Hätten Sie es gewusst? Wie heißt es richtig: Stolle, Stollen oder Striezel?
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13. Dezember 2022, 14:07 Uhr
Wer noch vor Weihnachten in den Genuss eines selbst gebackenen Stollens kommen möchte, sollte bald damit beginnen, da dieser zuvor noch einige Wochen ruhen muss. So verlangt es zumindest die alte Backtradition des ehemaligen Fastengebäcks. Doch wie heißt das weihnachtliche Gebäck wirklich? Die Leipziger sagen die "Stolle", die Dresdner der "Stollen" oder "Striezel". Was ist richtig? Ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Wortes.
Alles ist richtig. Die Leipziger sagen "die Stolle", während die Dresdner "der Stollen" oder "der Striezel" sagen. Die Bezeichnung "Striezel" geht zurück ins Mittelhochdeutsche: "Struzel" oder "Striezel" bedeutet längliches Hefegebäck. Es gibt wenige schriftliche Belege für die frühe Zeit, man nimmt an, dass der Stollen aus den mittelalterlichen Klosterbäckereien hervorging und ein Fastenbrot aus Hefe, Mehl und Wasser war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gibt es den ersten archivalischen Nachweis in Naumburg. Die Bäcker dieser Stadt mussten ihrem Bischof zu Weihnachten eine Abgabe leisten, ein Weihnachtsbrot oder einen Striezel.
Butterbackverbot während der Adventszeit
Um 1450 gab es ein päpstliches Butterbackverbot. Die Stolle musste mit Butter gebacken werden, aber da Fastenzeit war, durfte man nicht mit tierischen Fetten, also auch nicht mit Butter arbeiten. Es wurde versucht, mit Leinöl oder mit Rübenöl zu backen. Vermutlich wird es fürchterlich gestunken haben. Und wanden sich die Kurfürsten Ernst und August an den Papst und baten ihn, dieses Butterbackverbot aufzuheben. Und der Papst antwortete: "Als sind wir in den Dingen zu eurer Bitte geneigt und bewilligen in päpstlicher Gewalt, in Kraft dieses, dass ihr, eure Weiber, Söhne, Töchter und all eure wahren Diener und Hausgesinde der Butter anstatt des Oehls gebrauchen möget."
Dresdner Striezelmarkt
Auf dem ältesten deutschen Weihnachtsmarkt wurde bereits Mitte des 15. Jahrhunderts am Heiligen Abend Stollengebäck verkauft. Und der Anschnitt des Riesenstollens am zweiten Adventssonntag ist ein Tribut an ein ganz besonderes Ereignis. Unter dem Motto: "Nicht nur schießen – auch genießen", zeigte August der Starke den preußischen Militärberatern, was sächsische Lebensart ist. Über 30.000 Soldaten saßen an kilometerlangen Tischreihen, verspeisten 162 Ochsen und tranken 54.000 Kannen Wein. Und dann kam das Dessert: siebeneinhalb Meter lang, dreieinhalb Meter breit, eineinhalb Meter hoch und 1,8 Tonnen schwer und sechs Stunden lang in einem eigens dafür errichteten Ofen gebacken.
Die Dresdner Bäcker lassen diese Tradition bis heute aufleben und backen alljährlich einen Riesenstollen. Der Verkaufserlös wird für wohltätige Zwecke und Bedürftige gespendet.
Brauchtum
Um den Stollen ranken sich Legenden. Eine lautet: Wenn der Stollen zerbricht oder wenn der Hefeteig empfindlich ist und nicht aufgeht, dann stirbt die Hausfrau. Dem Fluch eines zerbrochenen Stollens kann man nur entgehen, wenn man im darauffolgenden Jahr zwölf verschiedene Sorten Stollen isst.
Dieser Artikel erschien erstmals im Dezember 2013.