Der "Sapo"
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04. Januar 2016, 18:53 Uhr
In seinen letzten Lebensjahren befahl Stalin seinen Automobilingenieuren die Entwicklung eines simplen und billigen Fahrzeugs für die Kriegsversehrten des kommunistischen Riesenreichs. Aber erst unter seinem Nachfolger Chruschtschow lief 1960 im ukrainischen Saporoshje der Kleinwagen Saporoshez SAS 965 vom Band. Das mit einem 30 PS starken Viertaktmotor ausgestattete Fahrzeug sah dem italienischen FIAT 600 recht ähnlich, war tatsächlich simpel und mit 2.200 Rubel auch noch einigermaßen preiswert.
In der DDR konnte man den traktorähnlich ratternden „Sapo“ ab Mitte der sechziger Jahre erwerben. Es gab ihn ohne Wartezeit und er war billiger als ein Trabant. Doch dafür musste das im Volksmund als „Kolchosentraktor“ verspottete Gefährt nicht selten bereits kurz nach der Auslieferung in die Werkstatt und seine Besitzer mussten sich den Spottvers anhören: "Wer früher einen Ochsen drosch, fährt heute einen Saporosh."
Der Saporoshez 966
1970 wurde ein rundum modernisierter Saporoshez vorgestellt – der Saporoshez 966. Er glich jetzt eher einem NSU, doch an der miserablen Qualität des Fahrzeugs hatte sich nichts geändert. So konnte man 1971 in einem Testbericht des DDR-Automagazins "Straßenverkehr" unter anderem über den SAS 966 lesen: "Der für einen Kleinwagen anfangs extrem große Wendekreis erwies sich bei näherer Prüfung als Nachlässigkeit in der Montage. Die Anschlagschrauben der Lenkhebel waren nicht entsprechend dem maximal möglichen Radeinschlag eingestellt"…