Das erste öffentliche Ehepaar der DDR: Frank Schöbel und Chris Doerk
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06. Dezember 2021, 15:35 Uhr
Sie waren das erste öffentliche Ehepaar der DDR: Frank Schöbel und Chris Doerk. Sie sangen fröhliche Lieder, sahen sexy aus und galten als das Aushängeschild eines strahlenden Sozialismus. Doch im verflixten siebten Ehejahr kam das Aus. 2011 gingen sie wieder gemeinsam auf Tournee.
Frank Schöbel, Sohn einer Leipziger Opernsängerin, lag die Musik schon früh im Blut. Als Kind sang er beim Thomanerchor vor und landete 1964 zunächst beim Gesangsensemble der DDR-Volksarmee. Auch die junge Chris Doerk träumte schon früh von einer Karriere als Schlagersängerin. Die Schaufenster-Dekorateurin aus dem sächsischen Großenhain hatte Glück: Sie wurde bei einer Talentsendung im Fernsehen entdeckt.
Erste Begegnung
In "Herzklopfen kostenlos" erwärmte Schöbel sein Herz für die hübsche Sängerin. Er nahm "Witterung auf", wie er heute sagt. Allerdings glaubte er lange nicht an eine Chance bei der schönen Chris. Doch auf einer Veranstaltung begegneten sich die beiden aufgehenden Sterne erneut, man kam sich näher. Schöbel holte Chris Doerk mit ins Gesangsensemble der Volksarmee - und stand ihr auch sonst zur Seite. Die beiden 24-Jährigen traten an, als Traumpaar die ostdeutsche Schlagerszene zu erobern.
Die Stimmen passten sehr gut. Auch optisch sahen wir ja streckenweise aus wie Geschwister. Als wir das erste Mal im Fernsehen waren, war klar, dass die Leute da unwahrscheinlich drauf abfuhren.
Im Scheinwerferlicht
Zum ersten Schlagerwettbewerb der DDR 1967 traten Chris Doerk und Frank Schöbel, damals wohnten sie schon zusammen, mit einem gemeinsamen Lied auf. Der Erfolg war überwältigend.
Ich weiß noch, 900 Titel wurden eingesandt. Ich saß zu Hause, schrieb auch einen am Klavier. Chris war in der Küche, hat abgewaschen und zweite Stimme gesungen, ich stürzte in die Küche und meinte, da können wir doch ein Duett draus machen. Dieter Schneider hat dann den Text geschrieben und dieser Titel gewann – haushoch, muss ich sagen.
In dieser Zeit wurde der smarte Frank Schöbel, von manchen als "Zonen-Elvis" bezeichnet, für den DEFA-Film entdeckt. In "Heißer Sommer" stand das frisch verheiratete Paar Schöbel und Doerk gemeinsam vor der Kamera. Die leichte Liebesgeschichte wurde in der DDR Kult. Das öffentliche Interesse an ihrem Privatleben stieg immens und nahm für die DDR untypische Ausmaße an. Nach der Geburt ihres Sohnes Alexander wurde sogar direkt vom Babybett aus berichtet.
Das hat mich sehr genervt, auch mit diesem ollen Licht auf dem Kind. Wir sind praktisch fast gezwungen und überredet worden, so dass wir gar nicht mehr aus der Nummer raus konnten. Ich wollte es wirklich nicht.
Fans bei der Staatsspitze
Auch der DDR-Staatsführung gefiel die Beliebtheit des Schlagerpaars. Als die Republik um internationale Anerkennung kämpfte, kamen Chris und Frank gerade recht. Sie sollten das "strahlende Antlitz des Sozialismus" repräsentieren. Vereinnahmen lassen wollten sich die beiden aber nicht.
Ich war nie in der Partei, nie im FDGB. Ich hab schon mein Ding gemacht. Durch die Armee war ich aus allem raus. Das war wunderbar. Aber ich war schon so was wie: Der ist auf unserer Seite. Das haben die Leute schon gedacht.
Sonnyboy Frank durfe 1972 sogar als erster Schlagersänger aus dem Osten im Westfernsehen auftreten. Ehefrau Chris konnte ihn begleiten.
Traumpaar adé
1974 hieß es plötzlich: Traumpaar ade! Chris Doerk und Frank Schöbel reichten die Scheidung ein. Über die genauen Gründe sprechen die beiden bis heute so gut wie gar nicht. Es war eine Trennung, die nicht nur die Fans in Aufruhr versetzte, sondern auch die Staatsführung bewegte.
Ich weiß von einem Genossen, dass andere Genossen mit ihm geredet haben und sagten: Ihr müsst die wieder zusammentun.
2011, 37 Jahre später, sind sie wieder zusammen – zumindest auf der Bühne. Auch wenn sie manchmal wie ein altes Ehepaar wirken: ein Liebes-Comeback, sagen sie, ist ausgeschlossen.
Wir gehen freundschaftlich miteinander um, wie das in unserem neuen Duett heißt, 'wie Bruder und Schwester' und das ist schön.
(zuerst veröffentlicht am 20.12.2011)
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:
Gäste zum Kaffee | 13.06.2016 | 16:30 Uhr
artour: Chris und Frank | 13.01.2011 | 22:05 Uhr