Schiedsrichter-Legende Rudi Glöckner und das WM-Finale 1970
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04. Januar 2016, 16:17 Uhr
Wie hat Rudi Glöckner, Schiedsrichter-Legende aus Markranstädt bei Leipzig, von seinem Glück erfahren, dass der das WM-Finale 1970 leiten durfte? Kathrin Aehnlich hat Glöckner 1994 zu seinen wichtigsten Spiel befragt.
Bei der Fußballweltmeisterschaft wird nicht nur über die Leistungen der Sportler diskutiert, sondern ebenso über die Arbeit der Schiedsrichter. War es wirklich Abseits oder nicht? War die rote Karte berechtigt? Und immer die Frage im Strafraum: Schwalbe oder Foul?
Wer bestimmt, welcher Schiedsrichter ein Spiel pfeift? Nach welchen Kriterien wird der Schiedsrichter für ein Endspiel ausgewählt?
Auf welche Weise erfährt ein Schiedsrichter, dass er für das Endspiel nominiert ist? Rudi Glöckner, Schiedsrichter-Legende aus Markranstädt bei Leipzig, hatte dieses Glück 1970 in Mexiko. Die Entscheidung belegt die Anerkennung der FIFA, die Glöckner für seine Leistung bekam.
Sind auch Schiedsrichter vor einem Endspiel aufgeregt? Haben sie Angst zu versagen? Und wie bereiten sie sich darauf vor?
Auch ein Schiedsrichter absolviert während eines Endspiels unzählige Laufkilometer. Er muss immer auf der Höhe des Geschehens sein. Eine enorme physische Leistung, denn – nicht zu vergessen - die Fußballspieler sind oft nur halb so alt und als Profis gut trainiert, während das Schiedsrichteramt eine nebenberufliche Sache ist.
Es war die Diskussion während der Halbzeitpause: Mit Blick auf seine Uhr pfiff Rudi Glöckner im Spiel "Brasilien – Italien" beim Stand von 1:1 einen Freistoß und sofort danach zur Halbzeit ab. Er übersah, dass eben dieser Freistoß der Brasilianer im Tor landete und eigentlich die Führung für Brasilien gewesen wäre. Das Tor galt nicht. Hatte er danach Angst vor Protesten?
Obwohl ein Schiedsrichter unparteiisch sein sollte, hat er natürlich als Fußballkenner einen Blick für Qualität. Nach dem Turnier nannte Rudi Glöckner die brasilianische Mannschaft um Kapitän Pele, die beste Mannschaft, die Brasilien jemals zu bieten hatte.
Der Schiedsrichter verständigt sich auf dem Spielfeld weitestgehend mit der Pfeife, doch manchmal sieht man ihn auch mit den Spielern sprechen. Gibt es eine offizielle Fußballsprache? Und wie verständigen sich Schiedsrichter und Linienrichter. Beim Endspiel in Mexiko war es ein bisschen wie "Stille Post.
Was Sie schon immer mal einen Schiedsrichter fragen wollten: Was macht er in der Halbzeitpause? Muss er seine Schiedsrichterkleidung selbst kaufen? Tauscht auch er nach dem Spiel sein Trikot? Gibt es auch einen Ernährungsplan für Schiedsrichter? Und ist die Teilnahme am WM-Turnier eine Schlankheitskur?
Kurzbiografie Rudi Glöckner Rudi Glöckner, den seine Freunde "Glocke" nannten, wurde 1929 in Markranstädt bei Leipzig geboren. Er war Verwaltungskaufmann und legte 1952 die Schiedsrichterprüfung ab. Von 1959 bis 1977 leitete er insgesamt mehr als 250 Oberligabegegnungen; er pfiff viermal das FDGB-Pokalfinale, 1970 das Spiel um den Weltpokal, war bei den Olympischen Spielen 1964 und 1972, bei den Weltmeisterschaften 1970 und 1974 sowie bei der Europameisterschaft 1972 im Einsatz. Nach dem Ende seiner Schiedsrichterlaufbahn war Glöckner als Fußballfunktionär beschäftigt, unter anderem in der Schiedsrichterkommission der UEFA. Rudi Glöckner starb 1999 in seiner Heimatstadt. Das Fußball-Magazin "Kicker" schrieb in einem Nachruf: "Rudi Glöckner war ein Freund der Spieler. Den Holzer bestrafte er, den Techniker schützte er, dem Meckerer verzieh er."