#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 19. August

19. August 2022, 05:00 Uhr

1936: Stalinistische "Säuberungen" beginnen

Am 19. August 1936 beginnt in Moskau ein Prozess gegen Funktionäre der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Im Moskauer Gewerkschaftshaus werden KPdSU-Politiker angeklagt, sich gegen die sowjetische Staats- und Parteiführung und Staatschef Josef Stalin verschworen zu haben. Das Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes klagt sie an, Mordanschläge auf die Staats- und Parteiführung verüben zu wollen. Unter ihnen sind Grigori Sinowjew, Parteichef der KPdSU in Leningrad und Lew Kamenew, früherer Direktor des Lenin-Instituts. Mit ihnen sind 14 weitere Funktionäre angeklagt. Öffentlich müssen sie ihre Geständnisse wiederholen, dass sie den Sturz der stalinistischen Regierung geplant hätten. Zu diesen Aussagen sind sie unter Folter gezwungen worden. Alle werden zum Tod durch Erschießung verurteilt. Im Januar 1937 und im März 1938 kommt es zu zwei weiteren "Moskauer Prozessen". Insgesamt 66 Menschen werden angeklagt, 50 von ihnen werden mit dem Tode bestraft.

Diese "Säuberungen" gegen vermeintliche Staatsfeinde geschehen im gesamten Land. Bis 1938 verhaftet der Staatssicherheitsdienst NKWD insgesamt zwei Millionen Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen wird mit dem Tod bestraft. Die Verfolgung beschränkt sich nicht nur auf Politik-Funktionäre. Auch Mitglieder der Verwaltung und Armee, Großbauern und ethnischen Minderheiten sind von Repressalien betroffen. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen den "Stalinistischen Säuberungen" zum Opfer fallen.

Josef Stalin, Alexei Rykow, Lew Kamenew, Grigori Sinowjew, 1925
Stalin zusammen mit Grigori Sinowjew und Lew Kamenew (rechts im Bild), die beide beim ersten Moskauer Prozess zum Tode verurteilt wurden. Bildrechte: IMAGO / UIG

1952: Wie aus den Jungen Pionieren "Thälmann-Pioniere" werden

Am 19. August 1952 erhält der "Verband Junge Pioniere" vom ZK der SED den Namen "Ernst Thälmann". In der Folge werden die Mitglieder der ersten bis dritten Klasse als Jungpioniere, die der vierten bis siebten Klasse fortan als Thälmannpioniere bezeichnet. Bei dem Treffen der Jungen Pioniere für Frieden, Einheit, Demokratie und Sozialismus vom 18. bis 25. August 1952 gibt es neben der Namensehrung weitere Programmpunkte wie beispielsweise die Ehrung der Opfer des Faschismus, einen Besuch der Akademie der Künste, Betriebsbesichtigungen und verschiedene Sportveranstaltungen.

Die Pionierorganisation, die der Freien Deutschen Jugend (FDJ) angegliedert ist, wurde 1948 gegründet. Die Organisation hat "Pfadfindercharakter" und soll innerhalb der DDR eine bildungspolitische Funktion für Kinder erfüllen. Im sozialistischen Schulsystem hat die Organisation einen festen Platz. Neben den Treffen der Pioniere gibt es zentrale Pionierlager, in denen Kinder ihre Ferien verbringen. Diese sind geprägt von Ritualen wie dem Fahnenappell, aber auch einer Kleiderordnung und bestimmten Grüßen.

1960: Sputnik 5 startet

Am 19. August 1960 startet der Satellit "Sputnik 5" mit den beiden Hunden Belka und Strelka seine Reise in den Weltraum. Nach 18 Erdumkreisungen landen beide Hunde sicher wieder auf der Erde. Es ist das erste Mal, dass an Bord befindliche Lebewesen überleben und dank neuer Technik eine weiche Landung erleben. An Bord der "Sputnik 2" im Jahr 1957 hatte sich bereits ein Hund befunden, der wenige Stunden nach Start wegen Überhitzung in der Raumkapsel starb. Heute befinden sich die präparierten Körper von Belka und Strelka im Kosmonautenmuseum in Moskau.

1965: Urteil im Auschwitz-Prozess

Am 18. August 1965 endet der "Auschwitz-Prozess". 22 Männer, darunter ehemalige SS-Angehörige und Bewacher im Konzentrationslager, werden des Mordes und der Beihilfe zum Mord angeklagt. Unter ihnen sind drei Lagerärzte und Robert Mulka, der Adjutant des früheren Lagerkommandanten Rudolf Höß. Der Prozess wird deshalb auch unter dem Namen "Strafsache gegen Mulka und andere, Aktenzeichen 4 Ks/63" bekannt. Insgesamt 359 Zeugen aus 19 Ländern sagen vor dem Gericht in Frankfurt am Main aus. Für viele von ihnen sind die Schilderungen retraumatisierend. Die meisten Angeklagten bestreiten, persönlich an den Gräueltaten beteiligt gewesen zu sein. Schließlich verurteilt das Gericht sechs der Angeklagten zu lebenslanger Haft, drei werden freigesprochen, die übrigen erhalten Zuchthausstrafen zwischen drei und 14 Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte weitaus höhere Strafen gefordert.

Nach den Nürnberger Prozessen 1949 und dem Eichmann-Prozess 1961 ist der Auschwitz-Prozess ein weiterer wichtiger Schritt für Öffentlichkeit und Justiz, die Verbrechen aus der NS-Zeit aufzuarbeiten. Auch heute noch finden Prozesse gegen ehemaligen Mitarbeiter der früheren Konzentrationslagern statt. So muss sich im Oktober 2021 ein ehemaliger Wachmann im KZ Sachsenhausen vor Gericht verantworten.

1992: Homosexuelle protestieren gegen Eheverbot

Insgesamt 250 schwule und lesbische Paare in rund 100 deutschen Gemeinden nehmen am 19. August 1992 an der "Aktion Standesamt" teil. In den Standesämtern fordern sie, endlich heiraten zu dürfen. Die Ämter verweigern ihnen jedoch den Wunsch auf Eheschließung. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schwuler Juristen hatten zu der Aktion aufgerufen. Etwa 100 Paare beantragen bei Gericht, dass die Standesämter sie verheiraten müssen - allerdings ohne Erfolg. Mit der Aktion wollen die Homosexuellen auf die rechtlose Situation von gleichgeschlechtlichen Paaren aufmerksam machen. Somit kommt es bereits vor 30 Jahren zu langen öffentlichen Diskussionen über die gleichgeschlechtliche Ehe und die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen. Erst 2017 beschließt der Bundestag das "Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts". Ab dem 1. Oktober 2017 ist es damit auch in Deutschland lesbischen und schwulen Paaren erlaubt, zu heiraten.

Geschichte

Eduard Stapel
Eduard Stapel war einer der Begründer des ersten Arbeitskreises Homosexualität in Leipzig 1982. In den folgenden Jahren setzte er sich DDR-weit für weitere solche Arbeitsgruppe ein und koordinierte die Homosexuellenbewegung des Ostens. Er ist Mitbegründer des heutigen LSVD. Bildrechte: MDR/Hoferichter & Jacobs

2015: Tod von Egon Bahr

Mit der Devise "Wandel durch Annäherung" prägt er die Politik zwischen der DDR und der Bundesrepublik nachhaltig. Am 19. August 2015 verstirbt der SPD-Politiker Egon Bahr. Der gebürtige Thüringer war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Korrespondent für den "Rundfunk im Amerikanischen Sektor" (RIAS) tätig, ehe er in West-Berlin Senatssprecher unter Bürgermeister Willy Brandt wurde. Während Brandts Kanzlerschaft war er Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Von 1972 bis 1974 war er zudem Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1974 bis 1976 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Er war maßgeblich beteiligt an den Verhandlungen zu Abkommen, die die innerdeutschen Beziehungen regelten, darunter das Transitabkommen von 1971 und der Grundlagenvertrag von 1972.