#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 7. Juni
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07. Juni 2022, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
- 1905: Gründung der Künstlergruppe Brücke in Dresden
- 1951: Vollstreckung der letzten Todesurteile gegen NS-Verbrecher
- 1958: US-Soldaten werden nach Notlandung im Vogtland interniert
- 1958: Erstes SOS-Kinderdorf in Deutschland eröffnet
- 1973: Reform des Sexualstrafrechts
- 1979: Erste Europawahl
- 1987: Rockkonzerte in West-Berlin
1905: Gründung der Künstlergruppe Brücke in Dresden
Am 7. Juni 1905 gründen die vier Dresdner Architekturstudenten Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff die expressionistische Künstlergruppe Brücke, auch "KG Brücke". Die Mitglieder lehnen die konventionelle Kunst ab und wollen neue künstlerische Ausdruckswege erschließen. Sie fokussieren sich auf Farben und Formen. Ihre Vorbilder sind Künstler wie Edvard Munch oder Vincent van Gogh. Mit den passiven Mitgliedern (Sponsoren, die einen festen Jahresbeitrag zahlen) zählt die Gruppe etwa 70 Personen. Im Jahr 1911 zieht die Gruppe nach Berlin um. Dort werden die Künstler von neuen Stilen wie Kubismus und Futurismus nachhaltig beeinflusst, sodass sich die Künstler in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Im Mai 1913 löst sich die Gruppe auf. Die Nationalsozialisten stellen 1937 bei der Ausstellung "Entartete-Kunst" viele Werke von Brücke-Mitgliedern aus. Die Kunstwerke wurden vorab konfisziert und rassistisch abgewertet, weil sie nicht dem Kunstverständnis der Nationalsozialisten entsprachen.
1951: Vollstreckung der letzten Todesurteile gegen NS-Verbrecher
Am 7. Juni 1951 werden die letzten NS-Verbrechern unter der Besatzungshoheit der Allierten hingerichtet. Sieben SS-Offiziere sterben im "War Criminal Prison No. 1" in Landsberg am Lech durch den Strang. Richter der US-Militärjustiz hatten die Urteile gefällt. Zu den Hingerichteten gehören unter anderen Oswald Pohl, der maßgeblich an der Durchführung des Holocausts beteiligt war und SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Otto Ohlendorf, dem etwa 90.000 Morde zu geschrieben werden. Die Vollstreckung der Todesurteile wird von heftigen Protesten begleitet, und selbst die Bundesregierung unter Konrad Adenauer hat sich gegen die Exekution ausgesprochen. Die Hinrichtung der sieben NS-Täter war die letzte in der Bundesrepublik. In der DDR werden Kriegsverbrecher bis 1981 zum Tode verurteilt, so auch bei den Waldheimer Prozessen. Im Dezember 1987 bestätigt die Volkskammer der DDR die Abschaffung der Todesstrafe.
1958: US-Soldaten werden nach Notlandung im Vogtland interniert
Am 7. Juni 1958 muss ein mit US-Soldaten besetzter Hubschrauber im Vogtland notlanden. Bei einem schweren Gewitter hatten die Piloten die Orientierung verloren und waren widerrechtlich in das Lufthoheitsgebiet der DDR eingeflogen. Die die neunköpfige Besatzung wird daraufhin von den DDR-Behörden interniert. Die acht Offiziere und ein Feldwebel der amerikanischen 3. US-Panzerdivision werden über zwei Wochen in einem Clubhaus in Karl-Marx-Stadt verhört. Anschließend stehen sie in einer Villa in Dresden-Klotzsche unter Arrest. Nach wochenlangen Verhandlungen werden die amerikanischen Armeeangehörigen in den Westen zurückgeführt. Am 19. Juli übergibt sie der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes in der DDR am Grenzübergangspunkt Töpen/Juchhöh.
1958: Erstes SOS-Kinderdorf in Deutschland eröffnet
Am 7. Juni 1958 wird das erste SOS-Kinderdorf in Dießen am Ammersee feierlich eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete der Österreicher Hermann Gmeiner SOS-Kinderdörfer. Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben können, wohnen in einer SOS-Kinderdorffamilie mit einer Kinderdorfmutter als Bezugsperson. Diese damals revolutionäre Form der familienähnlichen Betreuung war in der Fachwelt anfangs umstritten. In der Bundesrepublik wird 1955 der SOS-Kinderdorf e.V. gegründet. In den SOS-Kinderdörfern, die es heute in 136 Ländern gibt, leben hauptsächlich Kinder, die aufgrund verschiedenster Umstände nicht mehr in ihrer Familie aufwachsen können.
1973: Reform des Sexualstrafrechts
Am 7. Juni 1973 verabschiedet der Deutsche Bundestag eine liberalisierte Neufassung des Sexualstrafrechts. So wird der "Kuppelei-Paragraph" abgeschafft und der "Homosexuellen-Paragraph" 175 abgeschwächt: Die Schutzaltersgrenze wurde auf 18 Jahre gesenkt. Damit war eine Freiheitsstrafe "nur noch" für sexuelle Kontakte von Männern mit Männern unter 18 Jahren vorgesehen. Bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr lag das Schutzalter bei 14 Jahren. Außerdem wurde festgelegt, dass die Verbreitung von Pornografie an Erwachsene erlaubt, die Verherrlichung von Gewalt jedoch strafbar ist.
Der Paragraph 175 existierte bereits seit dem Kaiserreich. 1871 eingeführt, erklärte er den sexuellen Kontakt zwischen Männern zu einer kriminellen Handlung. 1935 verschärften die Nationalsozialisten den Paragraphen 175 nochmal erheblich. Unter ihrem Regime war nicht einmal mehr eine Berührung nötig, um den Straftatbestand zu erfüllen. Schon Blicke oder eine "objektive Verletzung des allgemeinen Schamgefühls" reichten für eine Anzeige aus. Erst 1994 wurde der Paragraph in der Bundesrepublik vollständig abgeschafft. In der DDR galt er bereits seit 1968 nicht mehr.
1979: Erste Europawahl
Am 7. Juni 1979 finden die ersten direkten Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Dieser Schritt gilt als Grundstein für die Europäische Union (EU). Damals gehören neun Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland zur Europäischen Gemeinschaft (EG). Die Wähler der Mitgliedsstaaten sind vom 7. bis 10. Juni aufgerufen, Europaabgeordnete zu wählen. Nach der Wahl werden 410 Abgeordnete zum Parlament nach Straßburg entsandt, davon 81 aus Deutschland. Zur stärkste Fraktion werden die Sozialdemokraten (113 Sitze), gefolgt von der Christlich-Demokratische Fraktion (107 Sitze). Zur Präsidentin wird die Französin Simone Veil gewählt. Seit 1979 wird alle fünf Jahre gewählt, die nächste Wahl soll 2024 stattfinden.
1987: Rockkonzerte in West-Berlin
Am 7. Juni 1987 kommt es in Ost-Berlin zu Ausschreitungen, während im Westteil der Stadt vor dem Reichstagsgebäude Rockkonzerte stattfinden. Am Pfingstwochenende spielen beim dreitägigen Festival "Concert for Berlin" weltbekannte Rockgruppen und Künstler wie David Bowie, Bruce Hornsby, Paul Young und die Eurythmics, sowie New Model Army und Genesis. Über den Radiokanal von RIAS2 können die Konzerte auch in Teilen der DDR gehört werden.
Die Musik ist über die Mauer hinweg zu hören und zieht tausende Ost-Berliner in die Nähe des Brandenburger Tores. Die Zuhörer rufen Parolen wie: "Wir wollen Freiheit "und "Die Mauer muss weg". Die DDR-Sicherheitsorgane sollen mögliche Grenzdurchbrüche verhindern und setzten Gewalt ein. Hunderte werden festgenommen. Im Jahr 1988 kommt es wieder zu Ausschreitungen, als in West-Berlin ein weiteres Musikevent stattfindet, bei dem unter anderen Michael Jackson, Pink Floyd, Udo Lindenberg sowie Nina Hagen auftreten.