#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 28. November
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28. November 2022, 05:00 Uhr
1989: Kohl stellt Zehn-Punkte-Programm vor
Am 28. November 1989 stellt Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" im Bundestag vor. Er überrascht damit nicht nur Opposition und Koalitionspartner, sondern auch die eigenen Unionskollegen und die Westmächte. Obwohl der Mauerfall bereits über zwei Wochen zurückliegt, hatte sich die Bundesregierung zur Frage der Wiederherstellung der deutschen Einheit bisher nur sehr zurückhaltend geäußert.
Einem von Kohls engen Beratern, Horst Teltschik, wurde kurz zuvor die Nachricht zugespielt, dass man in Moskau über Bündniszugehörigkeiten eines künftig geeinten Deutschlands diskutiere. Um einer möglichen Einmischung der Westmächte zuvorzukommen, gehen Kohl und Teltschik in die Offensive und erstellen das Zehn-Punkte-Programm. Der Bundeskanzler fordert humanitäre und wirtschaftliche Hilfe für die DDR, freien Reiseverkehr und politische Zusammenarbeit mit der DDR, das Ende der SED-Einparteienherrschaft, freie und geheime Wahlen sowie die Abschaffung der Planwirtschaft. Außerdem soll mit der DDR eine Vertragsgemeinschaft geschlossen werden, um eine Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung zu schaffen.
Die Reaktionen auf Kohls Plan fallen sehr unterschiedlich aus: Die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich befürchten ein zu mächtiges Deutschland in der Mitte Europas. Auch Oppositionsgruppen in der DDR lehnen eine Wiedervereinigung ab. Die ostdeutschen Bürger sehen das längst anders: Sie demonstrieren längst für ein "Deutschland, einig Vaterland". Mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag erhält der deutsche Einigungsprozess seine völkerrechtliche Anerkennung und am 3. Oktober 1990 erfolgt der offizielle Beitritt der DDR zur BRD.
1957: Leipziger Studentenpfarrer Schmutzler verurteilt
Am 28. November 1957 wird der Leipziger Studentenpfarrer Georg Siegfried Schmutzler wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Der evangelische Theologe hatte in seinen Veranstaltungen an der Universität Leipzig mehrfach Kritik am DDR-Regime geäußert und seine Studenten angeregt, sich kritisch mit der herrschenden Ideologie auseinanderzusetzen. So diskutierte er mit ihnen beispielsweise über die Pflicht, Vorlesungen über den Marxismus-Leninismus zu besuchen.
In einem aufwendigen Schauprozess wird nicht nur Schmutzler verurteilt, auch einige seiner Studenten werden exmatrikuliert und verhaftet. Damit sollen die evangelische Gemeinde und die sächsische Landeskirche eingeschüchtert werden. Nach vier Jahren Haft im Zuchthaus Torgau wird der Leipziger Pfarrer vorzeitig entlassen. Er kehrt der DDR aber nicht den Rücken zu, sondern wird Fachberater für theologisch-pädagogische Fragen im Dresdner Landeskirchenamt und beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Im Juli 1991 wird Georg Siegfried Schmutzler rehabilitiert, fünf Jahre später erhält er das Bundesverdienstkreuz.
1943: Konferenz von Teheran
Am 28. November 1943 beginnt in der sowjetischen Botschaft in Teheran die viertägige Konferenz der "Großen Drei". Teilnehmer sind der US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der britische Premierminister Winston Churchill und der sowjetische Staatschef Josef Stalin.
Ziel der Konferenz ist es, den weiteren Kriegsverlauf zu planen und die Neuordnung Europas nach einem Sieg der Allierten über die Deutschen zu besprechen. Dabei geht es detailliert um die Aufteilung Deutschlands. Churchill schlägt eine Zweiteilung in Nord und Süd vor, bei der die südliche Hälfte mit Österreich und Ungarn zu einer "Donauförderation" zusammengeschlossen werden soll. Dem widersetzt sich Stalin. Roosevelt strebt eine Bildung von fünf unabhängigen Einzelstaaten an.
Letztendlich akzeptieren die Westmächte die sowjetischen Forderungen nach den Westgrenzen von 1941. Diese entsprechen den im Hitler-Stalin-Pakt vom Deutschen Reich zugestandenen und später vollzogenen Gebietsweiterungen der Sowjetunion.
1924: "Der Zauberberg" veröffentlicht
Am 28. November 1924 wird der Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann veröffentlicht. Darin will Protagonist Hans Castorp drei Wochen im Sanatorium von Davos verbringen, bleibt aber am Ende sieben Jahre.
Die Idee zu seinem Buch bekommt Mann bei einem Besuch in einer Kureinrichtung in Davos, wo er 1912 seine Frau Katja besucht. Er möchte eigentlich nur eine kurze und amüsante Novelle über hochmütige Mediziner und Kranke, die sich alle möglichen Symptome einbilden, schreiben. Doch das Buch wächst über die Jahre und wird letzten Endes ein 1.000 Seiten dicker Roman.
Das Werk löst bei Ärzten große Proteste aus. Auch die Kureinrichtung in Davos befürchtet, dass niemand mehr zur Kur kommen könnte. Sie überreden deshalb Erich Kästner, einen "heiteren Gegenroman" zu schreiben. Kästner beginnt daraufhin mit der Arbeit an seinem "Zauberlehrling", doch der Roman bleibt ein Fragment. Die Nobelpreisjury in Stockholm versagt Thomas Mann 1929 für seinen Roman den Literaturnobelpreis. Diesen bekommt er schließlich für "Die Buddenbrocks".
1918: Kaiser Wilhelm II. dankt ab
Am 28. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II., der im Zuge der Novemberrevolution ins niederländische Exil geflüchtet war, ab. Damit endet die konstitutionelle Monarchie in Deutschland offiziell. Reichskanzler Max von Baden hatte bereits am 9. November eigenmächtig den Thronverzicht des Kaisers verkündet. Er wollte damit die aufgebrachten Soldaten- und Arbeiterräte besänftigen, die in großer Zahl quer durch das Land auf die Straße gingen, um einen Waffenstillstand und einen politischen Wandel zu fordern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Interview von MDR AKTUELL | 31. August 2022 | 07:45 Uhr