#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 19. Dezember
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19. Dezember 2022, 05:00 Uhr
1989: Rede von Helmut Kohl in Dresden
Vor den Trümmern der Frauenkirche in Dresden hält Bundeskanzler Helmut Kohl am 19. Dezember 1989 eine Rede, die später als historisch eingestuft wird auf dem Weg zur deutschen Einheit. "Mein Ziel bleibt, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation", sagt Kohl in seiner Rede. War er bisher davon ausgegangen, dass bis zur Wiedervereinigung noch mindestens drei oder vier Jahre vergehen würden, ist er nach seiner Rede überzeugt, dass es auch viel schneller gehen könnte. Später resümiert er: "Ich dachte bei mir: Die Sache ist gelaufen. Das Regime ist am Ende und die Menschen wollen die Einheit."
Die Bilder der jubelnden und Fahnen schwenkenden Menschen vor der Frauenkirche sowie die "Deutschland! Deutschland!"-Rufe gingen Tags darauf um die Welt. In den deutschen Medien ist zunächst von etwa 100.000 Zuschauern die Rede - eine Zahl, die der vorhandene Platz vor der Frauenkirche aber kaum zulässt. Besucher und ausländische Medienvertreter gehen von mehreren Tausend Zuschauern aus.
Bereits am 5. Dezember 1989 hatten sich Kanzleramtsminister Rudolf Seiters und DDR-Ministerpräsident Hans Modrow auf einen Auftritt des Kanzlers in Dresden verständigt. Der offizielle Anlass: eine Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Am Morgen des 19. Dezember setzen sich Sonderzüge und Busse aus allen Teilen der DDR in Richtung Dresden in Bewegung. Und auch Hunderte Journalisten reisen in die Elbestadt, um die Rede medial zu begleiten.
1990: Erstes gesamtdeutsches Fußballspiel
Vor 31 Jahren findet das erste Länderspiel der gesamtdeutschen Nationalmannschaft nach der Wiedervereinigung statt. Im Stuttgarter Neckarstadion spielt die deutsche Elf gegen die Schweiz. Der Ost-Berliner Andreas Thom, der 1988 zum "Fußballer des Jahres der DDR" gewählt worden war, schießt 25 Sekunden nachdem er eingewechselt wurde, in der 74. Minute das 3:0. Das Spiel endet mit einem 4:0-Sieg gegen die Schweiz.
Erstmals seit 1942 tritt eine gesamtdeutsche Mannschaft unter Bundestrainer Berti Vogts an. Neben Andreas Thom stehen noch vier weitere Spieler aus dem Osten auf dem Rasen: Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Thomas Doll und Jenas Torhüter Perry Bräutigam.
1992: Wiedereröffnung Oper Chemnitz
Am 19. Dezember 1992 wird die Oper Chemnitz nach einer umfassenden Renovierung offiziell wiedereröffnet. Die Renovierung nahm vier Jahre in Anspruch und brachte die technische Ausstattung auf den neuesten Stand. Seither gehört die Oper Chemnitz zu den modernsten Opernhäusern der Welt.
Das zwischen 1906 und 1909 nach Plänen von Richard Möbius errichtete Opernhaus war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden. 1947 bis 1951 wurde es wieder aufgebaut. 1988 begann der komplexe Umbau des Hauses, bei dem es bis auf die Grundmauern abgetragen wurde. Der Innenraum wurde komplett neu konzipiert - nur die denkmalgeschützte Fassade blieb bestehen. Bis zur Wende verschlangen die Baumaßnahmen 34 Millionen DDR-Mark, danach waren weitere 121 Millionen D-Mark notwendig, um die begonnenen Arbeiten abzuschließen. In der Interimszeit fanden die Veranstaltungen der Oper Chemnitz im Filmpalast Luxor statt. Zur Eröffnung kommen u.a. Angela Merkel, Norbert Blüm und Kurt Biedenkopf.
2000: Frauen dürfen Dienst an der Waffe verrichten
Am 19. Dezember 2000 wird der Artikel 12a des deutschen Grundgesetzes geändert. Fortan ist auch Frauen der Dienst in der Bundeswehr erlaubt. Vorangegangen waren jahrelange juristische Auseinandersetzungen, die in der sogenannten Kreil-Entscheidung gipfelten. Die Hannoveraner Elektronikerin Tanja Kreil hatte sich 1996 bei der Bundeswehr um eine Stelle als Waffenelektronikerin beworben, war aber wegen ihres Geschlechts abgelehnt worden. Laut dem geltenden Artikel 12a, Absatz 4 des Grundgesetzes war Frauen der Dienst an der Waffe untersagt. Ihnen standen bei der Bundeswehr nur Beschäftigungen im Sanitätsdienst (seit 1975) und dem Militärmusikdienst (seit 1991) offen.
Dagegen zog Kreil in Hannover vor das Verwaltungsgericht. Dieses sah einen möglichen Widerspruch zur Zweiten Gleichbehandlungsrichtlinie vom 9. Februar 1976 der EG, das Diskriminierung aufgrund des Geschlechts beim Zugang zu einer Beschäftigung verbietet. Der Fall wurde 1998 ausgesetzt und dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt. Dieser beschloss am 11. Januar 2000, dass auch Frauen in der Bundeswehr zum Dienst an der Waffe zuzulassen seien. Am 19. Dezember 2000 wird die national und international umstrittene Entscheidung auch im Deutschen Recht umgesetzt, sodass bereits im Januar 2001 die ersten 244 Frauen ihren Dienst als Soldatinnen antreten können. Tanja Kreil hatte inzwischen bei einem zivilen Arbeitgeber eine Stelle gefunden und wechselte nicht mehr zur Bundeswehr. Heute sind rund 38% der in der Bundeswehr Dienenden weiblich.
2016: IS-Attentat auf Berliner Weihnachtsmarkt
Am 19. Dezember 2016 rast ein Lkw auf den Berliner City-Weihnachtsmarkt. Zwölf Menschen sterben, rund 50 Menschen werden verletzt. Der ursprüngliche Fahrer des entführten Lkws, ein polnischer Staatsbürger, wird direkt nach dem Attentat tot aus dem Führerhaus geborgen worden. Er wurde vor dem Anschlag erschossen. Von dem eigentlichen Täter fehlt zu diesem Zeitpunkt jede Spur.
Einen Tag später gibt die Polizei bekannt, dass der Täter der Tunesier Anis Amri sein müsse. Die Ermittler hatten sein Portemonaie im Fußraum des Führerhauses gefunden. Während der europaweiten Fahndung wird Amri am 23. Dezember 2016 bei einer Personenkontrolle auf dem Platz des 1. Mai in Sesto San Giovanni nördlich von Mailand von zwei Polizisten erschossen.