#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 10. September
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10. September 2022, 05:00 Uhr
1952: Luxemburger Abkommen unterzeichnet
Am 10. September 1952 unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Israels Außenminister Moshe Scharett das deutsch-israelische Wiedergutmachungsabkommen in Luxemburg. Die Bundesrepublik sichert Israel zu, innerhalb von zwölf Jahren Entschädigung von drei Milliarden D-Mark zu zahlen oder in Waren zu liefern. Das Geld soll jüdischen NS-Verfolgten in Israel zugutekommen.
Das Abkommen ist sowohl in der Bundesrepublik als auch in Israel umstritten. Jüdinnen und Juden sehen die Zahlungen als "Blutgeld" an, viele Deutschen finden die Zahlungen zu hoch. Die DDR lehnt es als "antifaschistischer Staat" bis 1990 ab, Wiedergutmachung für die NS-Verbrechen an Israel zu zahlen, da sie sich nicht als Rechtsnachfolger des nationalsozialistischen Deutschlands sieht.
1979: Größtes Ostsee-Fluchtunglück
Am 10. September 1979 ertrinken zwei Brüder aus Arnsdorf bei Dresden mit ihren Ehefrauen und einem Kind bei einem Fluchtversuch über die Ostsee. Sie verunglücken bei schwerem Unwetter mit ihren zu einem Katamaran umgebauten Faltbooten. Es ist die größte Gruppe, die je bei einem Fluchtversuch in der Ostsee ums Leben kam. Vor Rügen werden die Leichen von Fischern geborgen. Ein Vermisster bleibt verschollen. Von den Behörden wird die Tragödie damals als Badeunfall vertuscht. Niemand darf mehr darüber sprechen, von Republikflucht ist keine Rede.
1990: Kosten des sowjetischen Truppenabzugs
Am 10. September 1990 klären Kanzler Helmut Kohl und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow telefonisch den Abzug der sowjetischen Streitkräfte und Deutschlands Zahlungen dafür. Es geht um fast 550.000 Soldaten, um sie wieder in den Alltag in der Sowjetunion zu integrieren und beispielsweise Wohnraum zu bauen, fordert die Sowjetunion finanzielle Unterstützung von der Bundesrepublik. Nachdem ein Telefonat am 7. September bereits ergebnislos verlief, können sie sich nun einigen: Die Bundesrepublik bietet der Sowjetunion zwölf Milliarden D-Mark sowie einen zinslosen Kredit von drei Milliarden D-Mark mit fünfjähriger Laufzeit an. Gorbatschow nimmt an. Am 31. August 1994 ist der Abzug vertragsgemäß abgeschlossen.
2004: Horch Museum Zwickau eröffnet
Am 10. September 2004 wird das grunderneuerte August Horch Museum zum Thema Automobilbau eröffnet. Es befindet sich in den ehemaligen Produktionshallen des ersten Audi-Werkes. Benannt wurde das Museum nach dem Ingenieur und Gründer von Horch und Audi. Später wurden in dem Werk auch DKW und Trabant gefertigt. Heutzutage rollt der Volkswagen in Zwickau vom Band.
2006: Gründung Piratenpartei
Am 10. September 2006 wird die Piratenpartei gegründet. 53, vorwiegend junge, Menschen treffen sich in der C-Base, einem Treffpunkt der Computerfans in Berlin. Vorbild der neuen Partei sind Netzaktivisten aus Schweden, die Anfang 2006 die erste Piratenpartei ins Leben riefen. Die Partei wird als Ein-Themen-Partei gegründet, mit dem Fokus auf Netzpolitik. Themen sind dabei beispielsweise eine Reform des bestehenden Urheberrechts, Datenschutz sowie Privatsphäre und Open Access.
Mit der Zeit hat sie sich zu einer Mehr-Themen-Partei gewandelt, so fordern die Piraten mittlerweile auch ein bedingungsloses Grundeinkommen. Im September 2011 ziehen sie bei der Landtagswahl in Berlin erstmals in ein deutsches Parlament ein.