Lexikon des Alltags Betrieb

Betriebsessen | Betriebskinderferienlager | Betriebszeitung | Kombinat

26. Mai 2010, 09:23 Uhr

"Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen." Mit diesem geflügelten Wort war nicht die Höhe der Arbeitsproduktivität gemeint, sondern das "Wegfinden" von Materialien, die zu Hause gebraucht wurden, aber in den Geschäften oft nicht erhältlich waren. Der Begriff "Volkseigener Betrieb" (VEB) wurde in dieser Beziehung sehr weit gefasst. Betrieb war der Sammelbegriff für Firmen, dabei spielten die Größe und die Form des Eigentums keine Rolle. Neben VEB gab es u. a. genossenschaftliche, private und auch halbstaatliche Betriebe.

Kombinat

Kombinat war der Name für einen juristisch selbstständigen Großbetrieb mit einer hohen Konzentration der Produktion. In den Kombinaten wurden ursprünglich selbstständige Produktionsstufen auf Grund ihres engen technologischen Zusammenhangs vereinigt, Damit waren häufig ganze Produktionsketten von der ersten Bearbeitungsstufe bis zum Endprodukt unter einem Dach vereinigt. Strukturell ähnelten Kombinate damit Großkonzernen. Sie mussten allerdings unter planwirtschaftlichen Bedingungen selbst kleinste Produktions- oder Zulieferungsgrößen verplanen. Die Kombinate verfügten über zum Teil außerordentlich große Forschungskapazitäten.

Betriebsessen

"Futtern wie bei Muttern" war es nicht, aber viele Betriebskantinen bemühten sich zumindest um eine akzeptable Pausenversorgung. Das halbe belegte Brötchen kostete zwischen 30 und 40 Pfennige, die Tasse Bohnenkaffee 50 Pfennige. Mittags gab es einfache "Wahlessen" in der Regel zu 60 oder 96 Pfennigen pro Portion. Der Nachschlag war kostenlos. Den Rest zahlte der Betrieb. Oft versorgten große Betriebsküchen kleinere Betriebe, Kindergärten und Schulen mit.

Betriebsgesundheitswesen

Jeder große Betrieb hatte einen Betriebsarzt, der meist mit seiner Praxis auf dem Firmengelände vor Ort war. Seine Aufgaben umfassten u. a. Untersuchungen von Jugendlichen vor Beginn der Lehre, die Reihenuntersuchungen, die Hilfe bei Unfällen und akuten Krankheiten. Außerdem sollte er sich um den Arbeitsschutz kümmern, nahm die Vorsorgeimpfungen vor und stellte Krankenscheine aus. Kombinate hatten oft eigene Betriebsambulatorien – fast ein eigenes Krankenhaus, aber ohne Betten. In kleineren Betrieben oder Betriebsteilen hatte der Arzt meist zwei Mal die Woche Sprechstunde. Betriebskrankenschwestern waren vor Ort. Der Betriebsarzt hatte beim Arbeitsschutz allerdings keine Möglichkeiten diesen intern durchzusetzen. In der Realität hatte die Sicherung des ungestörten Betriebsablaufs Vorrang.

Betriebskinderferienlager

"Hurra, die großen Ferien sind da!", tönte es gleichzeitig an den Schulen, denn alle Schulkinder machten zur selben Zeit Ferien. Die Sommerferien dauerten acht Wochen. Sie endeten am Weltfriedenstag, dem 1. September. Arbeitnehmer konnten ihre Kinder meist bis zum Alter von 13 Jahren in die Betriebskinderferienlager schicken. Die wurden von den Großbetrieben unterhalten, ausgestattet und finanziert. Die Betriebe bemühten sich, ihre Ferienlager in schönen Gegenden einzurichten und den Mädchen und Jungen ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Die Reise ins Betriebskinderferienlager war sehr billig. Der 14-tägige "Durchgang" kostete die Eltern ca. zwölf Mark, inklusive Anreise, Vollverpflegung, Ausflügen usw. Kinderreiche Familien konnten sich von Unkostenbeitrag sogar befreien lassen.

Betriebszeitung

Sie wurden in allen großen Betrieben vierzehntägig oder einmal im Monat herausgegeben. Darin wurde von den Erfolgen bei der Planerfüllung bereichtet, von Sonderschichten, der letzten Betriebsfeier, von Hochzeiten und Todesfällen usw. Der Betriebszeitungsredakteur war dem Parteisekretär unterstellt. Jede Ausgabe musste ihm vor der Veröffentlichung vorgelegt und durch ihn genehmigt werden.

Betrieb der sozialistischen Arbeit Staatliche Auszeichnung, die seit 1969 an Betriebe, wissenschaftliche bzw. kulturelle Einrichtungen , an landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und Kooperationen verliehen wurde.