#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 12. November
Hauptinhalt
12. November 2022, 05:00 Uhr
1877: Erstes deutsches Fernmeldeamt in Berlin eröffnet
Am 12. November 1877 nimmt das erste deutsche Telegrafenamt mit Fernsprechbetrieb in Berlin Friedrichsberg seinen Betrieb auf. Es hat die vorrangige Funktion, Nachrichten ins Ausland zu übermitteln. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bildet sich ein weltweites Netz aus Telegrafenlinien. Dadurch ist es möglich, international schnell zu kommunizieren – erst über optische, dann über elektrische Signale. Durch die Erfindung der Funktechnik wird die Telegrafie nochmals weiterentwickelt. Ab 1925 ist es vom Festland aus auch möglich, Verbindung zu Flugzeugen oder Schiffen aufzunehmen.
1989: Reisewelle nach Westdeutschland
Am 12. November 1989 besuchten rund drei Millionen DDR-Bürgerinnen und -Bürger die Bundesrepublik und West-Berlin. Drei Tage zuvor, am 9. November 1989, war die Berliner Mauer gefallen. Die deutsch-deutschen Grenzen waren das erste Mal seit 1952, in Berlin seit 1961, offen. In den grenznahen Gebieten führt die Reisewelle zu langen Staus auf den Autobahnen und in den Innenstädten. Die Fahrzeuge stehen bis zu einer Länge von 50 Kilometern.
1992: Prozess gegen Honecker startet
Am 12. November 1992 eröffnet das Landgericht Berlin den Prozess gegen den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker und fünf Mitangeklagte: Erich Mielke, Willi Stoph, Fritz Streletz, Heinz Keßler und Hans Albrecht. Ihnen wird vorgeworfen, für die Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze verantwortlich zu sein.
Honecker ist wegen Totschlags in 68 Fällen angeklagt. Er gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Schießbefehl an der DDR-Grenze. Auf der 45. Sitzung des "Nationalen Verteidigungsrates" der DDR 1974 insistierte er darauf, dass bei "Grenzdurchbruchsversuchen von der Schusswaffe rücksichtslos Gebrauch" werden müsse. Dass es einen Schießbefehl jemals gegeben habe, leugnet Honecker bis zu seinem Tod, dessen Existenz ist durch Protokolle jedoch gesichert.
Zu einem Urteil gegen Honecker kommt es nie. Nach einer erfolgreichen Verfassungsbeschwerde wegen seines Gesundheitszustandes stellt das Berliner Landesverfassungsgericht das Verfahren gegen ihn 1993 ein. Aufgrund einer Krebserkrankung attestiert man ihm eine Lebenserwartung von drei bis sechs Monaten. Nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft reist Honecker zu seiner Frau und Tochter nach Chile. Dort stirbt er am 29. Mai 1994 im Alter von 81 Jahren.
1997: Leipziger Hauptbahnhof nach Umbau wiedereröffnet
Am 12. November 1997 wird der Leipziger Hauptbahnhof nach drei Jahren Umbau von Sachsens Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und Bundeskanzler Helmut Kohl wiedereröffnet. Es ist der zweite Umbau innerhalb von 30 Jahren.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Leipziger Hauptbahnhof schwer beschädigt. Als einer von wenigen zerstörten Ost-Bahnhöfen wurde er in der DDR wieder aufgebaut, da er als wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Prestigeobjekt der Messestadt fungierte. Der Wiederaufbau fand 1965 seinen Abschluss. Nach der Wiedervereinigung sowie der Übernahme des Gebäudes durch die Deutsche Bahn AG wurde dieses 1997 nochmals grundlegend erneuert. Seitdem ist der Leipziger Bahnhof mit 140 Geschäften ebenso eine Einkaufs- und Flaniermeile.
2018: Erfurt kauft Nolde-Gemälde zurück
Am 12. November 2018 erwirbt Erfurt das Gemälde "Begonien" des Expressionisten Emil Nolde zurück. Das Werk war 1937 von den Nationalsozialisten als "Entartete Kunst" beschlagnahmt und versteigert worden. Die Stadt kauft es einem Privatsammler für rund 1,4 Millionen Euro ab. Der Kauf wird unter anderem vom Bund und dem Freistaat Thüringen finanziert.
Obwohl seine Kunst von den Nationalsozialisten als "entartet" diffamiert wurde, war Emil Nolde überzeugter Anhänger des NS-Regimes und Mitglied der NSDAP. Erst 2019, als Briefe, Texte und seine Autobiografie zugänglich werden, kommen seine Überzeugungen ans Licht.