#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 16. Oktober

16. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1865: erster Frauenverein Deutschlands gegründet

Am 16. Oktober 1865 gründen die Schriftstellerin Louise Otto-Peters und die Pädagogin Auguste Schmidt den Allgemeinen Deutsche Frauenverein (ADF). Auf der dreitägigen Gründungsveranstaltung, der ersten Frauenkonferenz Deutschlands, werden die Ziele definiert: Gleichstellung von Mann und Frau und Zugang zu Bildung und Erwerbstätigkeit. Politische Teilhabe der Frauen war damals noch in weiter Ferne.  

Dafür setzte sich die zur Vorsitzenden gewählten Louise Otto Peters lebenslang ein. Die als Vollwaise aufgewachsene Peters veröffentlichte Schriften, in denen es unter anderem um demokratische Mitbestimmung der Frauen ging. Später engagierte sie sich für die politische Organisation der Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland.

Mitbegründerin Henriette Goldschmidt war in einer gebildeten Familie groß geworden, besonders die Werke von Friedrich Schiller hatten es ihr angetan. Sie setzte sich für mehr Bildung der Frauen ein und forderte sie auf, weniger passiv zu leben, sondern vielmehr ihre Fähigkeiten zu erkennen und einzubringen.

Mit der Gründung des ADF entsteht die erste überregionale Frauenrechtsbewegung in Deutschland. Nachdem 1919 in der Weimarer Verfassung das Frauenwahlrecht festgeschrieben wird, rückt die politische Mitbestimmung in den Vordergrund. 1928 wird der ADF in „Deutscher Staatsbürgerinnenverband“ umbenannt. 1933 muss sich die Frauenbewegung im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung auflösen.

1916: Margaret Sanger eröffnet Klinik für Familienplanung

Frauenrechtlerin und Krankenschwester Margaret Sanger eröffnet 1916 in New York die erste Beratungsstelle für Familienplanung in den USA, die "Birth Control Clinic". Zu diesem Zeitpunkt ist die Aufklärung über Verhütung als Obszönität verpönt und seit 1873 verboten. Nur neun Tage nach der Eröffnung werden Sanger und ihre Mitarbeiterinnen verhaftet. Nach ihrer 30-tägigen Haftstrafe engagiert sich Margaret Sanger weiter für die Selbstbestimmung der Frau und gründet 1921 die "American Birth Control League", den Vorläufer der International Planned Parenthood Federation (IPPF). Konservative Gruppen, Verbände und Politiker kämpfen bis heute gegen die IPPF, die im Rahmen der Selbstbestimmung auch über die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen informiert.

Der kleine Warteraum war jeden Tag überfüllt. Die Frauen kamen zu zweit, mit Freundinnen, verheirateten Töchtern, manche hielten einen Säugling im Arm.

Margaret Sanger

Auch in Deutschland gibt es derzeit wieder hitzige Debatten über den Paragraphen 218. In diesem ist die Straffreiheit eines Schwangerschaftsabbruches unter bestimmten Voraussetzungen geregelt.

Die weltweit erste Klinik für Geburtenkontrolle und Familienplanung in der Amber-Street in Brooklyn/New York im Oktober 1916
Die weltweit erste Klinik für Geburtenkontrolle und Familienplanung in der Amber-Street in Brooklyn/New York im Oktober 1916. Bildrechte: imago/UIG

1946: Vollstreckung der Todesurteile von Nürnberg

Am 16. Oktober 1946 werden zehn Todesurteile gegen die Verurteilten in den Nürnberger Prozessen vollstreckt. Zwölf von 24 NS-Kriegsverbrecher werden zum "Tod durch Strang" verurteilt. Wenige Stunden vor dem Hinrichtungstermin beging Herman Göring Selbstmord durch eine Giftkapsel. Martin Bormann wurde in seiner Abwesenheit verurteilt und war auch zur Vollstreckung nicht auffindbar.

Die Urteile wurden nach einem fast einjährigen Prozess am 30. September und 1. Oktober 1946 verlesen. Neben den zwölf Todesurteilen verurteilte der Internationale Militärgerichtshof sieben Angeklagte zu Haftstrafen. Drei sprach man wegen Mangels an Beweisen frei. Zwei Verfahren konnten wegen Verhandlungsunfähigkeit und Suizid nicht beendet werden.

1972: Aus der DDR Geflohenen wird die Staatsbürgerschaft aberkannt

Am 16. Oktober 1972 tritt in der DDR das »Gesetz zur Regelung von Fragen der Staatsbürgerschaft« in Kraft. Es besagt, dass DDR- Bürgern, die das Land entgegen der Gesetze des Arbeiter- und Bauernstaates verlassen, die Staatsbürgerschaft aberkannt wird. Das betrifft alle DDR-Bürger, die vor dem 1. Januar 1972 in den Westen geflüchtet sind. Es betrifft auch Verwandte der Ausgereisten, die schon im Westen leben, aber noch die DDR-Staatsbürgerschaft haben. Mit dem Gesetz entfällt die strafrechtliche Verfolgung der ungenehmigten Ausreise. Es erlaubt zudem, dass die nun ehemaligen DDR-Bürger wieder einreisen dürfen.

Bis dahin mussten sie bei einer Rückkehr in die DDR, selbst wenn es nur eine Durchreise nach Westberlin war, mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Die rechtliche Grundlage zur Rückkehr von Republikflüchtigen fehlte und wurde von den „zuständigen Organen“ im Einzelfall bewertet.

Am 20. Februar 1967 hatte die DDR eine eigene Staatsbürgerschaft eingeführt. Das Land wollte damit seine Souveränität bestärken, doch die Bundesrepublik hat die Staatsbürgerschaft der DDR nie anerkannt, es zählte nur die Gesamtdeutsche.

1986: Gipfelrekord: Reinhold Messner besteigt alle Achttausender

Am 16. Oktober erklimmt "Himmelskönig" Reinhold Messner gemeinsam mit Hans Kammerlander den Gipfel des Berges Lhotse zwischen Nepal und China. Damit schafft es der Extrembergsteiger als erster Mensch der Welt alle Achttausender zu besteigen und das sogar ohne Flaschensauerstoff zu verwenden. 16 Jahre benötigte Reinhold Messner, um die 14 höchsten Berge dieser Welt etappenweise zu besteigen.


1989: Die bisher größte Montagsdemonstration in Leipzig

Rund 120.000 Menschen versammeln sich am 16. Oktober 1989 in Leipzig, um friedlich für Reformen, freie Wahlen und Meinungsfreiheit in der DDR zu demonstrieren. Es war die bisher größte Veranstaltung dieser Art. Einen Tag darauf wurde erstmals in der "Aktuellen Kamera" eine Diskussion über notwendige Reformen in der DDR geführt. Die "Tagesschau", die Nachrichtensendung aus dem Westen, berichtete viel umfangreicher über die Proteste in der DDR. Die Montagsdemonstrationen waren ein wichtiger Teil der friedlichen Revolution, die zum politischen Umbruch in der DDR führte.