.

Geburtsurkunde durch den "Führer"

Den Anspruch der Wehrmacht, "einziger Waffenträger der Nation" zu sein, darf aber auch die SS-Verfügungstruppe vorerst nicht antasten. Das ändert sich nach der sogenannten Blomberg-Fritsch-Krise 1938, in deren Folge Reichswehrminister Werner von Blomberg und der Chef des Heeres, Werner von Fritsch, ihren Hut nehmen müssen. Hitler übernimmt nun selbst den Oberbefehl über die Wehrmacht und erkennt die SS-Verfügungstruppe als stehende Truppe für die Friedens- und Kriegszeit an. Obendrein erlaubt er die Aufstellung einer kompletten SS-Division. Der entsprechende Führererlass gilt als Geburtsurkunde der späteren Waffen-SS. Die Pläne werden bis zum Beginn des Polenfeldzuges im September 1939 nicht mehr umgesetzt. Die VT-Regimenter werden in Polen auf verschiedene Wehrmacht-Divisionen aufgeteilt.