#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 22. September
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22. September 2022, 05:00 Uhr
1938: Sänger Dean Reed in den USA geboren
Dean Reed – der "Rote Elvis" – war einer der bekanntesten Amerikaner in der DDR und Sowjetunion. Der Cowboy aus Denver/Colorado unterstützt in den 1960/70er-Jahren den Freiheitskampf in Chile, dreht Italowestern und tourt als erster US-amerikanischer Sänger durch die Sowjetunion.
Reed kommt 1938 in der Nähe von Denver auf die Welt und wächst auf einer Hühnerfarm auf. Nach der Highschool jobbt er als "singender Cowboy". Mit 20 Jahren bekommt er einen Vertrag mit "Captiol Record", schafft es aber nicht zum anvisierten Erfolg. Der Durchbruch kommt bei einem Auftritt 1961 in Chile. Reed bleibt, arbeitet und lebt in Chile und Argentinien und setzt sich dort für die Bekämpfung der vorherrschenden Armut ein.
1964 nimmt er an der Weltfriedenskonferenz in Helsinki teil und sorgt für Aufsehen, weil er sich für die Bekämpfung der Armut einsetz. In Folge darf er in der Sowjetunion auftreten, als "sozialistische Lichtgestalt aus Amerika". In der DDR tritt er erstmals 1971 in Leipzig auf. Er verliebt sich in eine junge Frau aus Döbeln. Die beiden heiraten und Deen Read zieht in die DDR. Die Ehe scheitert und er heiratet 1981 erneut: die Schauspielerin Renate Blume. Als auch diese Beziehung zu scheitern droht, verschwindet Reed eines Abends im Juni 1986. Wenige Tage später wird er tot in einem See in der Nähe von Ost-Berlin aufgefunden. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und einen 15-seitigen Abschiedsbrief hinterlassen.
1956: Gesamtdeutsche Mannschaft für Olympia
Am 22. September 1956 stellen Vertreter der Olympischen Komitees der DDR und der Bundesrepublik in Weimar eine gesamtdeutsche Mannschaft für die kommenden Olympischen Sommerspiele zusammen. Genau zwei Monate später beginnen die Olympischen Spiele in Melbourne. Auch DDR-Sportlerinnen und -Sportler stellen Rekorde auf: So gewinnt Eva-Maria ten Elsen als erste Schwimmerin eine Medaille für die DDR.
Auch bei den Olympischen Winterspielen 1965 in Italien war bereits eine gesamtdeutsche Mannschaft am Start. 1960 in Squaw Valley und Rom und 1964 in Innsbruck treten ebenfalls Athleten aus beiden deutschen Staaten in einem Team an.
Hintergrund ist, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) zunächst lediglich das westdeutsche Nationale Olympische Komitee für Deutschland anerkennt. 1955 nimmt das IOC das Nationale Olympische Komitee für Ostdeutschland zumindest provisorisch auf. Der Präsident des IOC, Avery Brundage, kann seinen Vorschlag einer gemeinsamen Mannschaft durchsetzen. Die Qualifikation für die gesamtdeutsche Mannschaft ist unter den Athleten hart umkämpft. 1968 kehrt jedoch die Realität des Mauerbaus im olympischen Sport ein: Fortan nehmen eine westdeutsche Mannschaft und eine DDR-Mannschaft getrennt voneinander an den Spielen teil.
1962: Fünfte Deutsche Kunstausstellung beginnt
Am 22. September 1962 beginnt die fünfte Deutsche Kunstausstellung in Dresden. Auf der bis März 1963 dauernden Ausstellung wählen 63 Prozent der Besucher das Werk "Am Strand" von Walter Womacka zum beliebtesten Bild.
Das Bild ist bis heute eines der bekanntesten Werke der DDR-Kunst. Womacka fing auf dem Bild eine Szene ein, die er selbst 1960 am Strand von Loddin gesehen hatte. 1963 bekommt Walter Ulbricht es als Geburtstagsgeschenk. Dieser gibt es als Leihgabe an die Dresdner Galerie Neue Meister weiter. Als Kunstdruck, Postkarte und Kalender wird das Bild mehr als drei Millionen Mal reproduziert und hängt in vielen Haushalten auch außerhalb der DDR. Die Briefmarke mit dem Bild von 1968 hat eine Auflage von zwölf Millionen Stück.
Wie sein Bild ist auch Walter Womacka eine Berühmtheit in der DDR. Als linientreuer Künstler ist er von 1968 bis 1988 Rektor der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee und langjähriger Vizepräsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR.
1972: DDR und BRD unterzeichnen Verkehrsvertrag
Mit dem "Verkehrsvertrag" zwischen der Bundesrepublik und der DDR erfolgt am 22. September 1972 die Anerkennung der gemeinsamen Grenzen und die Respektierung der Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Staaten. Der Verkehrsvertrag ermöglicht mehrmals jährlich Reisen von Bundesbürgern in die DDR auf Einladung von Verwandten oder Bekannten sowie von Institutionen oder Organisationen aus kommerziellen, kulturellen, religiösen oder sportlichen Gründen.
Unterzeichnet wird er von den Staatssekretären Egon Bahr und Michael Kohl. Er regelt dauerhaft den gegenseitigen Wechsel-und Transitverkehr von Menschen oder Waren und Gütern auf Straßen, Schienen und Wasserwegen über deutsch-deutsche Grenzübergangsstellen.
Seit Errichtung der Berliner Mauer 1961 und der immer weiter ausgebauten Sicherung des "antifaschistischen Schutzwalles" der DDR zur Bundesrepublik war zuvor der legale Grenzübertritt in westlicher Richtung nahezu unmöglich gewesen.
1975: "Klaus Renft Combo" wird in der DDR verboten
Am 22. September 1975 sind Klaus Renft und seine Combo zu einem Radiointerview in Berlin eingeladen. Doch die Sendeleitung unterbricht das Interview, denn an diesem Tag bekommt die Band aus Leipzig Spielverbot. Sie sind von der SED zu "unerwünschten Personen" erklärt worden, die wegen "Beleidigung der Arbeiterklasse und Diffamierung der Staatsorgane" nicht mehr auftreten dürfen. Alle sechs Gruppenmitglieder erhalten ihr Berufsverbot schriftlich von der Abteilung Kultur beim Rat des Bezirks Leipzig: "Mit Wirkung vom 22. September 1975 gilt die Tanzmusikformation Klaus Renft Combo als aufgelöst."
Unter anderem führt das Lied "Rockballade von kleinen Otto" zum Verbot. Der Text handelt vom "kleinen Otto", einem DDR-Bürger, der mit seinem Leben unter anderem wegen der Funktionäre unzufrieden ist. Er möchte nach Hamburg ausreisen, wird aber gefasst, verbüßt eine Haftstrafe wegen Republikflucht und ertränkt sich später in der Elbe, in der Hoffnung, dass diese ihn nach Hamburg treibt.
1991: DDR-Bürgerbewegungen schließen sich zum "Bündnis 90" zusammen
Die drei größten Bürgerrechtsbewegungen "Neues Forum", "Demokratie Jetzt" und die "Initiative Frieden und Menschenrechte" schließen sich am 22. September 1991 auf dem Gründungskongress in Potsdam zum "Bündnis 90" zusammen. Mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung stimmen laut einem Bericht des DFF mehr als 150 Gründungsmitglieder für den Zusammenschluss. Ein Anschluss an die Partei "Die Grünen" wird zunächst abgelehnt.
Bei den ersten Bundestagswahlen im wiedervereinigten Deutschland im Dezember 1990 hatten sich die Bürgerrechtsbewegungen unter dem Namen "Bündnis90/Grüne – BürgerInnenbewegung" bereits einen Listenplatz geteilt. Acht ostdeutsche Abgeodnete wurden in den Bundestag gewählt. Die westdeutsche Partei "Die Grünen" scheiterte hingegen an der 5-Prozent-Hürde.
Am 14. Mai 1993 schließt sich das Bündnis 90 schließlich mit der gesamtdeutschen Partei "Die Grünen" zu "Bündnis 90/Die Grünen" zusammen.