Lexikon Kleingärtner in der DDR: Der Garten als Hobby
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26. Mai 2010, 09:28 Uhr
Zur Erntezeit wurden Gummiringe und Einweckgläser knapp. Erntezeit war auch Einkochzeit. Glück hatte, wer einen Garten in einer der zahllosen Kleingartensparten am Rand der Städte besaß oder gepachtet hatte. Er hatte nun frische Gurken, Radieschen, Äpfel, Birnen, Johannisbeeren in Fülle und musste sich nicht in die langen Warteschlangen vor den Gemüseläden einreihen.
Tausende von Schrebergärten versorgten Teile der Bevölkerung mit Obst und Gemüse
Kein anderes Freizeitvergnügen fand so viele Anhänger wie die Hobby-Gärtnerei. Tausende von Kleingärten gab es zwischen Rügen und Thüringen. Sie erfüllten gleich drei Funktionen. Erstens dienten sie der Erholung des Kleingärtners, der bei Gartenarbeiten neue Kraft tanken konnte. Das war ganz im Sinne des Leipziger Arztes Daniel Gottlob Moritz Schreber, der im vergangenen Jahrhundert die Schrebergarten-Bewegung begründet hatte. Zweitens waren viele Sparten ausgewiesene Naherholungsgebiete für Spaziergänger der nächsten Umgebung. Und schließlich dienten die Mini-Plantagen in wachsendem Maße der Versorgung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse.
Der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) hielt seine Mitglieder dazu an, "durch die Produktion von Feingemüse, Qualitätsobst, aber auch durch Tierzucht" für eine "konstante Bereicherung für den Inlandmarkt und Export" (Meyers Neues Lexikon) zu sorgen. In nicht wenigen Kleingartensparten wurde deshalb reglementiert, wie groß Rasenflächen und bebaute Flächen sein dürfen. Besonders in neuangelegten Kleingartensparten schrieb das Statut vor, wo und in welcher Flucht die Gartenlaube zu stehen habe.
Kleinbürgerlich contra volkswirtschaftlich wertvoll
Trotz des enormen volkswirtschaftlichen Rangs der Arbeit der Kleingärtner wurde ihr Steckenpferd von strammen Parteigängern der SED naserümpfend als kleinbürgerlich eingestuft. Dennoch waren es auch SED-Genossen, die sich an den Wochenenden in ihrem Garten erholten. Die Wartelisten für einen billigen Pachtgarten waren besonders in den Großstädten lang. Bewerber brauchten viel Geduld. Nicht selten wurde eine Parzelle erst durch den Tod eines Pächters frei.