Literarische Verarbeitung Bertolt Brecht und der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
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04. Januar 2016, 18:29 Uhr
Der Schriftsteller Bertolt Brecht unterstützte auch nach dem 17. Juni 1953 die SED, aber es kam zu einer deutlichen Distanzierung. Noch am Tag des Volksaufstandes hatte er an Walter Ulbricht geschrieben. In einem bitterbösen Gedicht verarbeitete er die Ereignisse auch literarisch.
In diesem Brief bekundete er seine Verbundenheit mit der SED: "Die große Aussprache mit den Massen über das Tempo des sozialistischen Aufbaus wird zu einer Sichtung und zu einer Sicherung der sozialistischen Errungenschaften führen. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen in diesem Augenblick meine Verbundenheit mit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auszudrücken."
Kurt Barthel beschimpft die Arbeiter
Am 20. Juni erschien im "Neuen Deutschland" eine Abrechnung des Sekretärs des Schriftstellerverbandes Kurt Barthel (KUBA) mit den Bauarbeitern der Stalinallee:
"Schämt ihr euch auch so, wie ich mich schäme? Da werdet ihr sehr viel und sehr gut mauern und künftig sehr klug handeln müssen, ehe euch diese Schmach vergessen wird." Weiter schrieb Barthel: "Zerstörte Häuser reparieren, das ist leicht. Zerstörtes Vertrauen wieder aufrichten ist sehr, sehr schwer."
Brechts Reaktion auf die Bauarbeiter-Schelte
Als Brecht das gelesen hatte, veranlasste es ihn zu dem berühmten bitterbösen Gedicht "Die Lösung":
Nach dem Aufstand des 17. Juni
Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Zeitreise | Aufstand und Protest - Für welche Ideale lohnt es sich zu kämpfen | 11. Juni 2023 | 22:00 Uhr