Mode in der DDRErinnerungen an selbstgemachte Lieblingsstücke
Maria G., Meiningen: Zu meinem 19. Geburtstag bekam ich ein Paket von meiner Tante aus Konstanz mit einigen Metern Stoff, rot-weiß gestreift aus einem ganz seidigen Material. Daraus ist dann mein Lieblingskleid geworden. Eine Freundin kannte eine Schneiderin und die hat es genäht. Ich habe es dann wirklich immer und überall getragen ... auch an jenem Tag, als ich meinen Heinz kennenlernte. Das ist jetzt beinahe kitschig, aber er hat mich wirklich mit einem Kompliment über mein Kleid herum bekommen: "So ein bezauberndes Kleid, mein Fräulein, fast so reizend wie seine Trägerin." Das hat er wirklich gesagt, kaum zu glauben!
(aus: "Chic im Osten. Mode in der DDR", S. 38, Buch Verlag für die Frau, Leipzig, 2010)Bildrechte: Buch Verlag für die Frau
Maria G., Meiningen: Zu meinem 19. Geburtstag bekam ich ein Paket von meiner Tante aus Konstanz mit einigen Metern Stoff, rot-weiß gestreift aus einem ganz seidigen Material. Daraus ist dann mein Lieblingskleid geworden. Eine Freundin kannte eine Schneiderin und die hat es genäht. Ich habe es dann wirklich immer und überall getragen ... auch an jenem Tag, als ich meinen Heinz kennenlernte. Das ist jetzt beinahe kitschig, aber er hat mich wirklich mit einem Kompliment über mein Kleid herum bekommen: "So ein bezauberndes Kleid, mein Fräulein, fast so reizend wie seine Trägerin." Das hat er wirklich gesagt, kaum zu glauben!
(aus: "Chic im Osten. Mode in der DDR", S. 38, Buch Verlag für die Frau, Leipzig, 2010)Bildrechte: Buch Verlag für die Frau
Hanna K., Warnemünde: Woran ich mich wirklich mit Schaudern erinnere, ist ein Badeanzug, den meine Mutter mir gestrickt hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob das einfach nötig war, weil es nichts anderes gab, oder ob das damals vielleicht sogar Mode war. Ich fand ihn jedenfalls so lange wunderschön, bis ich zum ersten Mal ins Wasser ging. Da machte die Wolle nämlich einfach das, was Wolle im Wasser allgemein macht: Sie sog sich voll und das Teil hing an mir herunter wie ein nasser Lappen. Wirklich, nie wieder gestrickte Badesachen!
(aus: "Chic im Osten. Mode in der DDR", S. 39, Buch Verlag für die Frau, Leipzig, 2010)Bildrechte: Buch Verlag für die Frau
Martina S., Dresden: So 1960, 1961 bekam ich mein erstes Perlon-Kleid. Blau mit Puffärmeln und Rüschen und einer riesen Schleife auf dem Rücken. Meine Mutter hat es selbst genäht und es war eine Überraschung am Pfingstsonntag-Morgen. Da wurden wir immer herausgeputzt zum Familienspaziergang. Und an diesem Morgen hing da das Kleid im Flur und weiße Söckchen und Lackschuhe. Ich glaube, die ganze Pracht hat so drei, vier Stunden gehalten. Dann löste sich der gesittete Spaziergang in eine wüste Toberei mit meinen Brüdern auf: das Ende war absehbar. Vielleicht erinnere ich mich ja deswegen so gut an dieses Kleid oder weil der Stoff so fein und dünn war.
(aus: "Chic im Osten. Mode in der DDR", S. 39, Buch Verlag für die Frau, Leipzig, 2010)Bildrechte: Buch Verlag für die Frau
Kristen B., Wernigerode: Mitte der Siebziger, ich war fünfzehn, habe ich mein allererstes Kleid selbst und ohne mütterliche Hilfe genäht, Mutter war zur Kur und ich hatte "freie Bahn". Es war ein ziemlich preiswerter schwarzer Baumwollstoff und dazu eine schwarze Weste mit gelben Noppen. Besonders stolz war ich auf die Ärmel, die lange, enge Manschetten hatten. Für die Knöpfe habe ich extra kleine Schlaufen genäht ... Das Tollste aber war die Rocklänge und dass ich es mir wirklich auf die Haut geschneidert hatte. Nur meine Mutter war entsetzt, als sie es das erste Mal sah. Nicht wegen meiner Nähkünste, die hat sie nach dem ersten Schock sogar gelobt, sondern weil es so kurz und "knapp" war und sie auf der Ansicht beharrte, das sei kein Kleid für ein junges Mädchen.
(aus: "Chic im Osten. Mode in der DDR", S. 123, Buch Verlag für die Frau, Leipzig, 2010)Bildrechte: Buch Verlag für die Frau
Margarete S., Guben: Der Fasching in der Kinderkrippe meiner Tochter stand an. Doch als was sollte sie gehen? Als ich sie beim Spielen mit meinem Brautkleid sah, kam mir die Idee: ein Schneeflöckchenkostüm. Ich trennte einen Teil des Rocks ab, nähte ihn passend, aus Watte formte ich kleine Kugeln und fertig war das Schneeflöckchen. Das Kleid hat die wilde Faschingsparty sogar überlebt, nur das Kopfband war verschwunden.Bildrechte: MDR/Margret Nemak
Jana N., Eisenhüttenstadt: Ende der Achtziger waren schmale Röcke angesagt. So einen musste ich haben. Irgendwo fand ich eine Art Pepita-Stoff, ganz kleinkariert und schwarz-weiß war er. Diese Art von Röcken war schnell genäht. Das Sakko haben vermutlich unsere Verwandten aus dem Westen mitgebracht. Die Ärmel umgekrempelt und fertig war der Sonntags-Ausgehlook. Wir haben uns jeden Sonntag nämlich immer schick angezogen und sind Spazieren gegangen.
(Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im TV: 23.06.2017 | 21:45 Uhr)Bildrechte: MDR/Margret Nemak