#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 20. August
Hauptinhalt
20. August 2022, 05:00 Uhr
1942: Roland Freisler wird Präsident des Volksgerichtshofs
Am 20. August 1942 wird Roland Freisler zum Präsident des Volksgerichtshofs (VGH) ernannt. Der VGH ist die höchste juristische Instanz im Dritten Reich. Freisler ist unter anderem Vorsitzender Richter in den Prozessen um Widerstandskämfperinnen und -kämpfer wie Sophie Scholl oder Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Bei Prozessen, in denen er als Richter urteilt, stehen die Todesurteile meist schon vor der Verhandlung fest. Angeklagte erfahren schwerste Demütigung. Zwischen 1942 und 1945 werden mehr als 5.000 Todesurteile gefällt, davon etwa 2.600 durch den von Freisler geführten Ersten Senat des Gerichts. Damit ist Freislers Senat für genauso viele Todesurteile verantwortlich wie alle anderen Senate des Gerichts zusammen. Aufgrund seines Fanatismus und seiner rigorosen Vollstreckung geht er als "Blutrichter" in die Geschichte ein. Er stirbt am 3. Februar 1945 bei einem Bombenangriff auf Berlin.
Vor seiner Tätigkeit am Volksgerichtshof war Freisler Staatssekretär im Reichsjustizministerium. In diesem Posten hatte er seit 1933 die Beseitigung rechtsstaatlicher Grundsätze bewirkt. Auch auf der Wannsee Konferenz 1942, auf der die "Endlösung der Judenfrage" beschlossen wurde, war Freisler anwesend.
1968: Niederschlagung des Prager Frühlings beginnt
Um 21 Uhr landen am 20. August die ersten Truppen des Warschauer Paktes auf dem Prager Flughafen. Sie sollen dem "Prager Frühling" und den Reformen des Kommunismus in der ČSSR Einhalt gebieten. Im Januar 1968 war es zu einem Machtwechsel an der Spitze der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) gekommen. Alexander Dubček wurde Generalsekretär und leitete mehrere Reformen ein: mehr Grundrechte für Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Pressefreiheit. Führungen der Warschauer-Pakt-Staaten sahen daraufhin das kommunistische Monopol der Ostblock-Staaten gefährdet. Ende März beriefen die Mitglieder des Bündnisses die tschechoslowakische Regierung nach Dresden ein, um diese von ihrem Reformkurs abzubringen. Die ČSSR lenkte jedoch nicht ein, auch weitere Drohungen blieben ergebnislos. Am 19. August verpflichteten sich die Parteiführer der Sowjetunion, DDR, Polens, Bulgariens und Ungarns in Moskau zu einer militärischen Intervention in der ČSSR.
1998: Erster Schuldspruch wegen DDR-Dopings
Am 20. August 1998 wird erstmal ein Schuldspruch wegen DDR-Dopings gefällt. Nach zwei Verhandlungstagen werden zwei Ärzte und ein Trainer des ehemaligen DDR-Sportclubs TSC Berlin zu Geldstrafen zwischen 7.000 und 27.000 DM verurteilt. Die Angeklagten hatten innerhalb der zwei Verhandlungstagen gestanden, minderjährige Schwimmerinnen mit Anabolika und anderen gesundheitsschädlichen Hormonpräparaten gedopt zu haben. Das Gericht sieht darin eine vorsätzliche Körperverletzung von Minderjährigen. Den Sportlerinnen sollen zum Teil irreversible Schäden zugefügt worden sein.
Im Zusammenhang mit dem systematischen Doping im DDR-Sport hat das Berliner Landgericht zwischen 1998 und 2000 rund 100 Prozesse geführt. Die gängigen Anklagen lauten Körperverletzung oder Beihilfe durch Verabreichung von Anabolika. Die höchste Strafe, die aufgrund systematischen Doping vom Gericht ausgesprochen wird, ist eine Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung.
2018: Greta Thunberg beginnt Schulstreik
Es ist der erste Tag nach den Sommerferien, als sich die damals 15-Jährige Schwedin Greta Thunberg vor den Schwedischen Reichstag in Stockholm stellt. In ihrer Hand hält sie ein Schild mit der Aufschrift: "Skolstrejk för Klimatet" ("Schulstreik für das Klima"). In den ersten Tagen berichten einige schwedische Medien von ihrem Streik. Bis zur Wahl zum Schwedischen Reichstag im September 2018 streikt sie täglich, danach einmal pro Woche jeden Freitag. Thunberg findet innerhalb weniger Wochen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Bald schließen sich überall auf der Welt Schüler und Studierende zu Klimastreiks am Freitag zusammen, auch in vielen deutschen Städten. Thunberg, die weit über die Grenzen Schwedens hinaus Bekanntheit erlangt, ist heute das Gesicht der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future". In Deutschland ist Luisa Neubauer Hauptorganisatorin der Bewegung.
2020: Russischer Oppositioneller Alexej Nawalny erkrankt
Während eines Fluges von Sibirien nach Moskau fällt der russische Regimekritiker Alexej Nawalny 2020 ins Koma und kommt daraufhin in ein Krankenhaus im sibirischen Omsk. Weil sich sein Gesundheitszustand verschlechtert, wird er wenige Tage später in die Berliner Charité gebracht. Untersuchungen bestätigen dort die Vermutung, dass Nawalny mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Bereits 2018 waren der ehemalige russische Agenten Sergej Skripal und seine Tocher in Großbritannien vergiftet worden. Der Vorfall um Nawalny belastet lange die deutsch-russischen Beziehungen. Nach fünf Monaten Behandlung in Berlin fliegt Nawalny am 17. Januar 2021 zurück nach Moskau. Dort nehmen die Behörden ihn sofort fest und verurteilen ihn zunächst zu dreißig Tagen Haft. Seither verbüßt er eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren aus einem früheren Prozess. Vor seiner Verhaftung galt Nawalny als einer der schärfsten Kritiker Putins.