Bildung im Sozialismus Betriebsberufsschule (BBS) in der DDR
Hauptinhalt
11. Januar 2022, 10:39 Uhr
Die Betriebsberufsschulen, kurz BBS, zählten in der DDR zu den verbreitetsten Ausbildungseinrichtungen. Viele DDR-Bürger traten dort nach der Schulzeit ihre Lehre an. Ein kurzer Einblick in das System der Berufsschulen.
Inhalt des Artikels:
Die sogenannten Betriebsberufsschulen (BBS) waren Einrichtungen der Berufsausbildung, die den Volkseigenen Betrieben (VEB) und Kombinaten angeschlossen waren. 1946 begann der berufsbildende Unterricht in der Sowjetischen Besatzungszone zunächst in kommunalen Berufsschulen, gleichzeitig wurde jedoch damit begonnen, in Großbetrieben eigene BBS einzurichten, sodass 1950 bereits 700 derartige Berufsschulen existierten (1982: mehr als 1.000 mit über 600 Lehrwerkstätten). Einigen dieser BBS waren auch Abiturklassen angegliedert, in denen neben dem Facharbeiterabschluss gleichzeitig die Hochschulreife erlangt werden konnte (Berufsausbildung mit Abitur - BmA). Die Zahl der Lehrlinge an BBS stieg bis zum Ende der DDR kontinuierlich an. Für den "wissenschaftlichen Vorlauf" der Berufsausbildung und die Weiterbildung von Facharbeitern und Meistern sorgte das "Zentralinstitut für Berufsbildung".
Struktur einer BBS
Als Bestandteil eines einheitlichen sozialistischen Bildungssystems unterstanden die BBS jeweils dem Betriebsdirektor oder dem Leiter einer staatlichen Einrichtung. Zu den BBS gehörten meist eine Lehrwerkstatt für die berufspraktische Ausbildung, Unterrichtskabinette für theoretischen Unterricht sowie eine Turnhalle. Häufig gab es auch ein eigenes Lehrlingswohnheim (1984 waren in 1.340 Lehrlingswohnheimen ca. 25 Prozent der Lehrlinge untergebracht). Der Unterricht erfolgte nach Richtlinien und Rahmenausbildungsunterlagen, die von der Berufsfachkommission unter Anleitung des Staatssekretärs für Berufsbildung und des Zentralinstituts für Berufsbildung in Berlin ausgearbeitet wurden. Daneben bestanden weiterhin kommunale Berufsschulen und Zentralberufsschulen, an denen in den 80er-Jahren knapp ein Drittel der Lehrlinge ausgebildet wurden.
Die BBS bildeten ihre Lehrlinge zu Facharbeitern aus, bei mangelnder Eignung oder Schulbildung gegebenenfalls auch zu Teilfacharbeitern. Die Ausbildungszeit war je nach Ausbildungsberuf und Schulbildung des Lehrlings unterschiedlich lang: Mit Abschluss der 10. Klasse einer POS dauerte sie in der Regel zwei Jahre, bei einem Abschluss nach der 8. Klasse drei Jahre.
Ausbildungsberufe und Unterrichtsinhalte
Nachdem die Zahl der Ausbildungsberufe in den 60er-Jahren auf nahezu 1.000 angewachsen war, wurde sie schrittweise wieder reduziert. Mitte der 80er-Jahre waren schließlich 318 Ausbildungsberufe festgeschrieben. Jeder dritte Lehrling wurde nun in einem der 28 besonders breit profilierten Grundberufe ausgebildet. Die Ausbildungszeit gliederte sich dementsprechend in Grundlagenausbildung und Spezialausbildung. Grundberufe waren z.B. Baufacharbeiter, Zerspanungsfacharbeiter oder Elektrofacharbeiter. Zur beruflichen Spezialisierung boten sich dem Baufacharbeiterlehrling beispielsweise der Montage-, Stahlbeton-, Bewehrungs-, Tief- oder Mauerwerksbau an.
Darüber hinaus erhielten alle Lehrlinge allgemeinbildenden Unterricht (Deutsche Sprache und Literatur, Staatsbürgerkunde, Sport) sowie eine Ausbildung in Betriebsökonomie, Sozialistischem Recht, Grundlagen der Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, Grundlagen der Datenverarbeitung und der Elektronik.