#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 23. Juli
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23. Juli 2022, 05:00 Uhr
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1942: Hitlers folgenschwere "Weisung Nr. 45"
Am 23. Juli 1942 gibt Adolf Hitler die "Weisung Nr. 45" für die Kriegsführung. Die waghalsige Strategie teilt die deutschen Truppen in der Sowjetunion und schickt sie gleichzeitig in Richtung Kaukasus und Stalingrad. Die Heeresgruppe A soll die Ölfelder von Grosny erkämpfen, die Heeresgruppe B Stalingrad erobern. Der Vorstoß in den Kaukasus muss bereits im September 1942 wegen mangelnder Reserven und massivem sowjetischem Widerstand abgebrochen werden. In Stalingrad entbrennt ab August 1942 ein monatelanger, erbitterter Kampf. Im November werden die Wehrmachtsoldaten von den Sowjets eingekesselt, der Kampf war damit für die Deutschen verloren. Die letzten Truppen ergeben sich jedoch erst im Februar 1943. Die Schlacht von Stalingrad gilt als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg.
1945: Sowjets und Briten tauschen Besatzungsgebiete im Harz
Am 23. Juli 1945 findet der größte Gebietsaustausch im besetzten Deutschland statt. Der östliche Teil des Landkreises Blankenburg im Harz geht in die Obhut der Sowjets über – im Tausch für Bad Sachsa und Tettenborn, die dafür in die Britische Zone eingegliedert werden. Rund 36.000 Menschen sind von der Grenzverschiebung betroffen. 1950 wird der Osten Blankenburgs in die DDR-Kreise Quedlinburg und Wernigerode eingegliedert, nach 1990 gehört er zu Sachsen-Anhalt. Der westliche Teil geht an das Bundesland Niedersachsen, wo er 1972 aufgelöst und in die Landkreise Goslar und Osterrode integriert wird.
1949: 1. Pionierlager auf Prora eröffnet
Am 23. Juli 1949 wird das erste Pionierlager "Georgi Dimitroff" in Prora auf Rügen eröffnet. Feierlich wird das zentrale Ferienlager der Thälmann-Pioniere an sie übergeben. Die SED beschloss zuvor, Ferienlager für tausende Kinder einzurichten. Das Lager in Prora war eins der größten in der sowjetischen Besatzungszone.
Kinderferienlager waren in der im Oktober 1949 gegründeten DDR sehr begehrt. Oft betreiben Volkseigene Betriebe (VEB), die Polizei, die Armee, Schulen oder Verwaltungen ihr eigenes Ferienlager für die Kinder ihrer Beschäftigten.
1952: Länder in der DDR aufgelöst
Am 23. Juli 1952 wird mit dem Demokratisierungsgesetz der zentralistische Einheitsstaat in der DDR geschaffen. Am 8. Juli 1945 richtete die Sowjetische Militäradministration die fünf Länder Mecklenburg, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ein. Die Reform von 1952 geht auf die 2. Parteikonferenz der SED Anfang Juli 1952 zurück. Dort wurde der Aufbau des Sozialismus in den Vordergrund gerückt und entschieden, den Staatsaufbau nach sowjetischem Vorbild zu gestalten. Deshalb und für eine bessere Kontrolle werden die fünf Länder aufgelöst und in 14 Bezirke und 217 Kreise umgewandelt. Ost-Berlin erhält einen Sonderstatus, wird aber quasi wie ein Bezirk behandelt. Die neuen Bezirkstage und -räte übernehmen die Aufgaben der bisherigen Landtage und Landesregierungen. Am 22. Juli 1990 beschließt die Volkskammer das Ländereinführungsgesetz, das am 3. Oktober 1990 in Kraft tritt. Damit wird der Zustand von 1952 wiederhergestellt.
1989: Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt bestätigt
Am 23. Juli 1989 bestätigt die Sowjetunion die Existenz eines Zusatzprotokolls zum Hitler-Stalin-Pakt. Deutschland und die Sowjetunion steckten im Zusatzprotokoll, dessen Existenz die sowjetische Seite früher bestritt, ihre Interessensphären ab. So wird die Aufteilung Polens und des Baltikums festgelegt. 1992 wird das russische Originaldokument wiederentdeckt und ist 1995 in einer Ausstellung zu sehen.
In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1939 unterzeichneten Deutschland und die Sowjetunion - genauer die beiden Außenminister Wjatscheslaw Molotow und Joachim von Ribbentrop - einen Nichtangriffspakt, den sogenannten Hitler-Stalin-Pakt.
2016: Schüsse auf Heim für Geflüchtete in Niesky
Am 23. Juli 2016 fallen Schüsse auf ein Heim für Asylsuchende in der sächsischen Kleinstadt Niesky. Sie werden vermutlich aus einem vorbeifahrendem Auto abgegeben und treffen die Fensterscheibe eines hell erleuchteten Zimmers. Verletzt wird niemand. Wer geschossen hat, kann nicht ermittelt werden. Im gesamten Jahr 2016 werden in Deutschland 995 Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte gemeldet. Rassistische und rechtsextrem motivierte Anschläge auf Geflüchtete nahmen bereits 2015 stark zu. Hintergrund war die große Zahl der geflüchteten Menschen, die in Deutschland und weiteren Ländern der Europäischen Union Schutz vor Krieg und Verfolgung suchten.