#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 27. April
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27. April 2022, 05:00 Uhr
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1940: Himmler ordnet Bau von Auschwitz an
Nach einer Reihe von Inspektionen an verschiedenen Orten gibt Heinrich Himmler am 27. April 1940 den Befehl zur Errichtung eines Konzentrationslagers in der ehemaligen Artilleriekaserne in Oświęcim, die damals Auschwitz hieß. Für die ersten Bauarbeiten werden jüdische Zwangsarbeiter aus der Umgebung herangezogen. Im Juni 1940 leiten die deutschen Behörden den ersten Transport politischer Häftlinge nach Auschwitz ein. Im März 1941 macht Himmler seinen ersten Inspektionsbesuch in Auschwitz. Er gibt den Befehl, das Lager zu erweitern und der IG Farbenindustrie 10.000 Häftlinge zum Bau von Industrieanlagen zur Verfügung zu stellen. Zwischen 1940 und 1945 werden allein im KZ Auschwitz mehr als eine Million Menschen in Gaskammern getötet, erschossen oder durch Zwangsarbeit und Hunger in den Tod getrieben.
1972: Misstrauensvotum gegen die Regierung von Willy Brandt
Am 27. April 1972 stimmt der Bundestag über ein Misstrauensvotum gegen den amtierenden Bundeskanzler Willy Brandt ab. Brandt ist für seine Entspannungspolitik zwischen Ost- und Westdeutschland in die Kritik geraten. Als der Bundestag über Brandts Ostverträge abstimmen soll, schwand die knappe Mehrheit der sozialliberalen Regierung. Abgeordnete von SPD und FDP schlagen sich auf die Seite der Opposition. Diese wirft Brandt vor, mit seiner Ostpolitik die deutsche Wiedervereinigung und die wirtschaftliche Situation der Bundesrepublik zu gefährden. Oppositionsführer Rainer Barzel von der CDU bringt schließlich ein konstruktives Misstrauensvotum ein. Es ist das erste Misstrauensvotum gegen eine Regierung in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Votum scheitert knapp: 247 Abgeordnete stimmen für den Antrag - zwei Stimmen zu wenig, um Brandts Regierung abzusetzen. Erst nach der Wiedervereinigung wird bekannt, dass die DDR-Staatssicherheit den CDU-Abgeordneten Julius Steiner und vermutlich auch Leo Wagner (CSU) bestochen hat. Als früherer regierender Bürgermeister von West-Berlin hatte Brandt die Konsequenzen des Mauerbaus direkt miterlebt und trat seither für den Dialog zwischen beiden deutschen Staaten ein. Für seine Annäherungspolitik wird er 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
1984: Neueröffnung des Berliner Friedrichstadtpalastes
Am 27. April 1984 wird der Neubau des Friedrichstadtpalastes in Ost-Berlin eröffnet. Der Neubau ersetzt damit den "alten" Friedrichstadtpalast, der seit dem 19. Jahrhundert unter anderem als Markthalle und Zirkus gedient hat und wegen schwerer Schäden im Fundament abgerissen wurde. Der neue Friedrichstadt-Palast beeindruckt mit moderner Bühnentechnik und ist Kulisse für bekannte DDR-Fernsehshows wie "Ein Kessel Buntes". Bis heute dient er als Revue-Theater mit einer der größten Theater-Bühnen der Welt und über 2.000 Zuschauerplätzen. Obwohl von manchen als "Plattenbau mit Retro-Dekor" bezeichnet, steht er seit August 2020 unter Denkmalschutz.
1990: Ermittlungen wegen Wahlfälschung in der DDR aufgenommen
Am 27. April 1990 beginnen die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer und den ersten Sekretär der SED-Stadtleitung Dresden Werner Moke. Der Vorwurf: Wahlfälschung bei der Kommunalwahl am 7. Mai 1989 in der DDR. Laut Anklageschrift hat Berghofer die Anweisung von Moke erhalten, das Wahlergebnis der SED auf 97 Prozent zu manipulieren. Berghofer war von 1986 bis 1990 Oberbürgermeister von Dresden gewesen. Er wird vor allem dafür geschätzt, den offenen Dialog zu den Demonstrierenden während der Friedlichen Revolution 1989 gesucht zu haben. Noch vor seiner Verurteilung siedelt Berghofer nach Westdeutschland über und begann eine Laufbahn als Unternehmensberater. Die beiden ehemaligen Politiker werden 1992 zu einer Bewährungsstrafe von jeweils einem Jahr verurteilt. Berghofer erhält zudem eine Geldstrafe von 36.000 Mark, Moke muss 3.600 Mark Strafe zahlen. Eine Verfassungsbeschwerde Berghofers scheitert, das Urteil wird 1993 endgültig rechtskräftig.
1992: Außenminister Genscher kündigt Rücktritt an
Am 27. April 1992 gibt Hans-Dietrich Genscher (FDP) seinen Rücktritt als Außenminister bekannt. Insgesamt ist er 23 Jahre lang unter den Bundeskanzlern Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl an der Bundesregierung beteiligt - seit 1974 durchgehend als Bundesminister des Auswärtigen Amts. Damit ist er bis heute der Bundesminister mit der längsten Amtszeit. Genscher gilt als historische Schlüsselfigur, da er sich für die Überwindung der Teilung Europas und Deutschlands eingesetzt hat. Dies zeigt sich beispielsweise in seiner berühmten Rede, die er am 30. September 1989 vom Balkon der Prager Botschaft aus hielt. Diese richtete sich an dorthin geflüchtete DDR-Bürger und kündigte an, dass eine Ausreise per Sonderzug möglich sei. Diese Abmachung hat Genscher in langen Verhandlungen mit dem sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse erreicht.
2005: Erstflug des Airbus A380
Am 27. April 2005 hebt der Airbus A380 im französischen Toulouse zu seinem ersten Flug ab. Knapp vier Stunden dauert der Testflug, bei dem sich nur sechs Personen an Bord befinden, ehe das Flugzeug in Blagnac landet. Der 400 Tonnen schwere Aribus A380 ist das größte bisher gebaute Verkehrsflugzeug, das bis zu 800 Passagiere befördern kann. Mehr als zehn Jahre lang haben Ingenieure aus ganz Europa an der Konstruktion geforscht. Wegen seiner Größe mussten Flughäfen ihre Infrastruktur umstellen. Mittlerweile sind wieder kleinere und effizientere Flugzeuge gefragt. Airbus kündigt deshalb bereits 2019 an, die Produktion des Modells A380 bis 2021 einzustellen.