#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 16. August
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16. August 2022, 09:30 Uhr
2016: Enteignung von Schloss Reinhardsbrunn möglich
Nach jahrelangem Verfall zieht die Thüringer Landesregierung die Reißleine. Am 16. August 2016 kündigt sie an, den Besitzer des Schlosses Reinhardsbrunn bei Friedrichsroda enteignen zu wollen. Das Schloss soll in den Besitz des Freistaates übergehen, damit notwendige Sanierungen erfolgen können. Das Land Thüringen hatte das Anwesen bereits notsichern müssen. Das russiche Unternehmen Rusintech hat 2008 das Schloss gekauft; vermutlich war dabei Geldwäsche betrieben worden. Zudem sei der Eigentümer seitdem nicht seinen "denkmalrechtlichen Verpflichtungen nachgekommen", so die Landesregierung. Am 10. Juli 2018 enteignet das Landesverwaltungsamt Thüringen schließlich das Schloss und übertrug es an den Freistaat. Es war die erste denkmalrechtliche Enteignung auf deutschem Boden. Im Feburar 2021 wird diese rechtskräftig. Das Schloss Reinhardsbrunn war 1827 für Herzog Ernst I. von Coburg und Gotha erbaut worden, zu DDR-Zeiten hatte es ein Interhotel beherbergt.
2002: Hartz-Konzept wird vorgelegt
Am 16. August 2002 wird eine Reform des Arbeitsmarktes in Gang gesetzt. Eine Kommission unter der Leitung des damaligen VW-Vorstands Peter Hartz war beauftragt worden, die gesamte Arbeitsmarktpolitik zu durchleuchten. Zuvor kam heraus, dass die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg jahrelang Statistiken geschönt hatte. Insgesamt 343 Seiten Bericht werden mit Ziel vorgelegt, die Zahl der Arbeitslosen zu senken. Die rot-grüne Bundesregierung bringt die Vorschläge der Hartz-Kommission als Gesetzentwürfe in den Bundestag ein. Arbeitssuchende sollen künftig von Jobcentern betreut werden, welche die bundeseigenen Arbeitsämter und die kommunalen Sozialämter ersetzen. Die Höhe und Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes werden entgegen des Rates der Verdi reformiert: Nach einem Jahr Arbeitslosengeld greift künftig das Arbeitslosengeld II, welches der Sozialhilfe entspricht. Umgangssprachlich ist das Arbeitslosengeld II wegen des Arbeitsgruppenleiters heute als Hartz IV bekannt. 2007 erklärt das Bundesverfassungsgericht, die Regelleistungen für verfassungswidrig, weil diese das menschenwürdige Existenzminimum nicht garantieren. 2010 findet deswegen eine erneute Reform unter Gerhard Schröder statt.
1956: Der "Hauptmann von Köpenick" feiert Premiere
Im Ufa-Palast in Köln feiert am 16. August 1956 der "Hauptmann von Köpenick" Premiere. Der Film von Regisseur Helmut Käutner erzählt die Geschichte des Kriminellen Wilhelm Voigt, der nach seiner Haftentlassung vergeblich versucht, einer ehrlichen Tätigkeit nachzugehen und ein bürgerliches Leben zu führen. Nach einer weiteren Gefängnisstrafe erwirbt er eine gebrauchte Uniform und gibt sich erfolgreich als Soldat aus. Er besetzt das Köpenicker Rathaus, ernennt sich selbst zum "Hauptmann von Köpenick" und entwendet Geld aus der Stadtkasse. Die Handlung beruht auf wahren Begebenheiten um den ostpreußischen Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt und kritisiert den Militarismus des Deutschen Kaiserreiches. Der Film wird ein Publikumsmagnet: Allein in den ersten fünf Monaten sehen ihn zehn Millionen Menschen. 1957 erhält der Film eine Oscar-Nominierung.
1947: Einstellung der Entnazifizierung in der SBZ
Am 16. August 1947 wird das Ende der Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone eingeleitet. Der Oberste Chef der sowjetischen Militärverwaltung erlässt einen Befehl (Nr. 201), der zum Abschluss des politischen "Säuberungsprozesses" aufruft. 1946 waren Richtlinien in Kraft getreten, die ehemalige NSDAP-Mitglieder aus ihren öffentlichen Ämtern entfernten, zusätzliche Sach-, Geld-, oder Arbeitsleistungen von diesen einforderten und ihnen gewisse politische Rechte entzogen. Ab Februar 1947 wurde stärker zwischen namenhaften NSDAP-Mitgliedern und Inaktiven unterschieden. Mit dem Befehl Nr. 201 werden die Prozesse 1947 schließlich den deutschen Gerichten und Verwaltungsorganen übertragen. Alle ehemaligen NSDAP-Mitglieder sollen nun ihre bürgerlichen und politischen Rechte zurückerhalten, einschließlich die des passiven Wahlrechts. Der Befehl ordnet außerdem an, dass sich gerichtliche Organe auf führende Persönlichkeiten des Hitlerregimes und Mitglieder von verbrecherischen Naziorganisationen fokussieren sollen. Eine allgemeine gerichtliche Belangung von nicht aktiven Mitgliedern der NSDAP sei nicht zulässig. Die deutschen Behörden bekommen drei Monate Zeit, um die ehemaligen aktiven Faschisten aus allen öffentlichen Posten zu entfernen. Bis März 1948 werden in der Sowjetzone rund 500.000 Personen aus ihren Ämtern und Funktionen entlassen bzw. nicht wieder eingestellt.
1945: Gründung Aufbau Verlag
Am 16. August 1945 wird in Berlin der Aufbau-Verlag gegründet. Drei Monate nach der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands wollen die Gründerväter Heinz Willmann, Klaus Gysi, Otto Schiele und Kurt Wilhelm einen Teil zur demokratischen Erneuerung Deutschlands beitragen. Zunächst spezialisiert er sich auf kommunistische und antifaschistische Literatur. Auch russische Bücher und Klassiker gehören zum Repertoire. Der Verlag wächst zum größten belletristischen Verlag der DDR heran. Unter anderem werden Werke von Bertolt Brecht, Anna Seghers, Hans Fallada, Christa Wolf oder Sarah Kirsch publiziert. Trotz der Privatisierung durch die Treuhand 1991 und die Insolvenzanmeldung 2008 ist der Verlag auch heute noch ein unabhängiges Medienhaus in der deutschen Verlagslandschaft.
1936: Olympische Spiele enden in Berlin
Propagandistisch inszeniert und mit großem Erfolg für die deutsche Mannschaft endet am 16. August 1936 die Olympischen Sommerspiele in Berlin. Von der internationalen Presse werden die Spiele durchaus positiv aufgenommen. Zuvor hatte sich Propagandaminister Joseph Goebbels alle Mühe gegeben, die offen antisemitischen Parolen aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Eröffnet hatte die Spiele Adolf Hitler am 1. August. Insgesamt drei Millionen Besucher kommen für Olympia nach Berlin. Zu Propagandazwecken dreht Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl den Film "Olympia", der in ganz Europa Erfolge verbucht.
Als das Olympische Komitee 1931 die Olympischen Spiele an Deutschland vergab, ahnte noch niemand, dass diese im Dritten Reich stattfinden würden. Obwohl die Nazis den olympischen Grundgedanken der Völkerverständigung nicht unterstützten, erklärten sie 1933, dass die Spiele Menschen "aller Rassen und Konfessionen" offen stünden. Dennoch hatte es vor allem seitens der USA und Frankreichs Boykottaufrufe gegeben. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges fallen auch viele deutsche Athleten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer, darunter der Ringer Werner Seelenbinder.