#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 1. Mai

01. Mai 2022, 05:00 Uhr

1890: Erster Mai erstmals in Deutschland begangen

Am 1. Mai 1890 findet in vielen europäischen Ländern, unter anderem auch in Deutschland, das erste Mal der "Kampftag der Arbeiterbewegung" statt. In den USA ziehen bereits 1886 zahlreiche Arbeiterinnen und Arbeiter auf die Straßen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Ebenso wie in den Vereinigten Staaten löst auch in Deutschland der 1. Mai eine Reihe von Demonstrationen, Streiks und sogar Aufständen aus, welche in manchen Städten bis in den Sommer hineinreichen. Die SPD beschließt im Oktober 1890 den "Tag der Arbeiterbewegung" als nationalen Feiertag festlegen zu wollen. Die Durchsetzung dieses Ziels scheitert allerdings bis 1919. In diesem Jahr wird der 1. Mai einmalig als deutschlandweiter Feiertag eingeführt. Jedoch kann sich dieser in der Weimarer Republik nicht allumfassend etablieren. Erst mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wird der 1. Mai im Zuge einer Propaganda-Kampagne als nationaler Feiertag dauerhaft gesetzlich festgesetzt.

1954: Erste Ausgabe des "Eulenspiegel" erscheint

Am 1. Mai 1954 erscheint die erste Ausgabe des Satire-Magazins "Eulenspiegel", der damals einzigen Satirezeitschrift in der DDR. Das Magazin unterliegt der Kontrolle des Zentralkommittees der SED. Manche Ausgaben, die über kritische Themen wie Versorgungsengpässe in der DDR berichteten, dürfen deshalb nicht erscheinen. Mit dem Antritt Erich Honeckers werden die satirischen Möglichkeiten des Magazins weiter begrenzt. Die Ausgaben des "Eulenspiegels" bleiben jedoch begehrt: Die Auflage von rund 500.000 Exemplaren kann bei Weitem nicht die Nachfrage decken. Heute erscheint der "Eulenspiegel" einmal im Monat. Die meisten Exemplare werden weiterhin in Ostdeutschland verkauft.

Mann beim Zeitung lesen  - Satireblatt Eulenspiegel
Der "Eulenspiegel" - die einzige Satire-Zeitschrift in der DDR Bildrechte: imago/Gerhard Leber

1955: Gründung der DDR Fluggesellschaft "Deutsche Lufthansa"

Am 1. Mai 1955 wird die Deutsche Lufthansa GmbH als erste Fluggesellschaft der DDR ins Leben gerufen. Der Flugplatz Schönefeld in Berlin wird dabei zum Zentralflughafen Ostdeutschlands und nimmt bereits kurze Zeit später seinen Betrieb auf. Bereits wenige Jahre nach der Gründung entfacht ein Namensstreit zwischen der ostdeutschen Lufthansa und der von ihr vollkommen losgelösten Lufthansa AG der Bundesrepublik. Infolgedessen wird die Deutsche Lufthansa GmbH (DDR) am 31. August 1963 aufgelöst. Am 1. September übernimmt das Luftfahrtunternehmen Interflug, als nunmehr alleinige Fluggesellschaft, die gesamten Luftverkehrsaufgaben und Luftfahrtdienste der DDR. Dabei waren die Flugziele stets politischen Vorgaben unterworfen.

1960: US-Aufklärungsflugzeug abgeschossen

Am 1. Mai 1960 wird das US-amerikanische Aufklärungsflugzeug U-2 im sowjetischen Luftraum abgeschossen. Nach dem Absturz verhaften die Sowjets den CIA-Piloten Francis Gary Powers und stellen Spionageausrüstung sicher. Powers gesteht, an einer Spionageaktion beteiligt gewesen zu sein, auf der er sowjetische Militäranlagen ausspähen sollte. Bereits mehrere Male zuvor waren U2-Flugzeuge der USA als Wetterflugzeuge getarnt über Sowjetgebiet geflogen. Powers wird in Moskau wegen Spionage zu drei Jahren Haft und sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 10. Februar 1962 wird er auf der Glienicker Brücke zwischen West-Berlin und Potsdam gegen den UdSSR-Spion Rudolf Abel eingetauscht und gelangt so wieder in die USA. Mit dem Flugzeugabsturz beginnt die "U2-Krise", die die Spannungen der Ost- und Westmächte im Kalten Krieg deutlich verschärfte.

US-Spion Francis Gary Powers mit einem Modellflugzeug
US-Spion Francis Gary Powers mit einem Modell des Flugzeugs U-2 Bildrechte: imago/United Archives International

1974: Flensburger Punktekartei eingeführt

Am 1. Mai 1974 wird in der Bundesrepublik das Punktesystem für Verkehrsvergehen eingeführt. Hintergrund ist die hohe Zahl an Verkehrstoten durch immer mehr Autos auf bundesdeutschen Straßen. Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg registriert nun im Verkehrszentralregister - auch "Verkehrssünderkartei" genannt - Punkte je nach Schwere des Vergehens. Das Punktesystem gilt noch heute und betrifft nicht nur Autofahrer. Für Trunkenheit am Steuer gibt es beispielsweise bis zu drei Punkte, aber auch Radfahrer, die über eine rote Ampel fahren, erhalten einen Punkt. Bei acht Punkten muss der Fahrer seinen Führerschein abgeben. In der DDR gibt es kein Punktesystem, jedoch führt jeder Autofahrer einen Berechtigungsschein mit. Bei einem Vergehen erhält der Verkehrssünder einen Stempel. Beim fünften Stempel droht der Entzug des Führerscheins.

Kraftfahrt - Bundesamt in Flensburg, Deutschland
Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg Bildrechte: imago/photothek

2020: "Leere Stühle" im sächsischen Oberwiesenthal

Am 1. Mai 2020 machen Gastwirte und Hoteliers in Oberwiesenthal auf ihre prekäre Lage während der Corona-Krise aufmerksam. Dafür stellen sie fast 1.000 leere Stühle auf der Freilichtbühne in Oberwiesenthal auf. Sie appellieren an die Bundesregierung, Lockerungen und eine Zukunftsperspektive für ihre Branche in Aussicht zu stellen. Mit der eingeführten Corona-Notbremse mussten Pilot-Versuche zur eingeschränkten Öffnung von Betrieben in Städten wie Oberwiesenthal, Augustusburg und Dresden wieder beendet werden.

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