BildergalerieMahmoud Dabdoub: Jahre des Wandels in Leipzig
Fleisch für mich, Wolle für Dich! - Das war der Deal mit einem Bauern in der Nähe von Leipzig, er bekam Wolle und Innereien, wir das Fleisch. Etwa alle zwei Monate fuhr ich mit einem Freund aufs Land, um ein Schaf nach moslemischem Ritual zu schlachten. Das war jedes Mal ein Fest für uns! In der Ende der DDR hatten wir moslemische Studenten nur Hühnchen gegessen, wenn wir einmal Fleisch essen wollten.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Affen, Alf und Heilige! - Im Ernst, wer kauft bitte so hässliche Hunde, Affen oder Heiligen-Figuren - noch dazu für so viel Geld? Ich staune immer wieder, womit Leute in diesen Jahren des Wandels Geld machen.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Nichts geht mehr in dieser schmalen Straße, als dieses Metall-Ungetüm vor einer Brauerei angeliefert wird: Es fließt viel Geld in die Modernisierung und Bierdurst hängt ja nicht vom politischen System ab. Ich selbst mag auch nach 30 Jahren in Deutschland noch kein Bier.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Partyzeit! Hinterhöfe, in denen blitzblank gewienerte Autos parken? Nicht Anfang der 1990er-Jahre! Hier in Leipzig Connewitz brannte die Luft, die nirgends angekündigten Hinterhofpartys mit DJs und Livemusik dauerten bis in die frühen Morgenstunden und waren noch über viele Straßen weiter zu hören. Auch in meiner Wohnung - und die lag zwei Häuserblöcke weit weg.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Ein vertrauter Anblick wie aus den Tagen der DDR: Die Sonne brennt und Kinder kühlen sich ab: Außen mit Wasser und innen mit Eis und zwar gleichzeitig!Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
"So ein Käse", dachte ich, als ich hörte, ich soll in einem Altersheim fotografieren, wie eine niederländische Käsefirma Werbung macht. Doch dann bin ich überrascht: Die Stimmung bei den Bewohnern ist bestens, die Fröhlichkeit der Werbegruppe ansteckend. Offenbar ist der Käse aus der Hand blondbezopfter "Holländerinnen" eine Abwechslung im Heimalltag.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Ich telefoniere jetzt! Da können die Kohlenmänner mit ihren Kohlen poltern wie sie wollen: Es wird telefoniert um jeden Preis! Ich kenne das gut, oft kämpfte man anfangs der 90er-Jahre mit dem Lärm außerhalb der Telefonzellen. Aber das war egal, denn man konnte jetzt telefonieren und zwar wann man wolltel! Wenn ich aus der DDR zuhause im Libanon anrufen wollte, musste ich mindestens zwei Stunden Wartezeit in der Hauptpost einplanen.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Vom Leben im Container. Bevor ich das Asylbewerberheim im Süden Leipzigs betrete, muss ich mich registrieren lassen und erklären, zu wem ich will. Dass ich Pressefotograf bin, verschweige ich wohlweislich, meine Kamera steckt in einer Tasche und hängt nicht wie sonst immer vor meiner Brust. Die Unterkunft der Männer erschüttert mich: Zugige Bauwagen, ein kleiner Elektroherd, Sanitäranlagen in einem anderen Wagen.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Die Dresdner Frauenkirche - Anfang der 90er Jahre noch ein Haufen Schutt. Damals ahnte keiner, dass all die Steine Jahre später wieder zu einem baulichen Schmuckstück zusammengefügt werden sollten. Mich beeindruckte nur, wie nahe ich mich der Geschichte fühlte, so als sei seit der Bombardierung Dresdens nur ein Wimpernschlag Zeit verstrichen.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Trockenschwimmen. Witzig, dieser Herr in kurzen Hosen zu Besuch bei Obelix! Er ist auf Kontrollgang, das Bad ist gleich Anfang der 1990er Jahre frisch saniert worden. Ich persönlich mag keine Schwimmbäder, zu viele Menschen, zu wenig Kleidung.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Was für ein Gegensatz: Werbung für Luxusschlitten und davor das Trabi-Skelett - fiel offenbar nicht nur mir ins Auge... Dabei hätte eigentlich das Motiv sogar ohne die Graffiti-Bemerkung funktioniert.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Räder aus vorm Schlafen gehen! Ein Autoschlafplatz, wie das kleine Schild mit dem Bett anzeigt. Doch der Schein trügt. In der Nähe gibt es nämlich ein Krankenhaus.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Glück aus dem Container. Was, jetzt wühlen selbst Kinder im Abfall? Das will ich nicht glauben. Hungrig sehen sie nicht aus, eher ein bisschen abenteuerlustig. "Was sucht ihr beiden denn da im Müll?", frage ich die Jungs. "Sowas!" grinst einer der beiden und schwenkt triumphierend eine "Superillu". Diese neuen Zeitschriften mit all ihren nackten Frauen - Mann, wie diese Jungs sich freuen! Mir selbst ist das Foto Jahre in seiner Anzüglichkeit später noch peinlich.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Das Zeitungsmeer. Zeitschriften, Zeitschriften, Zeitschriften! Mir gefällt das Bild - so eine riesige Auswahl und der kleine Junge liest tief versunken in einer einzigen Zeitschrift und lässt sich auch von mir nicht stören.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Frechheit! - Das ist neu für mich: Ein verschmiertes Wahlplakat. Ich mag keine Respektlosigkeit und auch keine Verunglimpfung von Politikern.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Unglaublich, wie sich mein Leipzig Anfang der 90er-Jahre verändert! Überall wird gebohrt, abgerissen, neugebaut... Die Luft schmeckt staubig und das Brummen der Baumaschinen dröhnt lange im Kopf. - Dieses Bild habe ich von einem Plattenbau der Leipziger Innenstadt aus aufgenommen, der inzwischen auch abgerissen wurde.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub
Bonjour tristesse! Wenig inspirierend, der Leipziger Uni-Innenhof mit dem Glockenturm und der Holzbalkendekoration. Selbst die wenigen Studenten sehen so aus, als könnten sie gar nicht schnell genug aus dieser tristen Umgebung fliehen.Bildrechte: Mahmoud Dabdoub